Dieser Bericht beschreibt zwei spannende und amüsante Reisen in den Süden
Spaniens, das Land der Gegensätze. Andalusien ist der unterentwickelte Süden
Spaniens; das Stiefkind. Ein karges, trockenes und heisses Land, oft herrscht Wassermangel.
Es gibt wenig Industrie, die Leute leben hauptsächlich von der Landwirtschaft und
vom Tourismus. Die Ländereien gehören wenigen Großgrundbesitzern.
Landarbeiter ohne Grundbesitz hängen stark von der Arbeitsvergabe zur
Erntezeit ab. Kein einfaches Leben, kein Luxus. Doch trotzdem erlebt man
gerade bei der einfachen Bevölkerung eine unheimliche Lebensfreude - ein Funke,
der überspringt...
Jahrhundertelang lebten hier so gegensätzliche Kulturen nebeneinander,
Christen, Araber und Juden lernten voneinander und ergänzten sich.
Von all dem hat sich Andalusien bis heute ein Stück bewahrt.
Ein Land mit Küsten und weiten Stränden, Bergketten und Naturschutzgebieten,
abgelegenen, kleinen Dörfern und großen, sehenswerten Städten wie Sevilla,
Granada, Córdoba mit ihren großen Kulturschätzen.
Uns selbst hat diese südlichste Provinz des spanischen Festlandes so sehr beeindruckt, daß wir auch heute noch jede Gelegenheit nutzen um hier Halt zu machen, ein paar Tapas zu essen, ein paar Weine zu trinken. Andalusien kann nur schwer mit anderen Teilen Spaniens verglichen werden...
Irgendwann vor ein paar Jahren, spukte uns das Hirngespinst im Kopf herum,
daß wir ja mal nach Südspanien fahren könnten - schließlich kannten wir
diesen Flecken Spaniens bisher noch nicht. Gesagt, getan: Hat man erstmal
Pläne gemacht, so ist eine Reise auch sehr schnell vorbereitet!
Es wird Lektüre besorgt, gelesen und mögliche Routen vorbereitet.
Auf die Frage, mit welchem Gefährt wir denn diesmal reisen sollten,
bot sich unser Motorradgespann an (eine BMW R90 S mit englischem Hedingham
Seitenwagen).
So wurden dann im Frühsommer die Reisepläne in die Tat umgesetzt, Zelt und
Campingsachen in den Seitenwagen gepackt, das Motorrad mit zwei Koffern
bestückt - und los...
Und so stand unser Urlaub unter dem Motto "Eine Panne kommt selten allein!"...
Das Gespann an einer Tankstelle |
Wir starteten früh morgens ab Bad Honnef am Rhein, durchquerten die immer
kühle Eifel, Luxemburg und Lothringen. Hinter Nancy verliessen wir die
Autobahn und fuhren quer über die Dörfer immer weiter nach Frankreich hinein.
Irgendwann bemerkten wir ein leises Quietschen und (da wir mit der Maschine
auch noch keine weiten Strecken zurückgelegt hatten) horchten wir aufmerksam
nach allen Seiten. Das Geräusch schien vom Hinterrad zu kommen.
Wir hielten bei der nächsten Gelegenheit...
Die Ölablaßchraube des Hinterradantriebs fehlte (und das Öl auch..).
"Na, das fängt ja gut an" - "U...!!! (der Besitzer der Werkstatt) Mann,
wie zieht der denn die Schrauben an!!??"
Na ja, passiert ist passiert - und wir packen das Werkzeug aus! Es wird
gebastelt, denn mitten auf der Landstraße können wir keine Hilfe erwarten.
Einfüllschraube nach unten verlegt - oben mit Packbank und Plastik
provisorisch abgedichtet und behelfsweise Motoröl in den Antrieb gekippt.
Nach einigen Kilometern fanden wir eine Tankstelle, wo man uns zwar nicht
weiterhelfen konnte, aber gutes Getriebeöl verkaufte (wenigstens etwas).
Man sagte uns, daß wir bis Troyes fahren müßten, um Ersatzteile bekommen
zu können. Also weiter...
In Troyes fanden wir auch auf Anhieb einen sehr günstigen Campingplatz. Der Besitzer war außerordentlich hilfsbereit und telefonierte sofort mit einer Werkstatt - Moto Martin. Wir konnten die Maschine (obwohl schon 18:00 Uhr abends) vorbeibringen und der Meister sah sich den Antrieb noch am gleichen Abend an. Doch was er sah, sah nicht gut aus! Das Kugellager hatte sich schon zu Spänen aufgerieben - es mußten Ersatzteile bestellt werden. Also gab's für uns einen kurzen Zwangsurlaub in Troyes...
Troyes ist ein mittelalterliches, hübsches Städtchen in der Champagne - an den Ufern der Seine, die hier im Gebiet entspringt. Sehenswert ist die Altstadt mit Fachwerkhäusern aus dem 15./16. Jhd., die Kathedrale von Troyes wurde um 1200 erbaut, erst 1630 fertiggestellt...
Als unsere Maschine wieder fahrbereit ist, geht's weiter quer durch Frankreich, Richtung Baskenland. Dies ist für uns immer ein obligatorischer Haltepunkt, da hier ein Familienbesuch eingeplant wird und so ganz nebenbei der hier übliche Brauch des "Poteo" (Weinchen trinken gehen) in vollen Zügen genoßen wird!
Auch in Madrid war diesmal Familienbesuch angesagt, aber irgendwie war es ein
Fehler mit dem Gespann in das Verkehrschaos zu fahren...
Wir fuhren gerade eine 6 spurige Hauptstraße entlang, als von hinten ein
kleines Motorrad angebraust kam und rechts überholte.
Im gleichen Moment zog ein Bus aus seiner Spur, das Motorrad legte sich schräg
vor unseren Seitenwagen und aus Reflex wollte Emilio ausweichen
(was man mit einem Gespann doch besser nicht machen sollte!)
