Reisebericht Marokko / Herbst 1994
(Atlas und Nordwest-Sahara)

Dieser Bericht handelt nicht nur von Land und Leuten, sondern beschäftigt sich auch mit Problemen, die unseren alten Land-Rover betreffen...

...nachdem Emilio so von großen Geländewagen geschwärmt, und auch tatsächlich einen alten Land-Rover 109 Serie III angeschleppt hatte, setzten wir es uns in den Kopf mit dem eigenwilligen Vehikel nach Nordafrika zu fahren. Unser Land-Rover, Bj. 80, hatte bereits einen 3.0 l Mercedes Diesel Motor eingebaut bekommen, dieser war jedoch Bj. 79 und hatte mindestens 200.000 km runter. Unser Gefährt wurde in den folgenden Monaten technisch etwas aufgemöbelt und die Ladefläche in einen Wohn-, Schlaf- und Stauraum umgebaut.

Unsere Reiselust zog uns nun nach Afrika, eine mörderische Strecke zwar, mit 80 km/h Über Landstraße. Unser Ziel:

MAROKKO

der westliche Teil des Maghreb (arabisch: Sonnenuntergang; Tunesien, Algerien, Marokko bilden den westlichsten Teil der islamischen Staaten).

Marokko, sagenhaftes Märchenland und unbekanntes Königreich! Von hier griff im 8. Jhd. die maurische Eroberungswelle nach Spanien über. Ein vor einigen Jahunderten noch so unerforschtes und verschlossenes Land in dem zwar viele Juden unter Arabern, Mauren und Berbern lebten, Christen aber kaum geduldet waren. Ein umkämpftes Land, in dem die Herrscherdynastien ständig wechselten; das Land der Berber und Mauren, das Land des Sonnenuntergangs, das Land der Kasbahs...

Schon während mehrerer Andalusien-Reisen mit Motorrad, Gespann und PKW hatten wir uns überlegt mal "rüberzufahren", aber jetzt mit einem geeigneten Fahrzeug gab's kein zurück!
Den Atlas und die nordwestliche Sahara hatten wir uns vorgenommen. Zur Reisevorbereitung gehörten diesmal nicht nur Routenplanung, Sprachvorbereitung, Zusammenstellung der Campingausrüstung, sowie der Reiseapotheke und der Information über Land und Leute, sondern auch die technische Checkliste am Fahrzeug, sowie Besorgung von Werkzeug, techn. Hilfsmitteln, Ersatzteilen etc...

Wir kannten das Fahrzeug erst von "kürzeren" Inlandstouren und hatten zunächst einige Bedenken, ob wir's überhaupt bis in den Atlas schaffen würden. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt - und so fuhren wir einfach drauf los - mit einem Haufen Ersatzteilen, Werkzeug und Ausrüstung an Bord - Richtung AFRIKA....

In Frankreich regnete es in Strömen, bei Montepllier schon erwischte uns ein Stau. Wir fuhren die spanische Ostküste entlang, hatten noch was in Valancia zu erledigen und machten einen Tag Pause.
Von hier aus ging es weiter Richtung Andalusien - strahlender Sonnenschein!

Der Landy in voller Pracht
Der Landy in voller Pracht

Wir machten Halt in Cordoba (der Camping ist zu empfehlen). Am 5. Tag weiter Richtung Süden: die erste Landy-Teststrecke, von Ecija nach Estepa, ein kleines Sträßchen, bestehend aus vielen Schlaglöchern, Querrillen und Rissen - und wenig Asphalt.
Schon vor Estepa riecht's nach "Polvorones", einem beliebten spanischen Weihnachtsgebäck, das hauptsächlich hier hergestellt wird.

Leider fing auch die linke Freilaufnabe an zu ölen. Nach kurzer Pause fuhren wir weiter über Antequera und Malaga nach Algeciras. Der Land-Rover hatte bei langen Steigungen Probleme mit der Temperatur, sodaß wir oft die Heizung zuschalten mußten.

Die Tickets für die Fähre konnten wir schon vor Algeciras in einem kleinen Büro der ISNASA erwerben (wir hatten nicht vorgebucht, da Nebensaison).
Wir mußten Gas geben um unsere Fähre noch zu erreichen, brauchten daher auch nicht lange zu warten. Bald legte die Fähre ab um die Straße von Gibraltar zu überqueren, 1,5 Stunden bis Ceuta, eine der spanischen Enklaven auf dem afrikanischen Kontinent.

Nach Ankunft in Ceuta suchten wir verzweifelt den Campingplatz, aber den gibt's nicht mehr. Wir fanden nach langem Suchen nur noch ein verwüstetes Grundstück. Also blieb uns nichts anderes übrig, als noch am selben Abend (es war schon nach 17:00 Uhr) nach Marokko einzureisen.

Das hatte den Vorteil, daß wir relativ schnell abgefertigt wurden - Einreisepapaire, Papiere für's Auto, der Grenzbeamte warf einen mehr oder weniger flüchtigen Blick ins Fahrzeug, stellte einige Fragen zur Campingküche und das war's auch schon... Wir waren in Marokko!

Es dämmerte schon und irgendwie ließen wir, aus lauter Sorge eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden, die neue Atmosphäre gar nicht richtig auf uns einwirken.
Viele Leute waren hinter der Grenze unterwegs, schwer bepackt, in bunten Gewändern, baten sie teilweise um Mitfahrgelegenheit.

Wir fuhren südwärts Richtung Tetouan, die Campings an der Strecke waren teilweise geschlossen, oder lagen sehr weit ab vom Weg. Schließlich waren wir schon kurz vor Tetouan, als wir von zwei überteuren Führern aufgegriffen wurden. So übernachteten wir in Tetouan, wo wir eigentlich gar nicht hinwollten. Die Führer lotzten uns durch die engen Gassen der Altstadt zur Pension Navarra. Die war jedoch recht preiswert und wir fanden auch eine geeignete Abstellmöglichkeit auf einem verschlossenen Hof für das Fahrzeug..

Als Gegenleistung für die günstige Unterkunft mußten wir uns jedoch in eines der Teppichhäuser schleifen lassen, aus dem wir mit Mühe und Not auch ohne Teppich entkommen konnten - aber schließlich hatten wir den ganzen Tag nichts gegessen und waren hungrig und ziemlich genervt....
Spät Abends, nach dem Essen, hätten wir beinahe die Pension nicht wieder gefunden, alle Gassen sahen gleich aus; und mehr als einmal hatten wir das Gefühl, daß dunkle Gestalten hinter uns herschlichen.

Morgens hieß es vor allen anderen aufzustehen: Landy's linkes Achsschenkelgehäuse hatte Öl verloren und so mußten wir in aller Herrgottsfrühe das Werkzeug rauskramen und Öl nachfüllen. Kompletter Ölcheck für Motor und Getriebe, die ölende Freilaufnabe wurde provisorisch mit Packband gedichtet. Wir zahlten und machten uns schon früh morgens aus dem Staub, um schnellstmöglich durchs Rifgebirge zu kommen, ohne von Haschischverkäufern angehalten zu werden, oder uns ein paar Steine einzufangen...

Info: In Marokko ist der Besitz und Konsum von Haschisch streng verboten, den Rif-Bauern ist jedoch der Anbau und Verkauf inoffiziell gestattet. Auf unserem Weg wurden uns die dicken Klumpen vom Straßenrand aus angeboten. Jedoch waren die Anbieter hier sehr zurückhaltend. Abseits der Hauptstraßen versucht man wohl die Fahrzeuge der Touristen durch quergestellte PKWs zu stoppen, oder indem sich Leute auf die Straße stellen und Fahrzeuge zum Anhalten zwingen.

