Kurzerhand buchten wir Flüge (Royal Nepal, DM 1520,- incl. Bahnticket nach Frankfurt,
Preis 1998) und begannen sodann unsere Reise sorgfältig vorzubereiten.
Ende April 1999 sollte es losgehen!
Nepal ist ein extrem gebirgiges Land. Hier befinden sich alleine acht der vierzehn
Achttausender und eine ganze Reihe von Sieben- und Sechstausendern.
Nepal ist ein unzugängliches Land, verfügt kaum über Infrastruktur.
Straßen gibt es hauptsächlich im Kathmandu Valley und im Terai, einer Ebene,
die an Indien grenzt. Im Osten und Westen gibt es riesige Gebiete, die nur per
Flugzeug, oder zu Fuß erreicht werden können. Einzige Transportmöglichkeit über
Land sind Lasttiere oder Träger.
In Nepal sind etwa 36 verschiedene Volksgruppen beheimatet. Es gibt mindestens genausoviele Sprachen und noch mehr Dialekte. Die Hauptsprache ist jedoch Nepali und es wird im allgemeinen überall verstanden. Man muß allerdings noch anmerken, daß man entlang der touristischen Routen auch erstaunlicherweise sehr gut mit englisch weiterkommt.
Der größte Teil der Bevölkerung gehöhrt dem Hinduismus an, dies ist auch die
Staatsreligion.
Doch gerade im Norden, Richtung Tibet, gibt es einen großen Anteil an Buddhisten.
In manchen Gebieten existieren beide Weltreligionen nebeneinander.
Und so trafen wir detallierte Reisevorbereitungen: Impfungen auffrischen lassen, geeignete Kleidung auswählen (warme, sowie leichte Sachen), Reiseapotheke zusammenstellen, fehlende Ausrüstungsgegenstände besorgen, Reiselektüre durcharbeiten, Kartenmaterial besorgen, etc, etc....
Anmerkung:
alle Preise beziehen sich auf April/Mai 1999, evtl. sind manche Preise in der
Hochsaison nicht aktuell! (Man kann eigentlich immer Handeln, aber man sollte die
Leute schon Leben lassen, schliesslich sind wir "reich" und haben schon für den
Flug ein 5-Jahres-Einkommen eines nepalesischen Bauern bezahlt.)
Nach unserer Ankunft am Flughafen in Kathmandu empfing uns draußen, vor dem
Flughafengebäude drückende Hitze und ein Pulk Taxifahrer. Wir kauften extra
unsere Tickets am Schalter, dort wird dann direkt für die angegebene Strecke
kassiert, um übertriebenen Fahrpreisen vorzubeugen. Man lotste uns zu einem
Taxi und wir sahen noch wie der Fahrer gerade mit einem Mann verhandelte,
der dann auch mit ins Taxi stieg. Wir wollten eigentlich zur Freak Street,
aber der eingeschlagenen Richtung konnten wir entnehmen, daß der Fahrer nach
Thamel fuhr. Auf mehrmaliges Hinweisen sagte er dann, daß sein "Kumpel" in
Thamel wohne und es "auf dem Weg" läge.
Zufällig hatte der Kumpel, sein Name war Krishna, ein Hotel und bat uns sich
dieses doch einmal anzusehen. Da uns das Viertel gefiel waren wir einverstanden
und als wir das Zimmer schließlich auf 5 US$ heruntergehandelt hatten, blieben wir
auch. (Hotel Shanti Nepal, Zimmer sehr groß und sauber mit Bad)
Ein "Kumpel" von Krishna wiederum hatte eine kleine Reiseagentur und regelte die Formalitäten für unsere Trekking Permits, die wir auf diesem Wege noch am selben Tag erhielten (immerhin war es mittlerweile schon 13:00 Uhr und am nächsten Tag ein nationaler Feiertag, d.h. hätten wir uns selbst um die Permits gekümmert, so hätten wir sie erst in 2 Tagen erhalten). Die Permits kosteten dort 5400 Rp. für 2 Pers. , 14 Tage, incl. Eintritt ins Schutzgebiet.
Wir hatten auch schon unsere Bustickets nach Pokhara (250 Rp. pro Pers) und am nächsten Morgen sollte es weitergehen. Also verbrachten wir den Tag mit Geldtausch, essen und bummeln. Abends zählten wir stolz den Packen von alten, schmuddeligen Geldscheinen. Mehrfach hatten wir gelesen, daß man zum Trekken kleine Scheine mitnehmen sollte, da es weitab von den Touristenzentren nicht immer möglich sei große Scheine zu wechseln.
Abends versuchten wir vergeblich zu schlafen, da sämtliche Hunde im Viertel aktiv wurden, sich fetzten und randalierten, aber für uns hieß es am nächsten Morgen um 05:30 Uhr aufstehen.
POKHARA:
Der Bus ging um 07:00 Uhr, rund 200 km über den sogenannten "Prithwy Highway", eine
kurvenreiche, teilweise recht unbreite Straße. Nach 6,5 Stunden Fahrzeit, inkl. zwei
kurzer Pausen, erreichten wir Pokhara. Dort wartete die übliche Traube von
Taxifahrern auf die Touristen und da wir kein bestimmtes Hotel ausgesucht hatten,
hängten wir uns an einen von diesen. Zufällig führte der "Bruder" des Fahrers wieder
ein Hotel (allerdings bezeichnen Nepalis so ziemlich jeden als Bruder oder Schwester)
und so wurden wir für nur 50 Rp. zum Hotel Horizon, im Lake Side Viertel, nahe dem
Royal Palace, befördert. Die Leute dort waren sehr freundlich, die Zimmer
großräumig, mit Bad, (8$ und 12$) und die Ausicht wunderbar.