Auf jeden Fall geriet das Gespann auf einen schraffierten, rutschigen
Mittelstreifen und beim nächsten Bremsmanöver stellte sich das Vehikel quer
und überschlug sich. Wir schlitterten beide noch einige Meter die Straße
hinunter, der Schuldige machte sich aus dem Staub...
Polizei fuhr zwar vorbei, hatte aber gerade Schichtwechsel und kümmerte sich
nicht weiter um den Menschenauflauf. Als dann endlich zwei Beamte den Unfall
aufnehmen wollten, waren schon 1,5 Std. vergangen. Nach ca. zwei Stunden kam
dann auch ein Krankenwagen, doch voller Wut lehnten wir jegliche Behandlung ab!
Das Gespann hatte schwere Schäden und war mal wieder nicht fahrtauglich,
doch die BMW Werkstatt in der Nähe wollte es vor 6 Monaten nicht annehmen
(Schade, aber in 6 Monaten wollten wir eigentlich wieder zu Hause sein...!).
Nach langem telefonieren fanden wir einen Abschleppdienst, der auch Gespanne
transportieren konnte - und die Leute empfahlen uns eine wirklich gute
Werkstatt: Moto Canarias. Diese jungen Leute waren überaus nett und bemühten
sich die Maschine mit Gebrauchtteilen wieder fahrtüchtig zu bekommen.
Sie waren so begeistert, daß selbst benachbarte Werkstattinhaber mithalfen.
Die GFK-Reparaturen an Seitenwagen und Lampenverkleidung wurden sogar kostenlos
durchgeführt!
Wir waren mit einem Schrecken, blauen Flecken und Prellungen davongekommen, doch am nächsten Morgen fiel das "aus dem Bett kommen" doch verdammt schwer...
Nach weiteren 4 Tagen Verzögerung brachen wir dann endlich auf Richtung Süden - mit einem etwas flauen Gefühl im Magen. Wie viele Pannen würden uns denn noch bevorstehen?
Auf dem Campingplatz in Valdepeñas |
Wir waren erst nachmittags los gekommen, wollten aber auf keinen Fall noch eine Nacht in Madrid verbringen und so übernachteten wir auf einem Camping auf der Meseta in der Nähe von Valdepeñas. Es war mehr oder weniger ein Acker, aber war uns egal: hauptsache Ruhe, frische Luft...
Am nächsten Morgen hieß es Zelt einpacken und durchstarten: Landstraße,
links und rechts goldgelbe Felder, seichte Hügel - und vor uns erhoben sich
die dunklen Berge der Sierra Morena.
Die Passstraße des Desfiladero de Despeñaperros hinter uns gelassen, nahmen
wir direkten Kurs auf Córdoba.
Córdoba: die Stadt der Künste und Wissenschaften, an den Ufern des Guadalquivir und zu Füßen der Sierra Morena... 711 n.Chr. wurde die Stadt von den Arabern eingenommen und 719 war sie bereits Sitz eines Emirats unter der Herrschaft des maurischen Omaijaden-Königs Abd-er-Rahman I. 929 ernannte Abd-er-Rahman III.dieses Emirat zum unabhängigen Kalifat und sonderte sich somit vom Ersten Kalifat in Damaskus ab. Córdoba war zu dieser Zeit eine der wichtigsten Städte der Welt, zählte mit all seinen Studenten eine halbe Million Einwohner. Es gab etwa 3000 Moscheen, eine berühmte Universität und eine der berühmtesten Bibliotheken, mit ca. 400.000 Büchern! Gerade in Städten wie Córdoba lebten viele erschiedene Kulturen nebeneinander, ohne sich gegenseitig zu behindern oder gar zu verfolgen. So ergänzten sich Arabische, Christliche und Jüdische Kultur in wunderbarer Weise. Soviel zum kurzen historischen Hintergrund.. |
Puente Romano |
Maurische Wassermühle |
Wir schlugen also unser Zelt auf dem Camping "El Brillante" auf, zwischen
großen schattigen Eukalyptusbäumen.
Wir hatten viel Zeit zu bummeln und zu schlendern, sahen uns die Juderia, die
engen Gassen des alten Judenviertels an, die mit bunten Blumen dekorierten
Häuser, den Alcazár, die Puente Romana, welche über den Fluß in ein anderes
Stadtviertel führt, und das alte arabische Schöpfrad unten am Fluß.
Eine der größten Sehenswprdigkeiten Córdobas, die Mezquita, blieb wegen
eines Generalstreikes geschlossen und war daher nur von außen zu betrachten.
Die Mezquita: eine der größten und bedeutensten Moscheen der islamischen Welt. Ihr Bau wurde 785 n.Chr. im Auftrag Abd-er-Rahman I. begonnen. Im Inneren der Moschee befinden sich weit über 800 Marmorsäulen und unzählige, rot-weiß-gestreifte Bögen. Im Halbdunkel erscheinen immer mehr Säulen, reich verzierte, leicht spitz zulaufende Bögen, die übereinander zu einer Art Tor angeordnet sind. (Wir wissen das, weil wir später noch Gelegenheit hatten, die Mezquita zu besichtigen) Wenn man diese Säulentore passiert, so kommt man zum Mihrab, dem Allerheiligsten. Dort befindet sich eine riesige, ausgeschmückte Kuppel. Nach der Rückeroberung Spaniens durch die Christen, wurde zunächst eine kleine christliche "Kapelle" in die Mitte der Moschee gebaut, die leider später durch eine große Kathedrale erweitert wurde, die den Gesamteindruck des maurischen Bauwerks doch stört. (Kommentar: warum kann man einmalige Bauwerke nicht so lassen, wie sie errichtet wurden. Es gibt weiß Gott genug Kathedralen). |
Reiter und Kutsche |
Kinder tanzen |
Tänzerinen |
Zu unserer großen Überraschung waren wir gerade zur Zeit der Feria in Córdoba,
das größte Fest der Stadt...