Dabei muß man aber sagen, trotz unserer Vorurteile gegen das Rif, ist es eine landschaftlich sehr schöne Gegend.

Unser erster Halt ist bei Chefchaouen, Tankstop. Hinter Ouezzane ändert sich die Landschaft. Goldgelbe, abgemähte Felder, schwarzbraune Äcker, Schafe am Straßenrand und teilweise auch Rinder und Esel auf der Straße.

Wir befinden uns in der fruchtbaren Ebene von Meknés und Fés. Hier wird hauptsächlich Weizen angebaut, aber auch Oliven und Wein (und noch nichteinmal schlechter...!).

Bevor wir nach Meknés fahren wollen wir noch Volubilis besichtigen. Eine alte Römerstadt und einst Residenz der Prokuratoren der römischen Provinz Mauretania Tingitana. Kaiser Septimus Severus erbaute ca. 170-200 n.Chr. viele der Gebäude und Tempel, sowie die 2350 m lange Stadtmauer, von denen heute noch Überreste erhalten sind, wie ein Triumpfbogen, Reste einer Basilika, Mosaike, Gebäudereste samt Innenhöfe...

Der Triumph-Bogen in Volubilis
Der Triumph-Bogen in Volubilis
Auszug aus der Geschichte: Moulay Idriss, ein Name der in dieser Gegend immer wieder auftaucht: Immer wieder stürmten Berberstämme aus dem Atlas die römischen Territorien - eroberten schließlich auch Volubilis. Die Stadt wurde Stammeshauptsitz der Arouaba-Berber. 786 n.Chr. bat Idris Ibn Abdallah, der dem Massaker der abassidischen Schlacht der Schiiten bei Mekka entkommen war, die Arouaba um Asyl. Bald wurde Idris zum Oberhaupt der Arouaba gewählt und vereinigte mehrere Berberstämme. Er gründete ein kleines, vom Kalifen in Damaskus unabhängiges Reich. 792 jedoch wurde Idris von einem Abgesandten des Kalifen ermordet.

Meknés - eine der vier Königsstädte:

Die Stadt besitzt einen sauberen, großen Campingplatz im Süden, mit Bar/Restaurant und Lädchen.
Hier lernten wir Abouzeir kennen, einen Berber der das Souvenirlädchen vom Campingplatz führte, jedoch selten etwas verkaufte...
Der weltoffene Mann liebte es mit den Leuten einfach nur bei einer Tasse Minztee (oder auch einem Glas Wein) über Gott und die Welt zu reden.
Einmal lud er uns sogar zu einer Tajine ein. Er bereitete das Gericht selbst auf einem Gaskocher zu. Abouzeir war schon oft im Ausland gewesen und sprach sehr gut französisch, spanisch, auch etwas englisch.

Innenhof am Mausoleum von Mulay Idris
Innenhof am Mausoleum von Mulay Idris
Im Mausoleum von Mulai Idris
Im Mausoleum von Mulai Idris

Tajine: Dies ist ein marokkan. Nationalgericht, welches meistens aus Hackfleischbällchen, verschiedenen Gewürzen und Tomatensoße hergestellt wird. Das Gericht wird in einem speziellen Tontopf zubereitet und später auch aus diesem gegessen; hierzu nimmt man die Finger und Brot, welches in die Soße getunkt wird (vorzugsweise mit der rechten Hand, da die linke in islamischen Ländern als unrein gilt und nicht zum essen benutzt wird). Man sagte uns zwar, daß das Fleisch in dieser typischen Tajine mit mehr als 10 Gewürzen verfeinert wird, aber welche diese Gewürze sind konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Auch haben wir schon andere Tajine-Varianten gegessen, wie z.B. mit Geflügel.

An unserem ersten Tag in Meknés mußten wir in die Neustadt um Geld zu wechseln, doch es gab gerade kein Taxi. So nahmen wir eine dieser bunten Kutschen. Der Kutscher erzählte unter anderem sein Name sei Hassan. Er setzte uns vor der Bank ab und brachte uns wieder zurück, aber leider wurde meine Allergie gegen den (leicht übel riechenden) Berberhengst zu stark und mit triefender Nase und tränenden Augen stieg ich aus - was Hassan zunächst nicht ganz verstehen konnte.

Wegen unserer Probleme mit der Freilaufnabe bestellte der freundliche Abouzeir am nächsten Tag einen Mechaniker (der Schwiegersohn vom Camping- platzbesitzer), der dann auch bald zum Camping kam um die notwendige Reparatur hier durchzuführen. Hierzu packte er einfach ein dickes Spezialfett in die Nabe (entgegen der Anweisung im Reparaturhandbuch, die Nabe mit Öl zu füllen) Später erfuhren wir daß auch der spanische Santana mit Fett in den Naben gefahren wird - wegen der Hitze. Außerdem hatten wir ab da an keine Probleme mehr !!!

Abouzeir kam 2-3 mal vorbeigeradelt, um ein Schwätzchen zu halten, jedesmal mit einem anderen Rad...
Da kam Hassan mit seiner Kutsche und gesellte sich zu uns auf eine Cola...
Der Chef der Werkstatt war auch anwesend, beurteilte die Arbeit, fuhr öfters fort, um spezielles Werkzeug zu holen und kam jedesmal mit einem anderen Fahrzeug zurück...
Schließlich wurden noch die Ölwannendichtung und der Ölfilter gewechselt, da wir die Teile schonmal dabei hatten...
Und zum Schluß bekam Hassans Pferd die Hufe mit Altöl lackiert - dann wurde es auch schon dunkel und die nette Runde löste sich auf.
Ein gemütlicher Tag ging zu Ende.

Auszug aus der Geschichte: Im 10. Jhd. etwa ließen sich ostmarokkan. Berber der Mekassa in dem fruchtbaren Hochtal nieder. Später, im Jahr 1063 gründeten die Almoraviden dann die befestigte Stadt Meknés (arabisch: Miknes). Die Blütezeit Meknés' liegt jedoch unter dem Alawitenherrscher Moulay Ismail (1672-1727), dessen Mausoleum heute in der Medina zu besichtigen ist.

Der Weg zur Medina führt zunächst über einen großen Platz, dann durch eine lange, schnurgerade Straße, die von hohen Mauern eingesäumt ist. An deren Ende führt ein Tor, das Bab er Rih, in die Altstadt. Hier befindet sich auch das Mausoleum von Moulay Ismail, welches man kostenlos besichtigen darf...
(..und auch sollte, denn der Eintritt in die übrigen Moscheen Marokkos bleibt Nichtmoslems untersagt).

Gerne unternahmen wir einen Spaziergang über den Markt von Meknés, beobachteten die beschäftigten Händler, buntgeschminkte Berberinnen, Männer, die in einer Runde beim Tee saßen...
Sehr gemütlich war es auch vor einem Cafe auf dem großen Platz hinter dem Bab Mansour (dem wohl größten und schönsten Tor Marokkos). Dort saßen wir öfters bei einem Glas Tee und schauten einfach nur dem bunten Treiben auf dem Platz zu - eine andere Welt.

Am letzten Abend in Meknés lud uns Abouzeir ein, seine Familie kennenzulernen: seine Frau und die drei Kinder. Seine Frau, für dortige Verhältnisse sehr emanzipiert und offen, servierte uns ein sehr köstliches Couscous und wir aßen gemeinsam die Speise aus Hirse und verschiedenen Gemüsen. Uns wunderte, daß sogar Themen wie Vielehe, Gleichberechtigung und Familienplanung vor Fremden so locker behandelt wurden. Hier lernten wir, daß viele Berber den Islam nicht so streng auffassen, wie die Araber. Anmerkung: sollte man in arabischen (oder auch asiat.) Ländern zum Essen eingeladen werden, dürfen Gastgeschenke nicht vergessen werden, wenn auch nur Kleinigkeiten wie Notizbüchlein, Kugelschreiber, bunte Halstücher, Postkarten und Fotos aus der Heimat oder Süßigkeiten für die Kinder.