Zuerst fanden wir zwar den Preis für unsere Verhältnisse etwas hoch, aber
schließlich hatten wir ja auch Urlaub...
Der Inhaber organisierte uns die Weiterflüge nach Jomsom. Kosten: 55$ pro Pers.,
provisionsfrei.
Leider gab es aber erst wieder Flüge für den übernächsten Tag und auch erst zum 2.
Flug. Von Pokhara gibt es täglich 3 Flüge nach Jomsom, aber sie finden nicht immer
statt. Da das Wetter in den Bergen oft umschlägt und heftigste Winde auftreten,
hat der erste Flug die besten Chancen stattzufinden. Die nachfolgenden werden oft
gestrichen.
Den Rest des Tages verbrachten wir am Fewa Lake, dem großen See an dem Pokhara liegt.
Dort gibt es die Möglichkeit Boote zu mieten, an den Ufern warten tibetische Frauen
darauf, den Touristen ihre Handarbeiten aus Tibet (Silberschmuck mit Halbedelsteinen,
Ketten, Armreifen u.ä.) zu präsentieren.
Wir setzten uns in ein kleines Momo-Restaurant an der Straßenkreuzung und beobachteten die Büffel und Kühe, die hier ungehindert über die Straßen ziehen (einige kamen fast bis ins Restaurant) und die Unmengen weißer Reiher, die in den Bäumen am See nisteten. Wir bestellten 2 Portionen Momos, kleine gedünstete (oder fritierte) Teigtaschen mit würziger Gemüsefüllung und scharfer Soße.
Den nächsten Tag verbrachten wir mit Ausflügen in die Umgebung: das Zentrum von
Pokhara und die Devi's Falls, die etwa 2,5 km südlich von Pokhara liegen.
Auf unserem Weg zu diesen Wasserfällen entdeckten wir eine dieser kleinen
asiatischen Küchen am Straßenrand, untergebracht in einer engen Wellblech-Hütte.
Wir traten ein, wurden von der Hitze des Feuers fast erschlagen, setzten uns in die
hinterste, dunkle Ecke und bestellten.... Momos (diesmal mit Büffelfleischfüllung
und Koriander) und Cola.
Nächster Morgen, der Wecker piepste um 05:30 Uhr. Um 07:30 Uhr sollte unser Flug nach
Jomsom starten. Am Vorabend hatten wir schon alle Sachen, die wir nicht benötigten,
aussortiert und im Storage Room des Hotels untergebracht. Am Flughafen angekommen,
wollten wir zunächst unser Gepäck aufgeben. Da wurden wir angesprochen von Leuten
aus Mustang. Sie hatten gerade in Pokhara ihre Einkäufe getätigt, hauptsächlich
Butter u.a. Lebensmittel und somit jede Menge Übergepäck.
Sie baten uns etwas Gepäck nach Jomsom zu transportieren. Da sie am Security Check
Desk mit ihrem Gepäck persönlich anwesend waren, willigten wir ein und nach langem
wiegen und ausprobieren übernahmen wir eine Tasche, deren Gewicht ziemlich genau das
zulässige Gesamtgewicht für unser Gepäck ausfüllte. Da die "Schwester" dieser Leute
einen Flug nach uns gebucht hatte bekamen wir noch die Adresse von Bekannten
(natürlich auch wieder Hotelbesitzer), wo wir das Gepäck hinterlegen sollten.
Ich glaube, wir wären sowieso nicht mit der Tasche durchgebrannt, denn sie war
viel zu schwer (knapp 20kg) und sooo viel Butter brauchten wir gerade nicht.
Hier unten am Flughafen fiel uns ein ziemlich imposanter Mann in landesüblicher
Kleidung auf.
Auch er kam aus Mustang, sein Aussehen war fast tibetisch, mit langen dünnen Zöpfen
und drei Barthaaren. Jedoch war er viel größer und kräftiger als die übrigen Menschen
in der Menge. Emilio hat dieser Mann so beeindruckt, daß er heute noch von dem
"Mustang-Mann" spricht.
Wir hatten auf jeden Fall all "unser" Gepäck aufgegeben und begaben uns durch den
sogenannten Secutrity Check. Dort wurde gefragt, ob man Feuerzeuge, Taschenmesser
o.ä. im Gepäck habe, man beantwortete diese Frage einfach mit NEIN
(wer sich in die Berge begibt hat natürlich Kerzen, Feuerzeuge und Taschenmesser
dabei...!) Dann wurde noch ein flüchtiger Blick in die oberen Taschen des Rucksacks
geworfen und man durfte in die "Wartehalle", einem Raum mit direktem Blick
auf Start- und Landebahn. Man konnte die kleinen Maschinen anfliegen sehen. An der
Bergkette entlang, Landeanflug im 90° Winkel und schon setzten sie auf. Innerhalb
kürzester Distanz kamen sie zum Stehen. Unsere Maschine stand schon wieder
startbereit, direkt vor dem Ausgang. Das Gepäck sollte gerade aufgeladen werden,
da kam Unruhe auf. Die Angestellten zögerten, ein Uniformierter informierte uns,
daß für heute alle weiteren Flüge abgesagt seien, wegen eines Wetterumbruchs in
den Bergen. Also alle wieder zurück. Wir bekamen unser Gepäck und die Airport
Tax zurück und man sagte uns, daß wir ab 11:00 Uhr die Tickets telefonisch auf den
nächsten Tag buchen könnten. Also verabredeten wir uns mit den Leuten aus Kagbeni
für den nächsten Tag direkt zum ersten Flug, um dann die ganze Gepäckaktion nochmal
durchzuführen...