Die Innenstadt wurde für PKWs gesperrt, am Straßenrand sicherten sich die
sogenannten Peñas (Vereine) ihre Plätze, es gab reichlich zu Essen, zu
Trinken, laute Musik, Aufführungen, Tänze...
Die Herren kamen natürlich hoch zu Roß, die Frauen in ihren bunten
Trachtenkleidern, es wurde getanzt, gesungen, gelacht.
Noch ein abschließendes Wort zum Wein: der Fino von Córdoba kommt aus der
Gegend Montilla-Moriles und wird fast ausschließlich aus der Pedro-Ximénez
Traube gewonnen. Natürlich gibt es auch die geschmacklich milderen
(aber auch alkoholhaltigeren) Sorten Amontillado und Oloroso, aber es wird
dort hauptsächlich der Fino getrunken...
Da haben wir uns auf der Feria natürlich voll angepaßt... - und es ist
unglaublich was man im Laufe eines Abends so wegtrinkt: acht Flaschen Fino
leerten wir (allerdings kleine), wir waren danach natürlich ensprechend voll!
Bis zur siebten Flasche hatten wir noch gar nichts gemerkt, aber die achte
Flasche war nicht gut. Zum Glück befanden wir uns da schon auf dem Heimweg,
haben uns spät in der Nacht auf's Ohr gehauen und am nächsten Tag noch nicht
mal einen dicken Schädel gehabt.
Weinkellerei Bodegas Terry |
Nach ein paar Tagen zogen wir dann weiter in den Süden, in die Provinz Cádiz -
nach Puerto de Sta.Maria.
Dies ist ein kleines Städtchen mit Industriehafen unten an der Küste zwischen
Jerez de la Frontera und der Provinzhauptstadt Cádiz.
Puerto de Sta.Maria hat einen sehr hübschen (wenn auch nicht gerade billigen)
Campingplatz in einem Pinienwäldchen. Großzügige Parzellen, saubere, große
Sanitäranlagen (mit Musik!).
Da wir - aus Platzgründen - auf Campingstühle und Tisch verzichtet hatten,
waren wir nicht unfroh über die großen, schwarzen Käfer, die uns beim Essen
die Ameisen vom Hals hielten.
Pto. de Sta.Maria liegt am Rio Guadalete. Die Flußmündung in der Bucht ist ein optimaler Hafen für Sport- und Segelboote, sowie für Frachter. Hier unten wird nämlich ein Großteil der Sherries verladen - womit wir bei einer weiteren Attraktion von Pto. de Sta.Maria sind: den Bodegas. Namenhafte Bodegas, wie Terry, Osborne und andere befinden sich hier.
Außerdem gibt es unzählige Bars und kleine Bodegas, wo man alle Sorten von Sherry/Jerez probieren kann. Am häufigsten wird auch hier der Fino getrunken, oder die Manzanilla, eine Besonderheit der Küstenregion. Die Manzanilla wächst auf salzigeren Böden, nahe der Küste und schmeckt daher etwas strenger / herber...
Sofern man nicht schon so viele Tapas (kleine Zwichenmahlzeiten zum Bier oder Wein) bestellt hat, daß sich eine komplette Hauptmahlzeit erübrigt, findet man einige Fischrestaurants entlang der Straße am Fluß - es gibt sogar einen recht preiswerten Chinesen.
Außer den oben genannten Sehenswürdigkeiten gibt es noch Überreste eines maurischen Alcázars und Bootsfahrten nach Cádiz.
Auf unseren Ausflug nach Jerez de la Frontera werde ich hier nicht näher
eingehen, dazu im zweiten Kapitel..
Kurz zu den Sehenswürdigkeiten in Jerez: neben einer kleinen Mezquita und
einem Alcázar gibt es natürlich die berühmten Bodegas Gonzales Byass und
Pedro Domécq, welche man auf Anmeldung hin besichtigen kann.
Außerdem eine bekannte Rennstrecke und die Vorstellungen der berühmten
tanzenden Pferde der Spanischen Hofreitschule.
Christusbild an einem Haus |
Die Hauptstadt Cádiz (auch La Isla genannt, da sie auf einer Halbinsel liegt
und nur über eine schmale Landverbindung zu erreichen ist) hat eine hübsche
Altstadt und einen großen Fischerei- und Industriehafen. Hier legen die
großen Fähren nach Afrika ab.
Die Kathedrale war jedoch wegen Renovierungsarbeiten geschlossen (wir hatten
mal wieder den optimalen Zeitpunkt abgepaßt !!!) und so begnügten wir uns
mit einem Bummel durch die verzweigten Altstadtgassen, so ganz ohne Ziel und
ohne Hektik.
Schließlich fuhren wir weiter ostwärts, immer an der Küste entlang, bis nach Tarifa, der südlichste Punkt der iberischen Halbinsel. Eigentlich hatten wir hier einen Aufenthalt eingeplant, doch dunkle Regenwolken hatten uns schon die ganze Zeit begleitet und dann fing es auch an zu schütten wie aus Kübeln! Wir waren gerade am Punta Marroquí, die Atlantik vom Mittelmeer trennt. Es wehte ein ziemlich harter Wind, wir deckten den Seitenwagen ab und suchten selbst etwas Schutz im Windschatten eines geparkten Busses. Der Regen perlte von unseren Motorradhelmen ab. Nein, hier wollten wir eigentlich nicht zum Campen bleiben - war uns zu ungemütlich!
Wir hofften, daß 'gen Osten das Wetter besser würde und tatsächlich hörte es auf zu regnen. Wir übernachteten also bei Málaga. Jedoch war der Wind noch so stark, daß wir alle zur Verfügung stehenden Leinen am Zelt verspannten, zusätzliche, starke Heringe einschlugen und diese mit dicken Steinbrocken beschwerten.