Unsere Reise geht weiter nach Fés - die nächste Königsstadt:

Auszug aus der Geschichte: die Stadt soll von Idris I (Moulay Idris) kurz vor seinem Tode am Ostufer des Oued Fés gegründet worden sein, aber als wahrer Begründer gilt sein Sohn. 809 n.Chr. erklärte Idris II Fés zur neuen Hauptstadt. Dann begannen zahlreiche Schlachten um Fés: So eroberten z.B. 1069 die Almoraviden die Stadt, 1146 die Almohaden und 1248 die Meriniden, unter denen Fés eine bedeutende Universitätsstadt wurde...

Der Camping "Diamant Vert" südlich von Fés war leicht zu finden. Ein Bus fährt mehrmals täglich von der Hauptstraße ins Stadtzentrum. Schon am Camping bot sich ein spanisch sprechender Führer an, uns die Stadt zu zeigen. Und da wir sowieso nicht allzulange in Fés bleiben wollten und die Medina zudem sehr verzweigt ist, willigten wir ein...

In der Tat sind die Gassen der Altstadt sehr verschachtelt und eng, sodaß Waren nur auf Eseln und Mulis, den sogenennaten taxies de transporte, befördert werden können. Innerhalb der Medina gibt es Ställe für die Tiere, die auch gleichzeitig preiswerte Beherbergung für Personen bieten.

Unser Führer erklärte uns, daß die verschiedenen Berberstämme sich die unterschiedlichen Zeichen ihrer Stämme auf Hände, oder Gesicht tätowieren. Diese Erkennungsmuster werden auch an den Türen angebracht, sodaß ein Berber in der Fremde immer gleich seine Stammeszugehörigen erkennt. Dieses Zeichen, in Form einer Hand wird auch die "Hand von Fatima" genannt und soll das Haus und dessen Bewohner vor Unglück schützen.

Natürlich bekamen wir auch die ganze Souvenirpalette mit (ein echter arabischer Führer läßt sich halt kein Geschäft entgehen), so wurden wir unter anderem auch in Läden geführt, die handgefertigte Sachen aus Leder anboten - ein Teppichhaus, dort wurde uns die Herstellung von Berberteppichen und Decken demonstriert ( natürlich wurde auch ein reichhaltiges Programm von Teppichen zur Schau gestellt, allerdings ohne Kaufzwang). Die Führung ging weiter zu Webstühlen, auf denen die marokkan. Kilims gewebt werden - und es wurden viele Sachen zur Altstadt erklärt, sowie zum Leben der Menschen die hier wohnen. Alles in allem eine sehr interessante Mischung.

Die Hand von Fatima
Türbeschlag: Die Hand von Fatima
Webstuhl für die Seiden-Kilims
Webstuhl für die Seiden-Kilims

Doch zurück zum Camping: hier gab's jede Menge freilaufendes Federvieh, Enten und Gänse, die einem das Frühstück doch ziemlich erschwerten. Der Campingplatz verfügt über ein kleines Lädchen und ist recht sauber.

Doch wir hatten bald wieder alle Sachen im Land-Rover verstaut und machten und auf den Weg Richtung Süden, Ifrane, Azrou...
Öfters kamen wir in Straßenkontrollen, durften jedoch nach kurzer Ausweiskontrolle und einigen Fragen problemlos passieren.
Später erfuhren wir auch den Grund dieser ausgiebigen Kontrollen. In der Nähe von Fés wurden nämlich 1 Woche später drei gesuchte, algerische Fundamentalisten, sowie ein Waffenlager sichergestellt.

Hinter Tiourine durchquerten wir eine weite Steinebene und hier brach dann auch die Tachowelle. Und so konnten wir nur noch die Kilometer nach Karte addieren, um den nächsten Tankstop zu errechnen (die Tankanzeige im Landy funktionierte zufälligerweise auch nicht - aber wozu braucht man eine Tankanzeige?? )
Wir wollten zum Aguelmane See im Mittleren Atlas, wo es noch wilde Affen geben soll - und tatsächlich sahen wir auf der holprigen Fahrt einige Affenfamilien am Straßenrand. Die verdrückten sich jedoch ziemlich schnell beim Zücken der Kamera. Der schlecht ausgebaute Weg führt an seltsamen Felsformationen vorbei durch eine karge Landschaft. Schafe und Ziegen suchen auf dem kargen Boden nach Futter. Hier oben liegt die Source de l'Oum er Rbia, die Quelle des größten Flusses Morokkos...

Die Temperaturprobleme des Land-Rovers auf langen Bergstrecken bekam Emilio durch mäßiges Gasgeben in den Griff. Und so zuckelte der Landy langsam und im zweiten Gang, bei konstanter Temperatur, den Berg hinauf. Wir hatten schließlich Zeit!

Am See angekommen ,machten wir erst mal Rast im Aguelmane Cafe, nicht weit vom See. Der kleine, tiefblaue See liegt etwas verloren da, in seiner steinigen Mulde, wie ein Farbklecks. An den Ufern suchten Schafe nach Nahrung. Ein scharfer, kalter Wind bließ und in den Steineichenwäldern hinterm See tummelte sich eine Horde Berberaffen.
Leider ist die Umgebung sehr verschmuzt, da wohl auch Massen von marokkan. Wochenendausflüglern hier Picknicks veranstalten.

Unser Weg führte weiter durch den Mittleren Atlas über Kenifra nach Zeida. Und immer wieder Straßenkontrollen...
Am Tanout ou Filali Paß gönnen wir dem Landy eine kleine Abkühlpause, die hat er sich verdient. Schließlich befinden wir uns schon auf 2070 m. Wir schauen uns solange die Landschaft an, aber alles sieht irgendwie recht öde aus.

Landy und Emilio am Pass Tanout ou Fillali
Landy und Emilio am Pass Tanout ou Fillali

Die Kupplung spielte schon auf dem ganzen Weg nicht richtig mit - Zwar wurde so wenig wie möglich geschaltet, doch irgendwann streikte die Kupplung ganz und mit dem letzten Schwung rollten wir auf den Campingplatz von Zeida (mal wieder Glück gehabt).

Da saßen wir nun, mitten im Mittleren Atlas. Es war später Nachmittag, das Licht jedoch dumpf, dämmrig, der Himmel war wolkenverhangen. Bald fing's an zu regnen und ein eisiger Wind fegte über unser Dach hinweg. Es blieb uns nichts anderes übrig, als es uns erstmal im Landy gemütlich zu machen, bei Kerzenlicht und einer Dose Sardinen und Brot von gestern.
Zuvor hatten wir noch die Hydraulik der Kupplung mit Bremsflüssigkeit gefüllt und hofften nun das Problem erstmal behoben zu haben. Aber schließlich hatten wir ja da noch das Elektrikproblem, wir hatten auf der Fahrt bemerkt, daß die Hupe nicht funktionierte - und ohne Hupe ist man in Afrika ein Niemand!
Ein Spanier aus Sevilla gesellte sich zu uns - er war schon 5 Tage hier und langweilte sich wie eine Auster. Er war Busfahrer und mußte auf seine Passagiere warten, die an einer Radralley teilnahmen.
Wir hatten in dem kleinen Restaurant des Campingplatzes für 20:00 Uhr eine Tajine bestellt und hofften uns dort etwas aufwärmen zu können.