Entäuscht kamen wir zurück zum Hotel und erzählten was geschehen war. Der
Hotelmanager war sehr zuvorkommend. Er meinte wir sollten nicht bis 11:00 Uhr warten,
dann wären die guten Flüge bereits vergeben. Er versprach, die Angelegenheit zu
regeln und hängte sich ans Telefon. Wir gingen etwas trinken...
Als wir zurückkamen, hatte er uns auf den ersten Flug des folgenden Tages gebucht,
alles im Service inbegriffen, hat uns nicht eine Rupie mehr gekostet.
Nun hatten wir einen zusätzlichen Tag in Pokhara zu verbringen. Der Taxifahrer, der
uns hergebracht hatte, bot uns sofort eine Stadtrundfahrt in seinem Taxi an
(schlaues Kerlchen). Die Idee fanden wir aber nicht so toll.
Direkt hatte er einen Ersatzvorschlag, ein Motorrad. Hörte sich schon besser an.
Also brauste er los und kam bald mit einer Escort (Yamaha) RX100, mit gewaltigen
Sturzbügeln, zurück. Emilio merkte an, daß er seinen Führerschein zu Hause habe.
"No problem", bekam er zu hören. "If you know how to drive a bike you wonīt need the
license in Pokhara"... (wie komisch). Auf jeden Fall brausten wir dann los
zur nächsten Tankstelle... haben sie aber leider nicht erreicht!
Wir hatten noch nicht mal 500 m zurückgelegt, da ging die Maschine auch schon aus.
Mist!!! Also zurückschieben, und das in sengender Hitze
(... aber irgendwas ist ja immer!).
Dort befand sich ein kleiner Laden an der Straße, der Besitzer stand gerade davor.
Wir fragten ihn nach Benzin. Sofort untersuchte er die Maschine besorgt, versuchte
vergeblich sie zu starten. Währenddessen hatte seine Frau aus dem Lager einige Dosen
Benzin geholt. Mit ein bißchen Sprit startete der Motor gleich viel besser!
Auf unsere Frage, was der gute Mann denn von uns bekommen würde, antwortete er..:
"No, it's ok" (Unglaublich, die Nepali sind wirklich sehr zuvorkommend...)
Doch der Mann sprach weiter: "No, it's ok. This is my bike. Very sorry."
(Na ja, dann...) Auch hier bemerkte Emilio nochmal sein Problem mit dem
daheimgelassenen Führerschein , in Bezug auf eine Polizeikontrolle. Aber der Mann
erwiderte:" That's no problem in Pokhara.
If the police wants to see your license you pay them 150 Rp. and it's ok. "
(wenn er das sagt, dann wird's wohl stimmen)
Also bedankten wir uns noch mal recht herzlich und fuhren (nun endgültig) los.
In Nepal ist es auch so, daß nur für den Fahrer Helmpflicht besteht.
Der Beifahrer trägt grundsätzlich keinen Helm.
Wir besuchten ein buddhistisches Kloster, welches auf einem Hügel am Ostrand der
Stadt liegt.
Ein Lehrer führte uns herum und gab uns einige Erklärungen zu den einzelnen Räumen.
Wir hatten schon am Tag zuvor mitbekommen, daß gerade Wahlen in Nepal anstanden. Die Parteianhänger veranstalteten riesige Tumulte. Ganze Busse, vollgestopft mit Leuten, waren unterwegs. Aus den Fenstern und von den Dächern der überfüllten Busse konnte man die Wahlparolen hören, Parteifahnen wurden geschwenkt und manchmal wurde ein solcher Bus von einer Motorrad-Gang begleitet. Nun, in einer solchen Motorrad-Gang landeten wir zufällig, als wir mit unserem Leih-Motorrad auf dem Weg zu einem Hindu Tempel waren. Duzende von Motorradfahrern quetschten sich an den Parteibussen und den LKWs vorbei, so auch wir. Schließlich kam der Verkehr ganz zum Stillstand und uns wurde inmitten der Menge etwas unheimlich. Ich machte den Vorschlag umzukehren, bevor wir noch in eine Auseinandersetzung geraten könnten. Das taten wir dann auch. Schließlich fuhren wir noch am Ufer des Fewa Lake entlang, fanden einige kleine Lokale mit hübscher Aussicht auf den See.
Den Abend verbrachten wir auf der Dachterrasse des "WALDROF RESTAURANT". Von dort
hatte man einen wunderbaren Blick auf die Straßenkreuzung und dem Geschehen dort
unten zuzusehen, das war besser als Fernsehen! Taxis und Busse zwängten sich über
die Kreuzung, Frauen in bunten Kleidern trugen Körbe mit Gemüse, Obst- und
Gemüseverkäufer schoben ihre fahrbaren Stände, Kühe schlenderten über die Straße
und klauten den Gemüseverkäufern die frischen Tomaten vom Wagen...
Dort hinten sorgten ein Stier und eine Kuh mitten auf der Kreuzung für Nachwuchs,
ein Taxifahrer stritt sich lautstark mit seinen indischen Fahrgästen und weigerte
sich diese weiterzubefördern.....
Es war sehr amüsant. Außerdem gab es hier zur Happy Hour das Bier für 90
Rp. plus eine Portion frisch zubereitete Fritten (sozusagen Fritten und Bier). Das
Essen war fantastisch. Wir aßen dort mehrmals und jedes Gericht war wirklich auf
eine ganz eigene Art und Weise zubereitet. (Der Inhaber, ein Chinese der ein
Restaurant in Calcutta hatte, war schließlich gelernter Koch).