Zum Abendessen gab's eine aufgewärmte Fabada Asturiana (nordspanischer Eintopf mit dicken weißen Bohnen und verschiedenen Wurstsorten), bald legten wir uns schlafen... der Sturm zerrte die ganze Nacht an unserem Zelt!
Am nächsten Morgen dann, ging es wieder Richtung Norden, in die Berge - immer
auf der Flucht vor dem schlechten Wetter!
Ein äußerst kurvenreiches Bergsträßchen führte uns zur Hauptstraße
zwischen Antequera und Granada, die sehr gut ausgebaut ist. Schließlich
erreichten wir Granada und suchten einen Campingplatz an der Hauptstraße im
Westen von Granada auf (Camping Maria Eugenia).
Granada: Stadt am Fuße der Sierra Nevada. 1238 nahm der Nasriden Fürst Muhamad Ibn Ahmar Granada in Besitz und erklärte es zum Königreich. Während der Belagerung Jaéns durch Ferdinand II von Kastillien unterstellte sich der Maurenkönig dessen Schutz, zahlte ihm Tribut und leistete Waffendienste. So bestand Granada lange Zeit eigenständig und galt als letzter Sitz der Mauren in Spanien während alle anderen Reiche bereits zurückerobert waren. (So ergaben sich 1485 Ronda, 1487 Malaga und 1488 Almeria) Schließlich wurde auch Granada 1492 von den Katholischen Königen (Los Reyes Cathólicos), Ferdinand II von Aragón und Isabel I von Kastillien, zurückerobert und die Reconquista abgeschlossen. So war Granada die letzte maurische Hochburg in Europa, bevor das dunkle Kapitel der Inquisition anbrach... |
Der Löwenhof in der Alhambra |
Der Generalife |
Jedenfalls waren die Leute auf unserem Campingplatz sehr nett.
Unter anderem der Hausmeister, ein Sohn arabischer Familie.
Eines Abends, als wir auf unserem kleinen Gaskocher (welcher mangels Tisch
auf der Erde betätigt wurde) einen Reistopf mit Huhn und Gemüsen
zubereiteten, wurden wir von einem streunenden Hund belästigt...
Dieser war zwar recht hübsch, doch er näherte sich dem Topf so verdächtig
nahe und ließ sich auch nicht vertreiben, daß wir befürchteten , er würde
uns das einzige Hühnerbein, das wir gekauft hatten, stehlen.
Emilio bat den Hausmeister etwas zu unternehmen...
"Um Gottes Willen! Ich bin Moslem, wenn ich den Hund berühre muß ich sieben
heilige Waschungen vornehmen ....!!! so begründete der Hausmeister.
Also packte Emilio kurzerhand den Hund in den Kofferraum von Hausmeister's
Auto und dieser fuhr fort.
Als er schließlich nach einer halben Stunde wiederkam und wir uns nach dem Befinden des Hundes erkundigten, so sagte er : " Den habe ich ein paar Kilometer von hier ausgesetzt, bei einem anderen Campingplatz, damit er nicht wiederkommt." Das fanden wir eine gute Idee und das Beste für alle Beteiligten! (außer für die Gäste des anderen Campingplatzes - vielleicht?)
Zu den Sehenswürdigkeiten Granadas gehören, neben der wunderschönen Altstadt
mit ihren engen Gassen und Bars, der Sacromonte, ein Viertel etwas außerhalb
auf einem Hügel gelegen, die Kathedrale und natürlich die Alhambra - ein
absolutes Muß!
Vom Campingplatz aus fahren Busse mehrmals täglich ins Stadtzentrum.
Alhambra: Sie wurde im 13. Jhd. von den Nasriden erbaut und am 2. Januar 1492 , als Granada von den spanischen Königen zurückerobert wurde, übergab der letzte Maurenkönig - Abu Abdullah "Boabdil" - die Alhambra kampflos und unversehrt den katholischen Königen Ferdinand II von Aragón und Isabella I von Kastillien. Sie gilt als eines der schönsten Beispiele islamischer Architektur. Von außen stechen mächtige Mauern und Wachtürme ins Auge: eine wehrhafte Festung, hoch über der Stadt... Jedoch von innen zeigt sich ein ganz anderes Bild: ein Märchen aus 1001 Nacht... Arkadengesäumte Innenhöfe, enge Verbindungsgänge, Gärten und Brunnen, ver- winkelte, verschachtelte Räume, halboffene Vorhallen. Tore und Fenster mit Rundbögen, Säulen, immer wieder Pflanzen, die einen Übergang von den hellen Innenhöfen zu den halbdunklen Arkadengängen bilden. Unser Eindruck war: ein Paradies... |
Unser Aufenthalt in Granada war nicht so lang, aber die Eindrücke dafür um
so stärker!
Schon bald haben wir das Zelt abgebaut und das Gespann wieder gepackt und
befinden uns auf dem Weg nach Süden, zur Alpujarra, dem Bergland der südlichen
Sierra Nevada. Die Alpujarra bedeutete schon Abschied für "Boabdil" und seine
Gefolgsleute, denn hierher zogen die geschlagenen Mauren vor ca. 500 Jahren ab;
die Alpujarra war auch unser Abschied - irgendwie...
Doch wir hatten jetzt erstmal 200 km Kurven vor uns, bergauf, bergab - für das
beladene Gespann recht belastend, aber auch für Emilio nicht einfach. Es war
ein klarer, heller Tag - mal ohne Regen. Irgendwann fing die Maschine dann an
zu stottern, hatte die ersten Fehlzündungen. Wir hatten das Bergland hinter
uns gelassen und fuhren die Küstenstraße entlang.
Die sich nun häufenden Fehlzündungen und die Tatsache, daß die Maschine nur
noch auf einem Zylinder lief, liessen uns in Almería Halt machen.
Der Campingplatz liegt direkt an der stark befahrenen und engen Küstenstraße.