Der Regen plätscherte leise aufs Landy-Dach und es war schon lange dunkel...

Als wir am nächsten Morgen aufstanden, war's noch recht kühl und die ersten blassen Sonnenstrahlen schienen auf das große Kasbahähnliche Gebäude am Eingang. Wir widmeten uns der Autoelektrik, behoben den Schaden fürs erste mit etwas Schokoladen-Alufolie (hierzu muß man anmerken, daß fast alle Sicherungen sich in der Lenksäulenverkleidung befinden, außer dieser einen, welche hinter dem mittleren Teil des Armaturenbrettes angebracht ist), verabschiedeten uns schließlich und machten uns auf Richtung Midelt, um von hier aus den Hohen Atlas zu überqueren.

Eine schnurgerade Straße führt durch eine wüste Hochebene, kleine Büschel von hartem Steppengras sieht man bis zum Horizont, dort wo sich die schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas auftürmen. Eine beeindruckende Aussicht...
Immer wieder sehen wir Menschen, die in Erdmulden, oder kleinen Unterschlupfen aus Stein am Straßenrand kauerten: Hirten und Händler (oft auch Kinder) die sich vor der eisigen Kälte schützten.

Es geht weiter hinauf in eine karge Hochgebirgslandschaft. Einzige Vegetation sind harte Gräser und niedrige Sträucher, die dem starken Wind kaum Widerstand bieten. Die hohen Gipfel hüllen sich in Wolken und Nebel. Schließlich gelangen wir zum Tunnel der Legionäre am Gorge du Ziz. Der Oued Ziz, ein kleines Flüßchen, mit wenig Wasser in der Trockenzeit, bahnt sich seinen Weg durch die schroffen Felsschluchten des Hohen Atlas. Zur Regenzeit und Schneeschmelze kann der kleine Fluß jedoch beachtlich ansteigen und zum reißenden Strom werden (wir sollten das noch erleben!).

Einige Stunden schaukeln wir durch diese ockerbraune, schroffe Felsenlandschaft, bis wir den Hohen Atlas endgültig hinter uns lassen...

Wir befinden uns auf dem Weg ins Tafilalet, Marokkos größtem Oasengebiet, entlang des Oued Ziz. Unser Ziel ist Erfoud, der Hauptort dieser Region.

Erfoud, ein kleines Örtchen an den Ufern des Oued Ziz. Als wir ankamen hatte es gerade eine Nacht geregnet, die Straßen waren noch recht schlammig. Eigentlich hatten wir uns Mitte Oktober eher auf Sand- und Staubstürme eingerichtet. Der Campingplatz ist eine ehemalige französische Kaserne, so erzählte uns Youssef, der Platzwart, der übrigens auch sehr gut deutsch spricht.
Hier trafen wir auch Simone und Bert wieder, ein junges Architektenehepaar aus Frankfurt, die wir bereits zuvor in Meknés kennengelernt hatten. Die beiden waren in einem VW-Bus unterwegs. Zwei Regensburger, die wir ebenfalls aus Meknés schon kannten, hatten die gleiche Route gewählt - sie waren ebenfalls in einem VW Bus unterwegs, und so trafen wir uns alle in Erfoud. Die Welt ist halt klein.

Nachmittags deckten wir uns auf dem Markt mit frischem Fleisch, Datteln und Gemüse ein und sahen uns im Ort um. Unter anderem entdeckten wir auch das Hotel Tafilalet. Hier wurde in der Bar Bier verkauft, zur großen Freude von Emilio, denn sein Vorrat, den er in den Werzeugkästen über den Hinterrädern des Land-Rover kühl hielt, ging zur Neige. So luftig und hell die Architektur des Hotels war, so dunkel war die Spelunke von Bar im Keller, in der auch die Einheimischen gerne einen zur Brust nehmen, dabei aber nicht gerne gesehen werden, was drakonische Strafen nach sich ziehen kann.
Ständig waren wir von Kindern umringt, die um Bonbons, Stifte oder Geld bettelten. Allerdings haben wir es uns schon auf anderen Reisen zum Vorsatz gemacht, auf keinen Fall Geld zu verteilen. Außerdem machten wir die Erfahrung, daß viele Kinder oder Jugendliche einfach nur mit den Fremden ins Gespräch kommen wollen. So zum Beispiel ein älterer Berberjunge, der ausgezeichnet spanisch sprach und uns viel erzählte und erklärte. Wir müssen noch auf das einmalige Rechensystem der Marrokaner zu sprechen kommen... In dem kleinen Lädchen, wo wir unser Brot zu kaufen pflegten, wurde per Taschenrechner immer flink der Dirham-Preis für ein Brot berehnet. Denn die Marrokaner rechnen noch nach einem alten System, welches wir allerdings nie verstanden haben. Der freundliche Mann hat uns mehrfach vorgerechnet und meinte: "Ist doch ganz logisch!" - "Hmm, ja - weis nicht?"
(Jedenfalls hat er mir am letzten Tag in Erfoud noch sein letztes Stück Kuchen "vererbt", welches er schon zur Hälfte gegessen hatte. Sozusagen zum Abschied.)

...abends begann es dann wieder zu regnen - nein, zu schütten! Blitze zuckten über den Himmel und tosende Donner rollten durch die Nacht - und nach ein paar Stunden war der Campingplatz eine einzige Schlammpfütze. Wir saßen bei den Frankfurtern im VW Bus bei einer Dose Bier. Als wir später zu unserem Wagen wateten war's vielleich 22:00 oder 22:30 Uhr. Kurz darauf bahnte sich der Regen einen Weg ins Fahrzeug. Wäre normalerweise nicht schlimm gewesen, da Boden, Türen und unser selbstgebastelter Getriebetunnel nicht dicht abschlossen und das Wasser ablaufen konnte, doch es tropfte genau auf die Schlafsäcke und so mußten wir den Wagen andersherum parken, damit die Regenflut nicht unter das Tropendach gedrückt wurde.

Am nächsten Morgen hatte es aufgehört zu regnen, die Sonne stieg empor und wir waren noch einigermaßen trocken. Der Wagen war ein ganzes Stück im Dreck versackt. Simone und Bert stellten gerade ihren Frühstückstisch auf. Das Flüßchen Ziz war über Nacht zu einem gewaltigen Fluß geworden. Aber dann, etwas später am Morgen, kam eine Flutwelle aus den Bergen, die schon flußaufwärts einige Häuser weggerissen hatte. Die Situation war perfekt... Keiner konnte mehr aus Erfoud heraus oder hinein, da die Furten völlig überflutet waren. Also hieß es erstmal hierbleiben...
Hochwasser in der Sahara...

Vom Campingplatz aus beobachteten wir den Fluß und wie sich Leute zu beiden Seiten der Furt sammelten. Es herrschte Aufregung. Die reißenden Fluten nagten unaufhörlich am Erdreich und so kam der Fluß dem Campinggelände immer näher, bis plötzlich die Begrenzungsmauer (nach nordafrikanischer Tradition aus Lehm und Stroh bestehend) in den Fluß stürzte. Der Campingwart sah das sehr gelassen und der Chef machte dann auch gleich Vorschläge, wie man das weggerissene Stück des Geländes umbauen könnte. Uns kam jede Abwechslung recht, aber später stellten wir dann unsere Fahrzeuge alle auf die andere Seite des Platzes - sicher ist sicher!