Am nächsten Morgen klingelte unser Wecker bereits um 04:30 Uhr, da wir schon um 05:30 Uhr am Flughafen sein mussten. Wir trafen die Leute aus Kaghbeni wieder, gaben das Gepäck auf, Security Check, noch etwas warten ... und siehe da, unser Flug startete fast pünktlich!
Ca. 15 Leute passten in die Maschine und so hatte jeder einen Fensterplatz. Innerhalb
kürzester Distanz hob die kleine Twinotter ab. Wir konnten es kaum glauben, endlich
waren wir auf dem Weg nach Mustang.
Auf ca. 3000m Flughöhe flogen wir nur dicht über den Pass von Gorepani und dann
zwischen den Sieben- und Achttausendern durch. Leider war das Wetter wirklich sehr
schlecht und die Sicht gleich Null. Das kleine Flugzeug wurde von den starken
Winden hin und hergeschüttelt.
Kurz vor der Landung konnten wir den Daulaghiri sehen - echt erhebend solch einen
Koloss aus den Wolken treten zu sehen. Ca. 18 Minuten dauerte der Flug, dann kam
ein rasanter Landeanflug, Landung auf einer Erd-Piste, Vollbremsung in einem
180° Winkel und die Maschine stand.
Dann konnte jeder sein Gepäck aus dem Frachtraum holen und zum Ausgang neben der
Piste gehen.
Dort wartete auch schon die Frau, deren Gepäck wir dabei hatten. Wir hatten uns schon
gewundert sie am Morgen nicht gesehen zu haben, aber jetzt wunderten wir uns noch
mehr, da für den Vortag eigentlich alle Flüge abgesagt worden waren. Aber vielleicht
galt dies bloß für Touristen. Die Frau jedenfalls nahm freudig ihre Tasche in
Empfang und wir schlenderten mit unserem Gepäck die Hauptstraße von Jomsom entlang
zum nächsten Police Check Point, um uns registrieren zu lassen.
In Jomsom selbst wollten wir nicht länger bleiben und so kauften wir genügend Wasser,
das wir mit unseren Vitamin- und Magnesium-Brausetabletten präparierten und machten
uns auf den Weg nach Kaghbeni....
Steine, Staub und gigantische Berge...
der Himalaya...
1. Tag:
Wir waren tatsächlich mitten im Himalaya und konnten es selbst kaum fassen! Es war
ca. 08:00 Uhr und noch recht kühl. Zu unserer Linken schimmerte der Nilgiri North
ganz schwach durch den Morgendunst. Die Stimmung war seltsam und unbeschreiblich.
Wir legten einen Schritt zu und hatten Jomsom bald hinter uns gelassen.
Wir folgten dem breiten, ausgewaschenen Flußbett des Kali Gandaki nach Norden.
Keine Menschenseele war unterwegs. Im Nebel tauchten immer höhere Berge auf.
Das Flußbett bildete eine weite Ebene, nur einige Flußarme bahnten sich zu dieser
Jahreszeit ihren Weg durch das steinige Bett. Diese waren jedoch recht breit und
unpassierbar.
Daher mussten wir einmal ein Stück umkehen, da wir keine geeignete
Überquerungsmöglichkeit fanden. Führt der Fluß Hochwasser, so müssen Reisende
einen Weg oberhalb, an den Bergen entlang wählen.
Ab und zu wurden wir von Reitern überholt. Die kleinen Pferde liefen im schnellen Trab über die steinige Ebene und schon von weitem konnte man das Klingen ihrer kleinen Schellen hören.
Nach ca. 2,5 Stunden erreichten wir Kaghbeni auf 2807m. Dort oben sahen wir Kühe,
die gerade etwas größer wurden als Schäferhunde, ihre Kälber so groß wie Spaniel.
Das lange, lockige Fell und die seltsam verdrehten Hörnchen ließen diese Mini-Kühe
lustig aussehen.
Kaghbeni ist ein kleines, recht ursprüngliches Dorf, mit dem obligatorischen Kuh- und
Eselsdung auf den Wegen. Die Häuser sind teilweise recht verschachtelt und bilden
enge, dunkle Gassen und Innenhöfe. Am Ortsausgang befindet sich eine ganze Reihe
Gebetsmühlen... und dann kommt man auch schon zur Grenze: Upper-Mustang, das
"verbotene Land" (Natürlich ist es heute nicht mehr ganz verboten, denn mit einer
Sondergenehmigung für 700 US-Dollar pro Person für 10 Tage darf man diese Region
betreten). Die Polizisten der anliegenden Station achten streng darauf, daß kein
Unbefugter die Grenze überschreitet. Uns blieb nur ein sehnsüchtiger Blick und dann
ließen wir direkt unsere Trekking Permits registrieren.
Hier oben traf Emilio auch den Mustang-Mann wieder und obwohl er seine Sprache nicht verstand, machte dieser ihm klar, daß er auch bereits gestern schon angekommen sei.
In Kaghbeni gibt es auch ein buddhistisches Kloster. Das Gebäude ist leuchtend rot angemalt und hinter ihm (auf der anderen Flußseite) erhebt sich eine gigantische Steilwand. Der dazugehörige Berg ist so etwa 4000 m hoch, d.h. so etwa 1000m bis zum oben zum Gipfel. Es ist schon beeindruckend.
Kaghbeni ist wie eine kleine, grüne Oase in der weiten, kargen Landschaft. Grüne Felder, Weizen, Gemüse, Reis, alles mühsam gezogen und gehegt und gepflegt.