Unterhalb des Campingplatzes befand sich gerade eine Baustelle und so kam es,
daß die LKWs direkt vor unserem Zelt vorbeifuhren, um wenige Meter weiter ihre
Ladung abzuladen. Als wir dann am nächsten Morgen den Kaffee aus Versehen mit
Salzwasser kochten, war mal wieder alles perfekt...
Den ganzen Nachmittag versuchten wir den Fehler an der Maschine zu finden, aber leider vergebens. Doch nuzten wir die Gelegenheit, um direkt Zündkerzen zu wechseln und Ventilspiel einzustellen.
Am nächsten Morgen wollten wir mit Dominic, dem hilfsbereiten Campingplatzbesitzer,
zur Werkstatt fahren.
Natürlich mußte auf dem Weg zur Werkstatt der Gaszug reissen (..normal!).
Dominic und Emilio besorgten Ersatzteile; ...dies dauerte über eine Stunde.
Es waren Drahtzüge aus einem Fahrradladen, da Werstätten (angeblich) nicht
die passenden Teile hatten. Wir saßen mal wieder am Straßenrand und schraubten.
Es war mittlerweile für uns ein vertrautes Gefühl.
Da war noch das Problem mit dem Zylinder und den Fehlzündungen, doch in der
BMW Werkstatt wollte man das Motorrad nicht vor 4 Tagen annehmen (ich glaube,
das hatten wir schonmal!).
Also packte Emilio vor der Werkstatt demonstrativ das Werkzeug aus und wir
fingen an zu prüfen - gingen systematisch alle Möglichkeiten durch.
Um 18:00 Uhr abends war das Problem dann behoben - neue Kontakte für 800 Ptas.
(Pech für BMW!). Doch wir hatten einen riesigen Hunger und fuhren erstmal
zurück zum Camping, um etwas zu essen. So hatten wir doch noch einen
ungewollten Zwischenstop in Andalusien.
Doch am nächsten Tag ging es endgültig Richtung Norden - durch die weiten
Ebenen von Albacete, La Mancha, nach Cuenca. Hier wollten wir nochmal Halt
machen, um uns die verzauberte Stadt anzusehen:
La Ciudad Encantada...
La Ciudad encantada |
Die verzauberte Stadt |
Die Nacht in Cuenca war kalt, es regnete und es war nur wenige Grad über dem
Nullpunkt. Cuenca liegt auf ca. 1000m Höhe.
An den Ufern des Rio Júcar sieht man die hängenden Häuser, die förmlich
an den Felsklippen "kleben".
Die Straße führt durch Felsschluchten. Seltsame Felsformationen haben so
unheimliche Namen wie: La Ventana del Diablo - das Fenster des Teufels
Doch dann kommen wir zur Ciudad Encantada:
dort im lichten Kiefernwald stehen riesige Felsen, von Wind und Regen
abgetragen, rundgeschliffen. Sie sehen aus wie riesige Pilze, Kegel, Bögen...
Man könnte Stunden durch die "verzauberte" Landschaft schlendern, aber leider
haben wir nicht so viel Zeit. Wir müssen weiter.
Und so führt uns der Weg nach Guadalajara, sozusagen an den Bretterzaun,
hinter dem die Welt zu Ende ist. Schmale Straßen, absolut ohne Gegenverkehr
(also wenn man hier eine Panne hat, sieht man alt aus)...
Hier mal ein kleines Dorf, dann wieder 50 km nur Landschaft. Der Himmel ist mit
dunklen Wolken verhangen, aber wir geniessen es, durch die Einsamkeit zu fahren.
Den schlechten Zustand der Straßen nehmen wir schon gar nicht mehr wahr.
Um so mehr verblüfft es uns, als wir auf einen neuen Straßenabschnitt kommen,
breit und richtig gut ausgebaut. Wir sind so begeistert das wir wohl gar nicht
merken, daß unsere Strecke eigentlich auf der schlechten Straße weiterging...
Emilio gibt richtig Gas - doch was ist das?!!? (Unser Glück war nur von kurzer
Dauer) Gelbe Warnschilder:
Atención - obras en la calle / Achtung - Straßenarbeiten...
Vollbremsung.. - ja... - zu spät!
Da hört die Straße einfach auf! Huiii- über einen Absatz und schon stehen
wir mit den Gespann im Matsch!
Da führt noch ein schmaler Weg in ein Dorf und hinter dem Dorf befindet sich
nur noch weite Landschaft, die am Horizont mit Tafelbergen abschließt. Schade,
war wohl nix! Umkehr.
Es geht weiter durch Guadalajara, dann durch Aragón bis nach Beasain, wo wir
(wie immer) übernachten.
Eine weitere Übernachtung in Frankreich, Chateau Renault in der Nähe der
Loire (inzwischen für uns ein fest eingeplanter Zwischenstop) und dann in
einem Rutsch nach Hause. Na ja, nicht so ganz...
So etwa 20 km vor Düsseldorf fiel dann noch, zur Krönung des ganzen
Pannenurlaubs, der Auspuff der Maschine ab (aber das war schnell wieder behoben...)
Aufgrund der vielen Pannen und des schlechten Wetters während der
Motorradreise, setzten wir unsere Andalusienrundfahrt im Herbst fort:
Aber diesmal mit unserem 12 Jahre alten, unverwüstlichen Peugeot 305.
Ein tolles Auto!!! Sah eigentlich eher wie eine
Schrottkarre aus: roter, ausgeblichener Lack, eine ausgewechselte, blaue
Hintertür (dazu paßend auf der Rückablage ein blaues Kissen und ein
ausgeblichener, roter Schirm), dicke Rostlöcher in der Karrosserie
(das was der TÜV so gerade noch zuläßt), aber technisch top in Ordnung!
Eigentlich gar kein Problem die weite Strecke zu wagen!
Zumal der Wagen eine, sozusagen, "eingebaute Diebstahlversicherung" hatte -
wer den klaut, ist sowieso bescheuert!