Wie immer, wenn man viel Zeit zu vertrödeln hat, schlendert man halt über den Markt und sieht sich die Waren der Händler an. So kauften wir in einem kleinen Laden eine versilberte Teekanne. Wir saßen lange Zeit mit dem Händler zusammen, der nur arabisch und ein wenig französisch sprach, bei Minztee natürlich. Wir übersetzten ihm sämtliche Gegenstände in seinem Laden in verschiedene Sprachen, er schrieb alles auf und lernte die Aussprache. So bekommt man die Zeit auch um!

Thema Minztee: der in Marokko und anderen afrikanischen Ländern so beliebte Minztee wird aus der marokkan. Nanaminze gebrüht. Dazu füllt man eine Teekanne mit 2 Händen Zuckerwürfel, oder mehr, stopft frisch geschnittene Minze in die Kanne und füllt das Ganze mit kochendem Wasser auf. Nach kurzem Umfüllen ins Glas und zurück in die Kanne, wird ausgeschenkt, mit Schwung von oben ins Glas. Dann wird das zuckersüße Gebräu genüßlich geschlürft, was bei den Marokkanern äußerst schlechte Zähne zur Folge hat...

Am nächsten Tag war die Furt für Geländefahrzeuge schon wieder passierbar. Simone und Bert wagten es natürlich auch mit ihrem VW und so fuhren wir gemeinsam zum Erg Chebbi, einer kleinen Sandwüste nahe der algerischen Grenze. Die Piste war an einigen Stellen noch schlammig, aber die sengende Sonne leistete ganze Arbeit...
Bert fuhr an solchen Stellen immer mit Schwung und Vollgas durch, um nicht steckenzubleiben.
Die Strecke führt durch eine weite Ebene, rostbrauner und gelber Sand und Staub, schwarze Steine - und immer den Telefonmasten nach...
Da am Horizont tauchten bald die hellen Dünen des Erg Chebbi auf! Diese sind bis zu 100 m hoch.

Der Erg Chebbi
Der Erg Chebbi ist bis zu 100m hoch
Jede Menge Sand
Hier gibt es jede Menge Sand
Claudia auf dem Landy
Claudia auf dem Landy im Erg Chebbi
Sand bis zum Horizont
Brennend heißer Wüstensand... So schön war die Zeit...

In den ersten flachen Dünen stellten wir die Fahrzeuge ab und gingen zu Fuß weiter, über die Dünenkämme. Der Himmel war strahlend blau, das Sonnenlicht grell - kleine schwarze Käfer liefen geschäftig über den Sand, hier und da verdorrte Grashalme, dort die geschlängelten Spuren einer Schlange (Vorsicht, einige Schlangenarten können springen!).

Auf einer Düne mit guter Aussicht ließen wir uns nieder und genossen die Stille - wir waren zutiefst beeindruckt von der enormen Weite...

Von unserem Ausflug zurück bereiteten wir erstmal eine kleine Zwischenmahlzeit: Mittagessen zwischen den Dünen! Aber immer wenn man glaubt alleine zu sein, bekommt man unverhofft Besuch. Zwei Jungen, in ihre Kaftans gehüllt, erschienen plötzlich hinter den Dünen und gesellten sich zu uns. Wir boten ihnen Cafe und Cola an, sie zeigten uns hübsche Versteinerungen, die man hier im Gebiet finden kann.

Abends, auf dem Camping, machten wir die Bekanntschaft von Jörg, er war alleine in einem Nissan Patrol unterwegs.
Die Regensburger hatten auch die Chance über die Furt zu kommen genutzt, hatten viele (mehr oder weniger) nützliche Dinge erstanden, aus Spaß am Handeln. Sie beklagten sich über's Essen, denn sie hatten schon tagelang von Maggie-Fertigsuppen gelebt - nämlich Harira aus der Tüte! (Harira ist eine beliebte marokkan. Suppe mit Hülsenfrüchten, die es hier sogut wie an jeder Ecke gibt, also wenig Abwechslung für die beiden.)

An diesem Abend blieb der Regen aus und wir hatten Hoffnung am nächsten Tag weiter westwärts zu kommen. In der Nacht bestaunten wir den einmaligen Sternenhimmel - noch nie zuvor hatten wir so viele Sterne gesehen! Sternbilder, die man bei ums wegen Helligkeit und Luftverschmutzung gar nicht zu sehen bekommt. Auch Youssef, der Platzwart gesellte sich zu uns. Er hatte die Nachtschicht übernommen und erzählte nun von seiner Zeit in Deutschland.

Tagsdarauf wollten Bert und Simone nach Zagora, eine Oasenstadt weiter im Westen. Doch es hieß die Straße dorthin wäre weggespült worden und unpassierbar. Andere wiederum meinten, Geländefahrzeuge hätten keine Probleme durchzukommen. Also beschlossen wir es gemeinsam zu versuchen: Jörg im Nissan Patrol, Simone und Bert im VW Bus und wir mit dem Landy.

Die Teilstrecke nach Tazzerine war wirklich sehr kaputt - eine Straße, die erst vor kurzem gebaut wurde, war nun schon wieder zerstört. Oft waren ganze Teilstücke einfach weggerissen oder eingebrochen. Die Einheimischen hatten solche Stellen mit weißen Steinen auf der Straße markiert. Hier hieß es dann, ab ins Gelände und das Teilstück umfahren. Furten waren mit Geröll überschüttet und nur äußerst schwierig zu passieren. Trotzdem waren wir am frühen Mittag schon in Tazzerine, auf etwa halber Strecke, und machten hier erstmal Pause.

Hinter Tazzerine wurden ausgedehnte Straßenarbeiten durchgeführt, wir sind wohl irgendwo falsch abgebogen und haben die Hauptstraße nicht mehr gefunden. Doch da die Piste, auf der wir uns befanden, recht gut war fuhren wir weiter - wir ahnten ja nicht was noch kommen würde...
Durch den starken Regen war die Wüste recht grün. Irgendwann wurde die Piste etwas schlechter, nichts beunruhigendes! Sie führte uns durch verschüttete Furten, durch kleine, abgelegenen Dörfer, vorbei an Schafen und Ziegen und an Frauen in bunten Gewändern, die ihre Wäsche zum Trocknen auslegten. Als wir uns langsam unsicher wurden, fragten wir einige Leute nach dem richtigen Weg nach Zagora: mit deutlichen Zeichen wurde uns die Richtung bestätigt - also führte dieser Weg schon irgenwie nach Zagora. Da auch die Himmelsrichtung einigermaßen stimmte, fuhren wir weiter.

Die Piste war noch relativ gut - bis wir zu jener Schlucht kamen...
Eine wunderschöne Szenerie: hohe, schroffe Felswände ragten in den azurblauen Himmel - ein kleines Palmenwäldchen an einem schmalen Bach - vereinzelt grüne Sträucher zwischen ockerfarbenen Felsen - halbverdorrtes, gelbes Gras...
Wir wunderten uns schon sehr, aber der einzige Weg führte durch diese Schlucht. Jörg versuchte schon die ganze Zeit einige GPS Daten empfangen zu können, aber das Gerät zeigte überhaupt nichts an, hatte Probleme mit dem Speicher (normal!). Also weiter, die enge, steinige Piste entlang! Bert gab an sandigen Stellen immer Vollgas, um nicht steckenzubleiben. Wir hatten uns schon gewundert, wie er das im VW Bus bewältigte. Er sah eigentlich gar nicht wie ein so wilder Fahrer aus...

Jedenfalls, irgendwann wurde die Piste noch schmaler, war auf den Karten schon gar nicht mehr verzeichnet. Weis der Geier wo wir da hergefahren sind!
In einem kleinen Wüstendorf vergewisserten sich Bert, Jörg und Emilio nochmal der Richtung, aber die stimmte laut Kompass ja. Die Wagen waren von Kindern umringt... "Un bonbon s'il vous plaât..."
"Donnez ma un stylo - donnez ma son chapeau..." die Kinder schienen sich einen Spaß daraus zu machen, alle möglichen Sachen zu fordern, sie lachten und kreischten.