Es war gerade der Geburtstag des Buddha und zu diesem Anlaß waren viele Gläubige
unterwegs. Sie wanderten die Wege um das Dorf ab und trugen die heiligen Schriften
aus dem Kloster mit sich.
Als sie wieder am Kloster ankamen wurden sie mit Paukenschlägen empfangen und die
Mönche bliesen auf langen, alphornähnlichen Instrumenten. Das ganze Dorf war auf
den Beinen. Wir hatten einen jungen Nepali kennengelernt, der uns hierzu sehr viel
erklärte. So erfuhren wir auch, daß wir nach dem Hindukalender gerade im Jahr 2056
waren. Wir unterhielten uns eine Weile mit dem jungen Mann, ohne zu ahnen, daß wir
ihn später in Pokhara wiedertreffen sollten.
In Kaghbeni kommen mittags immer sehr starke Winde auf, die sich nachmittags noch verstärken. Manchmal ist es besser drinnen Schutz zu suchen, so lange bis der Wind gegen Abend wieder nachläßt und man die letzten Sonnenstunden genießen kann. Also vertrieben wir uns den Nachmittag mit Tee trinken. Gegen Abend sahen wir dann eine andere Attraktion: Männer hatten sich auf einem Platz versammelt und schossen mit Pfeil und Bogen auf Holzstämme. Die Kinder versuchten es ihnen an einem abseits gelegenen Platz nachzumachen. Viele Zuschauer hatten sich ringsrum versammelt.
Wir hatten Unterkunft im New Kaligandaki Guest House gefunden. Ein kleines, einfaches,aber helles Zimmer für 50 Rp.. Es gab nur zwei Holzpritschen und ein kleines Nachttischchen. Eine einfache Toilette befand sich im Flur, hier war auch die einzige Gelegenheit sich zu waschen und Zähne zu putzen. Da das Zimmer nicht mit Elektrizität ausgestattet war, mussten wir Abends mit unserer Zeltlaterne und Kerzen auskommen und mit Taschenlampe zur Toilette gehen. Die Nacht war klar und kalt und wir hatten uns alte Wolldecken geliehen, die wir über unsere Schlafsack-Inlets gelegt hatten. Draußen im Dorf wurden wieder alle Hunde aktiv, bellten und heulten durch die Nacht.
2. Tag:
Am nächsten Morgen waren wir schon wieder um 05:30 Uhr auf den Beinen. Wir wollten
eigentlich Brot kaufen (hatten uns extra am Vorabend erkundigt). Doch es stellte
sich heraus, daß das Brot erst noch gebacken werden mußte und so gingen wir ohne
Frühstück los. Schließlich wollten wir die Morgenstunden ausnutzen.
Es war noch sehr kühl, als wir das Dorf verließen....
Hinter Kaghbeni führt ein schmaler, steiler Pfad auf einen Bergkamm. Uns erschien
dieser Pfad endlos, aber schließlich kamen wir doch auf dem Bergrücken an und der
Anblick, der sich uns bot, war unglaublich...
Eine spärlich mit Büschen bewachsene Hochebene.Auf der anderen Seite des Tals
erstreckte sich ein Hochplateau. Der Morgendunst hatte sich wieder über die
Landschaft gelegt. Im Hintergrund ragten Berge in den dunstigen Himmel, dahinter
weitere Berge und dahinter weitere Berge....
Wir beschlossen erst mal etwas zu
essen: aus Deutschland mitgebrachte Müsliriegel und unser mit Magnesium und Vitaminen
präpariertes Trinkwasser, das musste reichen! Die Sonne versuchte durch
den Nebel zu dringen und tauchte die Landschaft in ein mattes, fahles Licht. Wir
setzten unsere Wanderung fort.
Wir konnten den Weg gut erkennen, wie er sich den nächsten Berg emporschlängelte und
dann dahinter verschwand....
Nach einiger Zeit blickten wir zurück, sahen einen gigantischen Berg und weitere
Berge im Hintergrund. Der weiße Gipfel des Dhaulagiri schimmerte ganz schwach durch
den Dunst. Fast sprachlos starrten wir diese Berge einige Minuten lang an.
Unglaubliche Stille, nur das Rauschen des starken Windes...
Da hörten wir das bekannte Klingeln, ein Reiter auf einem kleinen Pferd überholte
uns und grüßte freundlich: "Namaste" . Wir erwiederten den Gruß.
Da trabte der Reiter dahin und hinterließ eine riesige Staubwolke.
Es war wieder still.
Irgendwann klarte das Wetter etwas auf. Wir hörten die Rufe von Himalaya-Berghühnern.
Diese Vögel werden ganz schön groß! Eines saß auf einer Felskuppe einige hundert
Meter entfernt, andere scharrten auf einem steinigen Hang nach Nahrung.
Auch die Pferde suchten nach Nahrung...
Geduldig suchten sie die steinigen und staubigen Hänge nach einzelnen Grashalmen ab.
Keine leichte Futtersuche!
So gegen 11:00 Uhr kamen wir nach Jharkot. Wir fanden eine Raststätte am Wegrand und
wollten hier etwas ausruhen und frühstücken. Der Weg war anstrengend und wir waren
froh die Rucksäcke absetzten zu können. So bestellten wir schwarzen Tee und
Zwiebelomelette. Es wurde auch recht schnell serviert (wir hatten öfters gehört,
daß man stundenlang auf das Essen warten muß, aber diese Erfahrung machten wir
während unserer Reise eigentlich nicht).
Allerdings konnten wir in dieser Raststätte die gesamte Speisekarte von der
Tischdecke ablesen, da diese offensichtlich schon seit mehreren Monaten nicht
mehr gewechselt worden war...