Nun ja, an einem grauen, regenerischen Tag fuhren wir dann los - durch die
eingenebelte Eifel, Richtung Trier, die Mosel entlang, zur Maas, Saône, Rhône...
- ein paar Stunden Rast auf einem Parkplatz bei Perpingnan, weiter zur
Costa Brava, morgens um 7:00 Uhr Stau in Barcelona, Frühstück an der
Costa Dorada, Tarragona, Valencia...
Schließlich kommen wir nach Cullera, wo wir mal wieder kostenlose Unterkunft
haben.
Temperaturen von 20-25°C und menschenleerer Strand!
Für so manchen bestimmt traumhaft, aber wir sind eigentlich keine Strandfans -
darum egal. Uns zieht es eigentlich immer zuerst in die Hafengengend und zum
Fischmarkt. Spaziergange am Ufer des Rio Júcar entlang, an Orangenplantagen
vorbei, begeistert schauen wir uns die Segelbote an.
Wir nutzen einige Tage zum Trödeln und auspannen, bevor es weiter Richtung
Süden geht...
Provinz Valencia: ein sehr fruchtbares Gebiet mit mildem Klima. Reisfelder und Orangenplantagen sind das typische Bild Valencias. Dieser Küstenabschnitt nennt sich Costa de Azahar - Orangenblütenküste. Doch auch hier hat die Besetzung durch die Mauren ihre Spuren hinterlassen: Das Wasserrecht nämlich, basierend auf dem alten arabischen Recht, hat sich bis heute in der ursprünglichen Form erhalten. Um eine gleichmässige Bewässerung aller Felder zu gewährleisten, gilt hier ein sehr strenges Gesetz (hierzu ist anzumerken, das auch in Valencia in der Trockenzeit sehr wenig Wasser vorhanden ist und eine Vergeudung von Wasser bei den Arabern als Vergehen angesehen wurde) Auch heute noch entscheidet ein spezielles Gericht bei Überschreitung des Gesetzes. Dieses basiert darauf, das bestimmte Felder zu bestimmten Zeiten zu bewässern sind und sich jeder nur die Wassermenge nimmt, die er benötigt, damit auch die unteren Felder bewässert werden. Treten Schäden am Bewässerungssystem auf, so sind diese unverzüglich in Stand zu setzen und kommt jemand seiner Pflicht nicht nach, so entscheidet das Wassergericht. |
Wir sind schon wieder "on the road again" und fahren die Küstenstraße Richtung Costa Blanca entlang....
Reiher und rosa Flamingos an den Feldern, Berge von Salz aus den Salinen,
die Palmengärten von Elche, der heiße Fahrtwind und andere Eindrücke einer
Mittelmeerlandschaft...
Doch ein Reifenplatzer zwang uns in der Provinz Alicante Halt zu machen und da
es schon Nachmittag war, beschlossen wir in Guardamar del Segura zu bleiben und
suchen uns ein Zimmer.
Es ist eine sehr schöne Landschaft mit lichten Pinienwäldern. In der Nähe
von Guardamar besichtigten wir eine Ausgrabungsstelle; hier wurden die
Überreste einer alten Moschee freigelegt.
Guardamar de Segura hat auch einen kleinen Palmenpark, sowie eine alte Burg.
Hier lernten wir auch "Heiner" (Name geändert) kennen - (es war "Heiner", denn
billiger ist keiner...)
Er wollte nach Spanien ziehen und suchte nun ein Haus:
Nach seinen Worten, konnte er selbst die schäbigste Hütte "mit zwei Sack
Zement un'nen Pott Farbe" wieder herrichten.
Wir trafen Heiner abends an der Bar und tranken etwas zusammen, aber es stellte
sich heraus, daß der billige Heiner kein Geld hatte, um Zimmer, Speisen und
Getränke zu zahlen. Und als die Polizei kam, betätigten wir uns bis tief in
die Nacht als Übersetzer, da Heiner kein spanisch sprach.
Am nächsten Morgen machten wir uns früh aus dem Staub, weiter die Küste entlang.
Wir machten einen Abstecher zum Mar Menor, einem Binnenmeer in der Nähe von
Cartagena. Diese Lagune ist von einem dünnen Landstreifen vom Mittelmeer
getrennt, auf diesem Streifen liegt die Stadt La Manga.
Wüstenlandschaft in Almeria |
Hinter Cartagena bogen wir ins Landesinnere, durchquerten ein Bergland.
Dichter Nebel lag über den Hügeln, dort hinten sah man die Küste im
Sonnenschein. Doch wir fuhren weiter landeinwärts. Eine einsame Gegend - eine
seltsame Stimmung und ein seltsames Licht. Die ganze Situation erschien uns
beiden etwas unwirklich..., aber unser guter, alter Peugeot fuhr, fuhr und fuhr,
wie ein treues, altes Muli, das einen nicht im Stich läßt.
Schließlich kamen wir in die berühmte Wüste von Almería (bekannt aus vielen
Western, die hier unten gedreht wurden).
Eine echt wüste Wüste...
Wir hatten Hunger und Durst, und man glaubt es nicht - aber Emilio fand in dieser
öden Gegend ein Lokal! Von außen sah es nach Nichts aus - ein einfaches
Gebäude auf einem staubigen Platz.
Doch als wir die Tür durchschritten, welch eine Veränderung! Welch ein
Treiben, so viele Leute hätten wir hier gar nicht vermutet! Und die leckeren
Tapas auf der Theke!!! Ideal für eine Rast.
Gedankensprung - wir sind wieder an der Küste, in Adra, einem kleinen
Fischerstädchen in der Provinz Almeria.
Hier gibt es eine kleine Bar, nicht weit vom Campingplatz.
Und in dieser Bar gibt es ausgezeichneten, hausgemachten Rosé‚ (anderen Wein
gibt's nicht). Aber zu jedem Glas gibt es außergewöhnliche Tapas:
kleine, fritierte Fische, Sardinen, Meeresfrüchte aller Art...