Beratungs-Stop
Beratung unterwegs
Traumhafte Gegend
Traumhafte Gegend

Unser Weg jedoch führte weiter über ein weites Steinfeld, mit großen Felsbrocken übersäht. Es war große Vorsicht geboten, um sich nicht Reifen, oder sogar die Ölwanne aufzuschlitzen. Das kann der VW Bus unmöglich schaffen, so dachten wir, aber Bert konnte nichts mehr schocken...
Weiter ging's über die, mit schwarzen Steinen übersääte Hamada. Es war verdammt heiß und die Piste schlängelte sich bis zum Horizont, dort wo vereinzelte Tafelberge auftauchten. Es galt viele, steile Oueds zu durchqueren und oft mußte Simone aussteigen, denn ihr Gewicht entschied darüber, ob der VW Bus auf der anderen Seite wieder hochkam.
An solchen Stellen blieben wir immer mit einigem Abstand zum Oued stehen, um Bert notfalls herausziehen zu können. Dann dachte er immer (so wie er später erzählte,) "Oh Gott, die warten schon wieder. Simone, steig aus!" Dann sah er sich die Stelle an, nahm Anlauf und bretterte durch. Später erzählte er uns, der VW habe den Ersatzreifen noch vor der Ölwanne befestigt und zwar von einer Stahlplatte gehalten. Diese Konstuktion würde die Ölwanne schützen und es dem Bus ermöglichen, auf größeren Hindernissen abzugleiten. Jedenfalls hatte er diese Gegebenheit voll einkalkuliert und mit seinem fahrerischen Können kombiniert.

In der Schlucht
In der Schlucht
Dorf
Ein kleines Dorf unterwegs

Einmal nur blieb er stecken - dafür aber richtig! Der Bus war bis zu den Einstiegen im Dreck versackt - und Simone mußte wiedermal aussteigen. Sein Abschleppseil riss beim ersten Versuch. Zum Glück hatten Jörg und wir zwei stabile Seile, mit denen wir es dann schafften Bert herauszuziehen. Bert versank vor Scham, kein geeignetes Seil mitgenommen zu haben, aber dazu später...

Es geht weiter durch die Steinwüste, irgendwo zwischen dem Jebel Rhart und dem Vallée du Draa - entlang an einem Trockenfluss. Na ja, der Kompass zeigt die richtige Richtung, das GPS ist ausgefallen (normal!) und auf unseren Karten sind nur noch die Gebirge und der Trockenfluß verzeichnet. Es ist verflucht heiß, staubtrockener, heißer Fahrtwind, ein lauwarmer Schluck Wasser aus unserem 5 l-Kanister...
Hier und da ein vertrockneter Strauch, zwei einsame Kamele, ansonsten Steine und Felsen. Schließlich ist es Nachmittag und die Sonne brennt immer noch unerbärmlich heiß. Die Piste teilweise kaum zu sehen, sie verschmilzt mit der Landschaft. Irgendwo haben wir dann eine Steinmarkierung übersehen (kann paassieren!).

Der Nissan
Der Nissan verschwindet in der Landschaft
Immer weiter
Und immer weiter gen Horizont

Als sich dann hinter uns eine Kette von Tafelbergen und vor uns nur noch dicke schwarze Steine befanden, wurden wir stutzig. Wir durchquerten diese atembraubende Landschaft aus spitzen, schwarzen Steinen, eine Piste war nicht mehr zu erkennen. Laut Kompass fuhren wir zu weit nach Westen, aber es gab keine Möglichkeit abzuzweigen, wir hätten die Felsen nicht passieren können.
Da stand plötzlich ein Junge in der Einöde, obwohl weit und breit kein Dorf oder Haus zu sehen war. Doch der bestätigte uns nur, was wir sowieso schon befürchtet hatten: Hier waren wir falsch! Also wenden in einem Trockenfluß und die richtige Abzweigung suchen...

Es wurde langsam dunkel und wir wollten auf dieser katastrophalen Steinstrecke eigentlich nicht bei Nacht fahren. Wir durchquerten eine wüste, öde Hochebene und in der Dämmerung hinter uns zogen sich die typischen Tafelgebirge des Antiatlas entlang. Wir gaben Gas, die üble Strecke hinter uns gelassen. Dicke Staubfahnen zogen die Wagen hinter sich her, wir fuhren der untergehenden Sonne entgegen.
Die Dunkelheit bricht plötzlich herein, aber es konnte nicht mehr weit sein. Am Horizont erscheinen erste Lichter - Zagora! Wir waren wirklich froh das geschafft zu haben.

Hier waren die Folgen der heftigen Regengüsse noch zu sehen, ganze Straßenabschnitte waren überflutet. Wir waren gerade auf der Suche nach einem Campingplatz, als wir den schwarzen VW Bus mit Regensburger Kennzeichen sahen. Die Schlaulinge hatten gewartet, bis die Hauptstraße durch das Dadestal befahrbar war und waren so noch eher angekommen als wir.

Jetzt wurde natürlich erstmal gefeiert und später gingen wir dann Essen: Es gab Harira (jene besagte Suppe...) und Brochette (gegrillte Speiße). Unsere Freunde aus Regensburg entschieden sich logischerweise für die Spieße...

Im Oasenstädchen Zagora wurde erstmal gefaulenzt, gebummelt, gehandelt - um Dolche, Handarbeiten etc...
Die Herren der Schöpfung sicherten ersteinmal die Bier-Beschaffungsquelle. Hier kommen wir nochmal auf Bert's Abschleppseil zu sprechen: Es fuchste ihn natürlich, daß er kein geeignetes Seil hatte und er machte halb Zagora unsicher auf der Suche nach einem solchen...
Das gab ihm keine Ruhe und schließlich fand er ein 20 m langes Seil für einen sehr günstigen Preis (wobei 20 m vielleich etwas übertrieben sind) Auf jeden Fall war der Tag für Bert gerettet!

Schließlich trennten wir uns: die Regensburger wollten nach Agadir, Jörg fuhr mit 2 Schweizern weiter Piste Richtung Foumzguid, wir wollten nach Ouarzazate. Bert wollte nach Tafraoute, allerdings ging die Strecke teilweise wieder über Piste. Simone äußerte Bedenken, da sie erneut steckenbleiben könnten, außerdem wollte sie keine Steine mehr aus dem Weg räumen. Bert meinte jedoch, sie hätten ja nun ein brauchbares Seil, also könnte gar nichts passieren - er war halt auf Abenteuer aus.

Auch wir machten uns auf, Richtung Norden - passierten die vielen kleinen Oasen im Vallée du Draa. Mächtige Felswände säumten den Horizont, üppiges Grün, vereinzelt schneeweiße Wölkchen am strahlendblauen Himmel. Zurück in die schroffe Gebirgslandschaft des Atlas: Gestein, Geröll, kaum Vegetation...
Die Straße schlängelt sich in Serpentinen hoch zum Paß, dem Tiz'n-Tinififft, auf 1600 m.
Der Blick schweift über canyon-artige, tiefe Schluchten, wir müssen schon wieder Pausen einlegen, damit der Motor nicht überhitzt. Wir hatten von diesem Problem allerdings schon von anderen Land-Rover Besitzern gehört, die einzige Möglichkeit, die wir bisher gefunden haben ist einen kleineren Gang einzulegen und mit wenig Gas den Berg hochkriechen.