Hier oben sahen wir auch die ersten Yaks. Diese zotteligen Hochgebirgsrinder können in tiefergelegenen Gebieten nicht überleben.
Hinter Jharkot verzweigte sich der Weg. Wir konnten zwar oben auf dem Bergkamm
Wanderer erkennen, sahen aber von unten nicht wo der eigentliche Weg langführte...
und so gerieten wir auf Abwege, die dann nur zu irgendwelchen Feldern führten.
So nahmen wir einen kleinen, mit Steinen übersäten Bach als Weg, so wie wir es
von unseren Bergwanderungen aus den Pyrenäen schon kannten.
Schließlich endete unser "Weg". Wir wanderten quer durch einen Wald, sprangen über
mehrere Bäche und sahen schließlich ein Dorf. Ein schmaler Pfad führte durch ein Feld
bis zu einer Steinmauer. Laut Karte waren wir in Purang gelandet.
Im Dorf fragten wir nach Muktinath und durch Zeichen gab man uns die Richtung zu
verstehen. Es war gar nicht so einfach wieder aus dem Dorf herauszufinden...
>
Wir richteten uns nach Karte und Kompass. Aber unterwegs fragte Emilio
sicherheitshalber nochmal nach dem Weg. Schließlich kamen wir, nach einem
Umweg von ca. dreiviertel Stunde, doch noch in Muktinath an.
Der Anblick, der sich uns bot war ein wenig trostlos. Es war gerade Mittagszeit, kaum
ein Mensch zu sehen. Ein paar Lodges standen einsam auf staubigem Gelände.
Gebetsfahnen wehten auf den Dächern. Es machte den Eindruck einer Geisterstadt.
Erst später erkundeten wir den unteren Teil des Dorfes, in dem die Restaurants und
Unterkünfte etwas dichter angesiedelt sind.
Wir betraten erstmal die erste Lodge in unserem Blickfeld, die Bob Marley Lodge.
Bekannte Reggae-Musik klang uns entgegen und so tranken wir erst mal auf der
Dachterrasse einen riesigen "Pot Black Tea" und erholten uns etwas.
Muktinath liegt auf 3730 m Höhe und es ist ein Pilgerort, sowohl für Hindus, als auch für Buddhisten. Der Tempel von Muktinath befindet sich ein Stück höher, hinter dem Dorf.
Wir fanden Unterkunft in der Sunshine Lodge, eine einfache Lodge mit Küche. (Zimmer
für 50 Rp., Toilette und Dusche gibt es draußen, aber kein Licht) Hier stärkten wir
uns erstmal mit Chowmien (gebratenen Nudeln mit Gemüse) Dann mussten wir uns auch
noch am Check Point registrieren lassen und unsere Permits vorzeigen..
Am Nachmittag schlug das Wetter um, es zog sich zu, der Wind wurde eisig und es fing
an zu nieseln. Trotzdem wanderten wir zum Tempel hoch. Wieder fanden wir Gebetsmühlen
am Wegrand.
Hinter dem Tempel führte der Weg hoch zum Thorong La , dem Pass auf 5416 m Höhe, den
man überqueren muß, um nach Manang zu kommen. Wir folgten dem Weg noch ein Stück bis
auf ca. 4000 m.
Weit hinten konnten wir ein Gebäude sehen. Es musste die Unterkunft von Muktinath
Pedi sein, von der wir mal gelesen hatten. Den Pass selbst konnten wir nicht sehen
und auch der 6481 m hohe Yakgama Kang und der 6484 m hohe Khatung Kang, zwischen
denen der Thorong La hindurchführt, verbargen sich in dichten Wolken. Es wurde
schlagartig sehr kalt und wir kehrten um.
Nachts war es auch recht kalt. Ich zog so ziemlich alles an, was ich dabei hatte.
Beim Abendessen in unserer Lodge bekamen wir eine Schale mit glühenden Kohlen unter
den in eine Wolldecke gehüllten Tisch gestellt. Die Wärme breitete sich wohltuend
aus; wie aufmerksam...
Die Nacht war ziemlich unruhig, doch als wir am nächsten Morgen aufstanden, zeigten
sich alle schneebedeckten Gipfel der Umgebung im Morgenlicht. Doch bald kam auch
schon wieder der Dunst auf und ließ die schimmernden Berge verblassen.
3. Tag:
Da die Wirtsleute noch in den Federn lagen und sich dann mit der Abrechnung etwas
schwer taten, kamen wir erst um 06:20 Uhr los. Wir marschierten mit langen Schritten
bergab und hatten schon in ca. 20 Minauten Jharkot erreicht (bergab geht's halt
schneller als umgekehrt).
Weite steinige Landschaft, kleine, einsame Wegtempel, das alles eingerahmt von einer
grandiosen Bergkulisse. Wir waren wieder alleine unterwegs...
Seltsame Gedanken gehen einem durch den Kopf, wenn man so geht...
Ob es hier oben wirklich einen Yeti gibt??!? Und was wäre, wenn er ausgerechnet uns
begegnen würde, wo doch manche Forscher jahrelang nach diesem Wesen geforscht hatten!
Aber wenn wir auch keinen Yeti gesehen haben, so haben wir doch ein paar Yaks gesehen. Die domestizierten Hausyaks sind zwar imposante Gestalten, aber sie werden längst nicht so groß wie der Wildyak, der eine Schulterhöhe von bis zu 2 Metern erreichen kann. Leider gibt es nur noch wenige Wildyaks. Außerdem konnten wir noch eine Reihe unbekannter Vögel beobachten und ein kleines Wiesel, das direkt vor unseren Augen an einer Felswand entlanglief.