Wir haben den ganzen Abend getrunken und gegessen. Ich glaube es ist unmöglich
nach Andalusien zu fahren, ohne ein paar Kilo zuzunehmen!
Den Tip mit der Bar bekamen wir übrigens von unseren "Nachbarn" auf dem Campingplatz, ein Rentner-Ehepaar, die hier "überwinterten".
Cromagnon-Skelett einer Frau |
In Nerja gibt es zwei Sehenswürdigkeiten: den Balcón de Europa, eine
Aussichtsplattform auf einer Klippe, und eine alte Tropfsteinhöhle,
die Cueva de Nerja.
Hier liegt in der ersten Höhlenkammer, in einer Glasvitrine einer unserer
Vorfahren, das Skelett eines Cromagnon-Menschen, ca. 1,50 groß.
Nerja war für uns nur ein Zwischenstop. Wir wollten nach Gibraltar, der Felsenhalbinsel, die heute zum englischen Königreich gehört.
Gibraltar: hier begann im 8. Jhd. die maurische "Invasion". An dieser Stelle landete der maurische Feldherr Tarik mit seinen Truppen und der heutige Name Gibraltar wird wahrscheinlich von dem arabischen "Gebel al Tarik" Felsen des Tarik abgeleitet. |
Hinter der Grenze mußten wir an einer roten Ampel sehr lange warten.
Doch große LKWs versperrten uns die Sicht nach vorn und wir fragten uns nach
dem Grund dieser Verzögerung. Doch als wir weiterfahren durften, sahen wir den
Grund: wir mußten die Start und Landebahn des Flughafens passieren, der aus
Platzmangel teilweise auf spanischen Territorium gebaut ist und vom Meer her
angeflogen wird.
Übernachtet haben wir in Tarifa, dort wo uns das letzte Mal energischer Regen
vertrieben hatte, herrschte nun strahlender Sonnenschein.
Tarifa ist wegen seiner starken Winde ein Surfer-Paradies, aber auch
Nicht-Surfer kommen auf ihre Kosten...
Kleine Bars laden ein, um etwas zu trinken und... natürlich die zahlreichen
Tapas zu probieren.
Wir besichtigten den Fischerhafen, dort legten die Fischer gerade ihre Netze zum trocknen aus. Die Punta Marroquí präsentierte sich diesmal in strahlendem Sonnenschein. Man konnte nicht sagen, ob nun der Himmel oder das Meer tiefer blau gefärbt war.
Im Osten das Mittelmeer, im Westen der Atlantik - hier treffen sie aufeinander.
Links das Mittelmeer |
Rechts der Atlantik |
Auf dem Rückweg fanden wir eine kleine Bar, in einem etwas abgelegenen Viertel
- die Bar "El Estrecho" (was auf die Meerenge hindeuten soll). Aber der Wirt war
alles andere als "estrecho". Er liebte das gute Essen und träumte davon ein
Restaurant zu eröffnen. Konnte er auch! "El Nicol" (eigentlich Nicolas) zeigte
seine Kochkünste und tischte auf: Fisch, Patatas Bravas, frisch gebratene
Zunge, Paella etc..... alles für 50 Ptas. pro Tapa.
Irgendwann mußten wir kapitulieren und machten uns auf den Heimweg.
Der Camping Rio Jara liegt ein paar Kilometer außerhalb von Tarifa, doch zu
Fuß ist es gut zu schaffen.
Der Platz selbst hat durch Hecken abgetrennte Parzellen und freilaufendes
Federvieh.
Die kleine Camping-Bar wurde damals von Mazoko geführt, einem Senegalesen.
Auf unsere Frage, warum denn an der Decke so viele wassergefüllte Plastiktüten
hingen, sagte er, es sei wegen der vielen Fliegen.
Die Fliegen würden also ihr Spiegelbild im Wasser sehen, natürlich stark
verzerrt, würden sich erschrecken und den Raum verlassen.
Klang schon etwas komisch, aber Tatsache ist, daß wir diese Tüten später
auch in Afrika sahen und seltsamerweise in so ausgestatteten Räumen nur wenige
Fliegen waren.
Gedankensprung - eigentlich wollten wir ja nach Sevilla und befanden uns auch schon auf dem Weg dorthin. Doch kurz bevor wir endgültig hätten abbiegen müssen, entschieden wir, daß wir eigentlich viel lieber an der Küste bleiben wollten. Und so fuhren wir kurzer Hand nach Puerto de Santa Maria, dort wo wir auf unserer letzten Reise schon übernachtet hatten.
Dieses mal nahmen wir uns vor eine große Bodega zu besichtigen und reservierten
für Gonzalez Byass in Jerez de la Frontera.
Der Besichtigung folgte eine Sherryprobe mit anschließendem Verkauf.