Nach Stunden erreichen wir Ouarzazate, die Stadt zwischen dem Hohen Atlas und dem Antiatlas, am Ende des Dades-Tals. Frauen in bunten Gewändern ziehen über die Straßen. Wir suchen den Campingplatz.

Von Ouarzazate aus machen wir einen Abstecher ins Dadestal, die Straße der Kasbahs. Diese lehmfarbenen Wohnburgen bieten Schutz und Unterkunft für Mensch und Vieh, sowie Speicherplatz für Lebensmittel.
Üppiges Grün, Felder und Bäume durchziehen das fruchtbare Flußtal. Die mächtigen Wohnburgen, die auch heute noch bewohnt werden, ziehen sich entlang des Flusses bis an die Berghänge.
Kasbah in der Dades-Schlucht
Kasbah in der Dades-Schlucht
Serpentinen
Serpentinen: hier mußten wir rangieren!

Wir wollen zur Dadesschlucht, dem Gorge du Dades, im Hohen Atlas. Eine überwältigende Landschaft. Das schmale Sträßchen schlängelt sich zwischen roten Felsen entlang. Wir durchqueren kleine Dörfer - Kinder spielen am Straßenrand, Frauen waschen ihre Wäsche am Fluß, die dann zum Trocknen auf Steinmauern ausgebreitet wird. Der Fluß ist gesäumt von Wäldchen, immer wieder grüne Flecken zwischen den roten, mächtigen Felsen. Kleine Dörfer kleben an den steilen Hängen. Wir fahren weiter, blicken in tiefe Schluchten, dort wo sich der hier sehr wilde Dades seinen Weg bahnt. Irgendwann wird das Sträßchen zur Schotterpiste und bei Gegenverkehr wird's verdammt eng! Der Weg führt durch eine Art Kar, links und rechts zwei steil aufragende Felswände, dazwischen der Fluß. Viel Platz bleibt nicht...
Die Dades-Schlucht
Die Dades-Schlucht
Die Kasbah verschwindet in der Fels-Kulisse
Die Kasbah verschwindet in der Fels-Kulisse

Selbst die größten Kasbahs sehen verschwindend klein aus im Gegensatz zu den mächtigen, hinter ihnen aufragenden Bergen des Hohen Atlas. Schwer beladene Esel werden von den Bauern zu den Feldern am Fluß getrieben, kleine Langhaar-Ziegen weiden zwischen den Felsen. Eine wirklich beeindruckende Landschaft!

Ebenfalls sehenswert ist die Kasbah Taourirt in Ouarzazate. Diese Kasbah ist zwar noch bewohnt, aber teilweise zu besichtigen: die mit geschwungenen Gittern verzierten Fenster, die bunten Ornamente und Rundbögen, die steilen Treppchen und verwinkelten Ecken und die kunstvoll hergestellten Decken des Gebäudes.

Als wir an unserem letzten Abend in Ouarzazate zum Camping zurückkehrten, sahen wir den weißen Nissan Patrol direkt neben dem Landy geparkt. Jörg hatte uns wiedergefunden. Nach einem gemeinsamen Abendessen im kleinen Cafe/Restaurant des Campings, beschlossen wir gemeinsam nach Marrakesch zu fahren.

Tagsdarauf überquerten wir also wieder den Hohen Atlas, diemal Richtung Norden und über den höchsten Paß auf dieser Reise, dem Tiz'n-Tichka , mit 2260 m. Leider wurde man dort direkt von etwas aufdringlichen Händlern belästigt, sodaß wir bald weiterfuhren. Die Straße führte durch eine wolkenverhangene Berglandschaft und über steile Grate. Nach einer ganzen Weile sehen wir endlich wieder Vegetation, ein Flußufer, wir kommen in die Ebene, in welcher Marrakesch liegt...

Marrakesch - die dritte Königsstadt auf unserer Reise:

Dort wo Tradition und Technik aufeinander prallen, die Perle des Südens, genannt die rote Stadt und drittgrößte Stadt Marokkos.

Auszug aus der Geschichte: gegen 1060 legte Abu Bekr, Heerführer der Almoraviden, ein großes Zeltlager als Ausgangsbasis für seine Eroberungen an. Abu Bekr wurde bald zu einem Aufstand in der Sahara gerufen und übertrug die Befehlsgewalt seinem Vetter, Yussuf Ibn Taschfin. Bei Abu Bekr's Rückkehr hatte sein Vetter bereits die Almoravidenherrschaft an sich gerissen, aus dem Zeltlager war inzwischen eine feste Siedlung geworden: Mraksch = Stadt.

Der Camping von Marrakesch ist weniger schön - eher eine Art Parkplatz mit dürftigen sanitären Anlagen. Dafür aber nahe am Stadtzentrum (auch zu Fuß zu erreichen). Unser erstes Ziel ist die Kairouan Moschee, welche jedoch nur von außen zu besichtigen ist.
Marrakesch ist eine große Stadt mit viel Tourismus und ständig versuchen Führer die Fremden irgendwo hinzubringen, betteln um Geld, und wirklich an jeder Ecke versucht irgendjemand einem was zu verkaufen oder aufzuschwatzen. So genervt wurden wir in Meknés und Fés nicht! Geschäftiges Treiben auf dem Djemaa el Fna, dem Platz der Geköpften. Hier wurden früher die Köpfe der Hingerichteten zur Schau gestellt. Heute werden andere Sachen zur Schau gestellt: denn nachmittags verwandelt sich das Bild des Platzes. Gaukler, Heiler, Schlangenbeschwörer...
- alle möglichen und unmöglichen Sachen werden angeboten. Natürlich besuchten wir das Cafe de France, welches aus dem Film Casablanca als Rick's Cafe (in Casablanca) bekannt ist. Von der Dachterrasse hat man einen wunderschönen Ausblick über Marrakesch: die kleinen Läden und Restaurants am Ende des Platzes, Eselskarren und bepackte Mulis verschwinden im Schatten der engen Gassen, alte Männer auf Fahrrädern und junge, verschleierte Frauen auf Mofas. Jedemenge Leute sind unterwegs, modern gekleidete, sowie traditionell gekleidete, oder Wasserverkäufer in ihren roten Trachten und großen Hüten...
Eine Atmosphäre, die man erlebt haben muß...

Wir überqueren den Platz und zwängen uns durch die Menge; durch schmale Gassen gelangen wir zum Marktviertel. Hier gibt's Gemüse aller Art, im nächsten Viertel wird Fleisch verkauft, dann kommen wir in eine Gasse, wo Fisch angeboten wird.
Wir wollen zum Bahia Palast, einem ca.100 Jahre alten Bauwerk, errichtet von Si Moussa - dem Großwesir des Sultans Abd-er-Rahman - und seinem Sohn Ba Ahmed - Großwesir der Sultane Abu Ali Hassan I und Abd-el-Aziz. Es gibt sogar einen deutschsprachigen Führer, der Jörg und uns durch die Räume des Palastes führt und einige Erklärungen zu den entsprechenden Räumlichkeiten abgibt. Ein sehr freundlicher Mann.
Schattige Innenhöfe und Gärten, angenehm kühle Räume mit farbig bemalten Decken, bunt gekachelten Böden und Ornamenten und Verzierungen an den wenigen Fenstern gibt es zu bewundern. Hier lebte der Sultan mit seinen Frauen, die den Palast jedoch ohne Begleitung des Sultans nicht verlassen durften.

Zurück am Djemaa el Fna setzen wir uns in eines der kleinen Restaurants, bestellen drei Portionen Brochette (Spieße mit Lammfleisch) und beobachten noch ein bisschen das Treiben auf dem Platz...