Nach etwa 2,5 Stunden (mit Fotopausen) erreichten wir Ekhlobatti im Kaligandaki-Tal auf 2758 m. Dort machten wir erstmal Rast und bestellten uns den üblichen schwarzen Tee mit viel Zucker und zwei Zwiebelomelettes. Hier machten wir die Bekanntschaft eines Franzosen, der alleine unterwegs war. Wir unterhielten uns einige Zeit, doch dann mussten wir weiter. Wir wollten Marpha bei Zeiten erreichen, wegen der heftigen Winde, die im Tal des Kaligandaki aufkommen (so ab 11:00 Uhr geht es schon los...) und die gegen Mittag so stark werden, daß das Wandern nun wirklich keinen Spaß mehr macht. Hier war schon wieder etwas mehr Betrieb. Einige Wanderer waren unterwegs. Reiter und bunt geschmückte Eselskarawanen. Die ersten Vorboten des Windes kündigten sich an, doch das Wetter war wieder recht klar und die Sonne recht heiß und so empfanden wir den Wind als angenehm.
Schon gegen 10:50 Uhr hatten wir Jomsom, die Distrikthauptstadt von Lower-Mustang,
durchquert.
Der Gegenwind wurde immer stärker und stärker... die Landschaft war trocken, nur
spärlich mit Büschen bewachsen. Der Weg führte nun oberhalb des Flußbettes lang,
über den Yang Khola in das Dörfchen Syang. Der Weg war recht eintönig und zog sich,
der starke Wind machte ihn nicht gerade interessanter. Mein Abstand zu Emilio wurde
immer größer, da ich manchmal kaum vorwärts kam und es so viel Kraft kostete gegen
den heftigen Wind anzulaufen....! Und Marpha rückte einfach nicht näher...!
Das einzige Zeichen war der mit blauer Farbe auf die Felsen geschriebene Hinweis auf
das "Shoe-Repairing-Center, Marpha", den wohl der Inhaber dort hingepinselt hatte.
Immer hofften wir an der nächsten Wegbiegung, oder hinter der nächsten Kuppe schon
erste Hütten sehen zu können. Die Landschaft war schon etwas grüner geworden.
Wir mussten nochmal einen Fluß überqueren, den Pongkyu Khola. Hinter einer etwas
windgeschützen Mauer warfen wir nochmal einen Blick auf die Karte, es konnte ja
nicht mehr weit sein. Und endlich sahen wir die ersten Gebäude, den
Ortseingangstempel, eine Reihe von Gebetsmühlen, ein grünes Seitental, Obstbäume,
Getreide. Es war schon 12:30 Uhr, wir fanden eine nette Unterkunft in der Sunrise
Lodge (60 Rp., Toilette und Dusche gegenüber vom Hühnerstall).
Unser Zimmer war komplett aus Holz, Einrichtung bestand aus den üblichen dünnen Holzpritschen und einem kleinen Tisch. Zwei große Fenster boten Ausblick auf die Apfelplantagen (Marpha ist berühmt für seine Äpfel) und auf den Gipfel des Nilgiri South.
Wir gingen sofort duschen und nahmen unsere schmutzigen, vom Staub verklebten
T-Shirts direkt mit unter die Dusche, so war es sozusagen "ein Abwasch".
Nachmittags schlenderten wir durch den Ort, kauften ein paar Süßigkeiten.
Emilio probierte die berühmten Äpfel von Marpha in Form von Apfelbrandy.
Gegen Abend, als der Wind nachließ konnte man Rotmilane über den Feldern sehen.
Über dem Ort, vor einem Berghang war ein buddhistisches Kloster errichtet worden.
Abends bestellte ich wieder Chowmien und tibetisches, süßes Brot.
Emilio probierte eine "Pizza". Die Zutaten waren zwar dieselben wie im Chowmien,
nur daß das ganze auf einem gebackenen Fladenbrot serviert wurde und mit (Yak-)Käse
überbacken war. Beide Speisen waren sehr gut.
![]() | ![]() |
Nach etwa 1,5 Stunden erreichten wir das Dorf Tukuche, die Landschaft wurde wieder
etwas eintöniger. Wir machten uns auf den Weg nach Kalopani, wollten aber eventuell
noch bis Ghaza gehen falls unsere Kräfte noch reichen würden.
Hinter Tukuche teilte sich der Weg, der neuere von beiden führt wohl am linken Flußufer (Flußabwärts gehend) entlang. Wir blieben jedoch auf dem alten Weg, der ein ganzes Stück durch das Flußbett führt. Die Sonne brannte verdammt heiß und die großen runden Steine im Flußbett speicherten die Wärme wie ein Backofen. Teilweise mussten wir kleinere Seitenarme und Rinnsaale überspringen, bzw. auf dicken Steinen balancierend überqueren. Teilweise führte der Weg aber auch wieder am Ufer entlang, bergauf, bergab.... , eine sehr kräftezehrende Angelegenheit!
Nach einer weiteren Stunde erreichten wir das Dorf Naurikot. Von dort ging der Weg
schon wieder durchs Flußtal. Die Mittagshitze machte uns zu schaffen...
...und der Weg nahm kein Ende...!
In der Ferne sah man Eselskarawanen ziehen.... Teilweise musste man etwas breitere
Flußarme überqueren, dann waren an geeigneten, erhöhten Stellen lange Holzbalken
über das Wasser gelegt.
Beim Überqueren besser nicht nach unten schauen, das darunter fließende Wasser zieht
irgendwie magisch an! Es ging wieder durch den Wald, bergauf..., bergab...,
dort wieder ein Dorf..., wann kommen wir endlich nach Kalopani???