Sherry / Jerez: Nur Weine die in einem bestimmten Gebiet zwischen Jerez de la Frontera, Puerto de Santa Maria und Sanlúcar de Barrameda angebaut werden und nach dem Solera-Verfahren hergestellt werden, dürfen sich Sherry nennen. Die Weine gleichen Herstellungsverfahrens aus Córdoba hingegen, nennen sich Montilla Moriles (nach zwei gleichnamigen Städten), die süßen Weine aus Málaga heißen auch Málaga. Für alle diese Weine werden hauptsächlich die Trauben Palomino und Pedro Ximénez verwendet. Beim Solera System werden drei Reihen von Fäßern übereinander gelagert. Die unterste beinhaltet den ältesten Wein. Aus dieser Reihe wird in Flaschen abgefüllt - aber nicht alles! Ein Teil des alten Sherries bleibt zurück und wird mit dem der darüberliegenden Reihe gemischt. Die oberste Reihe läßt eine Teil in die mittleren Fäßer und wird selbst mit jungem Sherry aufgefüllt (der wiederum vorher getestet wurde, ob er "würdig" ist ins Solera System aufgenommen zu werden). So kommt es jedoch, daß Sherry keinen Jahrgang besitzt, sondern selbst vom allerersten Sherry, eben der Solera, noch winzige Spuren in allen folgenden Abfüllungen vorhanden ist. Somit ist gleichbleibende Qualität gesichert. Die Hauptrichtungen beim Sherry sind: der Fino, der Amontillado und der Oloroso. Der Fino ist hell, trocken und herb. Ob ein Wein sich zum Fino entwickelt erkennt man, wenn sich in den Fäßern wahrend der Gärung ein Flor gebildet hat (dies ist Oberflächenhefe die durch die Luft übertragen wird und sich in den Fäßern ansiedelt). Der Amontillado ähnelt dem Fino, ist aber dunkler gefärbt und etwas schwerer. Amontillado bildet weniger Oberflächenflor im Faß (daher vollmundiger) und wird länger gelagert (daher dunkler) Er ist halbtrocken bis trocken. Der Oloroso bildet keinen Flor, da diese Entwicklung durch Alkohol gestoppt wird. Ein Oloroso hat mehr Alkohol als andere Sherries, riecht sehr gut und hat eine dunkle Färbung. Oft ist er etwas dickflüßiger, aber meistens ebenfalls trocken. Die Manzanilla ist ein Fino, jedoch wächst sie in den Küstengebieten, wo Luft und Böden salzhaltiger sind und dem Wein einen herberen Geschmack verleihen. Es gäbe noch viel mehr zum Thema Sherry zu sagen, doch dies soll nur eine kurze Einführung sein. |
Gonzalez-Byass: La Concha |
300 Jahre alte Fässer bei Gonzalez-Byass |
Es war kurz nach Beendigung der Expo und in Sevilla waren uns die Campingplätze zu teuer. So fuhren wir weiter nach Córdoba...
Als wir diesmal nach Córdoba kamen, waren die Straßenränder von Menschen
gesäumt und wir dachten zunächst, man hätte uns bereits erwartet.
Doch später erfuhren wir, daß das spanische Königspaar sich gerade in
Córdoba aufhielt. So parkten wir unseren alten Peugeot auf unserem
Stamm-Campingplatz und nachdem wir das Zelt aufgeschlagen hatten, gingen wir
(wie immer) zu Fuß in die Stadt.
Wir lieben es durch die engen schattigen Gaßen zu schlendern, immer wieder
neue Sachen zu entdecken.
Diesmal konnten wir auch die Mezquita besichtigen und Medina Azahara
(arab.: Medinet al Zahar), eine maurische Ruine im Nordwesten Córdobas am
Fuße der Sierra Morena. Diese war kurz zuvor vom Königspaar neu eröffnet
worden (und jetzt entsprechend gut besucht - sprich VOLL).
Details aus der Mezquita |
Unsere Reise führte uns in die Provinz Jaén.
Weite Olivenplantagen, kilometerweit nur Olivenhaine.
Es war gerade Herbst, Zeit der Olivenernte und ganze Landstriche waren vom
Geruch gepreßter Oliven eingehüllt.
Olivenbäume können mehrere hundert Jahre alt werden.
Sie sind klein, knorrig und haben kleine, längliche, mattgrüne Blätter.
Die Stadt Jaén |
Die Stadt Jaen hat eine große Kathedrale und eine nette Altstadt.
Hier haben wir zum ersten Mal "Migas" gegessen, eine einfache, aber in Spanien
sehr beliebte Tapa aus Brotkrumen, Knoblauch, Petersilie u.a. Zutaten.
Da die Stadt Jaen leider nicht über einen Campingplatz verfügt, führte unser
Weg weiter durch Olivenfelder, zur Sierra de Segura y Cazorla.
Dieses Gebiet wurde zum Naturschutzgebiet erklärt und gilt als Spaniens
größter Naturpark.
Im Camping Arroyo Frio war es morgens eiskalt |
Innerhalb des Parkes gibt es mehrere Campingplätze, doch um diese Jahreszeit
hatten die meisten geschlossen.
Den einzigen geöffneten Platz, Arroyo Frío fanden wir endlich, als es schon
dämmerte. Arroyo Frío heißt "Kalter Bergbach"... und kalt war es wirklich.
Außer uns zeltete nur noch ein Pärchen auf den Platz. Abends gingen wir zu
Fuß bis zur nächsten kleinen Bar, um noch etwas zu essen und zu trinken und
verkrochen uns dann, dick verpackt in unsere Schlafsäcke. Der Himmel war klar,
die Luft sehr kalt. Man konnte das Heulen der Hunde aus entfernteren Dörfern
hören, so gut, als wäre es direkt nebenan. Aber schließlich schliefen wir
doch ein.
Am nächsten morgen hatten wir Mühe aus unseren Schlafsäcken herauszukommen,
war so gemütlich warm...
Auf dem Wagen war eine dünne Eisschicht und zwischen den Bergen hing ein
weißer Dunst.
Das änderte sich schlagartig als die Sonne über die Gipfel stieg und das Tal
erwärmte... Schnell stieg die Temperatur auf 18°C und wir konnten die dicken
Westen ausziehen.
Wir fuhren zum Embalse del Tranco, dem aufgestauten Guadalquivir, der hier
im Gebiet entspringt. Auch das Städchen Hornos ist sehenswert.
Ein kleines "Dorf", welches auf einem scheinbar unzugänglichen Felsen erbaut
wurde.
Als das Wetter wieder schlechter wurde fuhren wir kurz entschlossen zurück nach Cullera / Valencia, um hier noch ein paar Tage auszuspannen, bevor es zurück nach Beasain und dann nach Deutschland ging.
Soviel zu unseren Reisen. Bei Gelegenheit wird noch Wissenswertes über interessante und umstrittene Themen, wie Flamenco, Stierkampf und Reconquista (Rückeroberung Spaniens durch die Christen und darauffolgendes "dunkles" Mittelalter) angehängt.
© 1998/2012 Claudia Sancho Fotos: Emilio Sancho
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