Bald trennen sich unsere Wege wieder: Jörg will zurück nach Erfoud, wir wollen weiter in den Mittleren Atlas. Und so brachen wir früh morgens auf. Eine gut ausgebaute Straße führte uns durch die monotone Ebene bis wir schließlich in die Berge abbogen.
Wir wollten zu den Ouzoud-Wasserfällen und auf dem Weg dorthin einen Abstecher zur Pont Naturel und zu versteinerten Dinosaurierspuren machen. Aber irgendwann hatten wir uns mal wieder verfahren, hatten eine Abzweigung gewählt, die auf der Karte nicht verzeichnet war.
Wir schaukelten also über die spärlich bewaldeten Hügel des Mittleren Atlas. Die Straßen hier oben sind zwar nicht asphaltiert, aber gut befahrbar. Der Ort der Dinosaurierspuren war im Reiseführer nicht sehr gut beschrieben und wir hatten auch den starken Verdacht, daß wir nicht auf dem richtigen Weg waren... als wir dann ein Dörfchen durchquert hatten und anhalten wollten, sahen wir schon wieder eine dieser anhänglichen Kinderhorden auf uns zustürmen!
Nein, nicht die schon wieder - wir hatten keine Lust mehr weiterzusuchen, drehten kurzerhand um.
Doch wo wir vor einer halben Stunde noch eine gut befahrbare Straße vorge- funden hatten, war der Weg jetzt durch große Steinbrocken versperrt. Einige Leute waren bereits damit beschäftigt diese zu beseitigen. Also kurze Pause und Steine schleppen.
Schließlich waren wir wieder an der Pont Naturel, ein Felsen der von einem Flüßchen durchhöhlt ist. Hier sind auch einige Lädchen und wir machten Rast, um etwas zu trinken.

Auf dem Weg nach Ouzoud machte Emilio plötzlich eine Vollbremsung... ein Chamäleon kreuzte die Straße und seine gute Tarnung wäre ihm beinahe zum Verhängnis geworden. Die langsamen Burschen lassen sich ohne Mühe einholen und fotografieren. Wir setzten den kleinen Kerl zurück ins Gebüsch.

Chamäleon
Das kleine Chamäleon war nicht gerade begeistert

Nachmittags erreichten wir dann Ouzoud. Ein kleines Dorf mit schön angelegtem Campingplatz. Dieser liegt auf einer privaten Wiese, direkt am Fluß, umgeben von Gärten. Verzweigte Wege führen zu alten Mühlen. Der Weg führt über viele kleine Bäche, die sich sammeln und in mehreren Wasserfällen, über mehrere Stufen in die über 100 m tiefe Ouzoud-Schlucht stürzen. Atemberaubend ist der Blick nach unten, dort wo sich die herabstürzenden Wasser in einem Becken sammeln. Dort in ca. 100 m Tiefe fließt das grünliche Wasser still und sacht weiter durch die Schlucht des Oued el Abid. Natürlich kann man sich die größten Wasserfälle Marokkos auch von unten ansehen. Dazu muß man aber erst einen Weg entlang, zu dessen beiden Seiten sich Händler ausgebreitet haben, um irgendwelche Souvenirs an den Mann zu bringen. Also eine zeitaufwendige Angelegenheit.

Der Ouzoud-Wasserfall
Der Ouzoud-Wasserfall

Doch irgenwann kommt man unten an...
Und der Ausblick ist wirklich fantastisch! In mehr als 10 größeren und kleineren Kaskaden stürzt sich der "Ouzoud" in die Tiefe, erst in mehrere Zwischenbecken, bevor er endgültig unten ankommt. Lautes Tosen, schäumende Gischt, einige Schwimmer trauen sich ins eiskalte Wasser. Berberaffen tummeln sich an den steilen Hängen.

Abends bestellten wir uns eine Tajine mit Geflügel und Quitten (die Quitten wuchsen im Garten, das Geflügel lief da so rum...).

Als wir weiter wollten zur Abid-Schlucht, fragten wir auf dem Campingplatz nach der Beschaffenheit der Piste. Diese sei gut, so wurde uns gesagt, die Straße sei jetzt auch asphaltiert - kein Problem. Also fuhren wir frohen Sinnes los...
Eine schwierige, schmale und steile Straße. Eine riesige Staubfahne zog der Landy hinter sich her, von Asphalt keine Spur mehr. Da plötzlich kam uns ein LKW entgegen - bloß das nicht ! Die Straße war zu eng, die beiden Fahrzeuge passten nicht aneinander vorbei. Links ein tiefer Abhang, rechts Felsüberhänge. Also zurück bis zur letzten Kurve, wo mehr Ausweichmöglichkeit gegeben war. Emilio fragte den Fahrer des LKWs noch, ob die Straße passierbar sei. Ja, ja, da wären zwar Straßenarbeiten und es könnte sein, daß wir etwas warten müßten, Sprengungen und so aber kein Problem... Also weiter. Ein paar Straßenarbeiter bestätigten uns dies ebenfalls, obwohl die Straße immer schlechter wurde...
Dicke Steine, hohe Absätze, wir folgten den Spuren eines Bulldozers. Wo führt uns diese Straße denn hin ?!? Der Landy schafft's so gerade noch. Doch nach ein paar Kilometern ist selbst für ihn Ende! Dicke Felsbrocken und Baumstämme versperren uns den Weg. Nichts mehr zu machen. Scheiße - den ganzen Weg zurück? Nein - der Retter naht... Da hinten springt ein Mann aus seinem Bulldozer, der beseitigte gerade einen riesigen Berg von Steinen. "Was macht ihr denn hier? - Wie seit ihr überhaupt hierhergekommen?? Die Straße ist doch gesperrt." (Ach soo!)
Um nicht zurückfahren zu müssen, hatte uns der freundliche Mann mal eben mit seinem Bulldozer den Weg geebnet - für ein paar Dosen Bier. "Nach ein paar Kilometern fängt die Straße wieder an" so versicherte er uns. Und tatsächlich erreichten wir bald eine steinige, aber gut befahrbare Piste. Hinter uns die bewaldeten Hänge des Mittleren Atlas und vor uns die El-Adid-Schlucht. Je weiter wir aus dem Atlas herausfahren, umso spährlicher wird die Vegetation - vereinzelte Bäume, niedrige Sträucher, sukkulente Pflanzen, die in ihren dicken, fleischigen Blättern Feuchtigkeit speichern. Wir gondeln über kleine Nebenstraßen zurück nach Meknés, wo wir ein Wiedersehen mit Abouzeir feiern.

Doch bald schon geht's in einer Tour nach Norden - zurück über Ouezzane, Chefchaouen, durchs Rif, vorbei an Tetouan, nach Ceuta. Wir sind wieder in Spanien. Schade eigentlich! Noch am selben Tag setzen wir über, wollen noch ein paar Tage in Andalusien verbringen, bevor es zurück nach Hause geht....

Von Bert und Simone haben wir später erfahren, daß ihr VW Bus mit Getriebeschaden liegenblieb und vom ADAC nach Hause transportiert werden sollte. Jörg wollte sich ein anderes GPS Gerät und ein anderes Auto kaufen (sein Nissan hatte einige Pannen). Was Abouzeir betrifft, wir wollten ihn eigentlich nochmal besuchen, aber bisher hat sich keine Gelegenheit ergeben. Unser Land-Rover exisitiert noch, wir haben seitdem mehrere lange Fahrten unternommen, hautsächlich in die Gebirge Spaniens...

ENDE

Im Jahr 2000 sieht der Landy so aus:
Der Landy in Bordeaux/Creme

© 1997/2012 Claudia Sancho Fotos: Emilo Sancho


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