Vielleicht hinter der nächsten Biegung? Nein, natürlich nicht! Noch ein Dorf,
wieder die typischen Steinstufen hoch, dann wieder runter, und.., wie konnte es
anders sein, wieder ins Flußtal. Aber dann erreichten wir endlich Kalopani
(auf 2530 m). Ich hatte es schon nicht mehr für möglich gehalten, war total
erschöpft von der Hitze. Der Rucksack war doch auf den letzten Kilometern zur
Plage geworden. Ein wunderbarer Blick auf den Nilgiri und den Annapurna I
entschädigte etwas für die Strapazen. Insgesamt hatten wir 4,75 Std. gebraucht.
Wir machten erstmal Rast, planten eine längere Pause ein und bestellten unser
Mittagessen in der Annapurna-Lodge. Doch vor dem Essen erstmal für jeden eine
Flasche Wasser!
Am Nachbartisch saßen ein paar Amerikaner, die mit Führer unterwegs waren. Ihr Führer
saß an einem separaten Tisch und hatte gerade sein Mittagessen bestellt, Dal Baht,
ein landesübliches Gericht mit Reis und Linsenbrei. Als er unsere ausgebreitete
Wanderkarte sah, fragte er woher wir denn kämen und so kamen wir ins Gespräch.
Er erklärte uns noch ein paar Wegvarianten für den Rückweg nach Biretanti bzw.
Pokhara.
Um 13:20 Uhr ging's weiter, wir hatten etwas Kraft gesammelt, um noch bis Ghaza zu
gehen. In Lete mussten wir wieder zum Police Check Point. Der Polizist litt an
starken Rückenschmerzen, konnte sich kaum bewegen und so dauerten die Formalitäten
etwas. Wir hinterließen ihm die Hälfte unserer Paracetamol-Tabletten aus unserer
kleinen Reiseapotheke.
Hinter Lete ging's steil bergab, der Weg führte auf der rechten Flußseite weiter und
über einen Nebenfluß. Wir mussten ein Tal durchqueren und auf der anderen Seite
wieder hoch, durch dichten Wald. Nach 2 Stunden kamen wir auch schon nach Ghaza,
d.h. Ober-Ghaza. Hier wurden wir von einem Sadhu angesprochen.
Er fragte uns nach unserem Weg, erzählte, daß er aus Varanasi, der heiligen
Stadt der Hindus hierher gepilgert sei (und zwar zu Fuß!) und das er es sich zur
Aufgabe gemacht hätte, die Pilger auf ihrem Weg nach Muktinath zu bewirten.
Da auch wir aus Muktinath kamen, hielt er es wohl für seine Pflicht uns zumindest
auf einen Milchtee in seinen Ashram einzuladen.
Da wir ihm aber nicht unbedingt in dieses dunkle, unübersichtliche, verräucherte
Ashram folgen wollten, überzeugte Emilio ihn den Tee draußen unter freiem Himmel
zu uns zu nehmen. Und so hörten wir dem Sadhu noch einige Zeit gespannt zu, denn
wann hat man schon mal Gelegenheit dazu, etwas aus dem Leben solcher Leute zu
erfahren! Doch dann fing es an zu regnen und wir mussten uns nach einer Unterkunft
umsehen.
Und die fanden wir in der Kali Gandaki Lodge in Mittel-Ghaza (sie wurde uns von dem
Sadhu empfohlen). Zimmer 70 Rp. (mit Veranda), sehr einfache Toilette und Dusche
hinten im Garten.
Kaum waren wir im Zimmer, ging ein Wolkenbruch nieder.
Ghaza liegt auf ca. 2000 m und hier holte uns die Regenzeit ein. Künftig mussten wir
nachmittags mit starken, tropischen Regengüssen rechnen (und zwar mit abnehmender
Höhe, jeden Tag früher).
Wir hatten geduscht und unsere gewaschenen Hemden hingen unter einem Vordach zum
trocknen. Wir saßen gemütlich auf der Holz-Veranda bei einer Kanne Tee und zählten
die Soßenflecken und Gemüsereste auf dem Tisch. Entspannt sahen wir dem Regen zu,
wie er in großen Tropfen in den Garten platschte. Dort lief ein kleiner Junge in
den Garten, um Gemüse zu holen, ein Hund suchte Schutz unter einem Dach...
Der Himmel war mit grauen, tiefhängenden Wolken verschleiert, die umliegenden Hügel
lagen im Dunst und von den großen Bergen war überhaupt nichts zu sehen.
Abends bestellte ich mir ein Chowmien (wie gesagt, das Essen war vielleicht nicht besonders abwechslungsreich, aber immer sehr gut und schmackhaft), und Emilio wollte die "Pizza" ausprobieren. Als Pizza bezeichnet man hier eine Art Fladenbrot (Chapati), belegt mit verschiedenen Gemüsen und mit Käse überbacken. Allerdings krönte Emilios Pizza in diesem Fall noch ein dicker, schwarzer Käfer (na ja, irgendwas ist ja immer)!!! Der war wohl während einem, der zahlreichen Stromausfälle ins Essen geflogen. Kein Wunder, wenn der Koch bei Kerzenlicht kocht! Also saßen wir gemütlich bei Kerzenschein und unser Hunger ließ uns alles essen, ungeachtet der Zutaten. Abends nahmen wir dann einen kräftigen Schluck Apfelbrandy zu uns, da wir beide keine große Lust verspürten uns im Stockfinsteren über einem dunklen Loch im Boden die Zähne zu putzen. Diese Methode erschien uns sicherer und appetitlicher.
5. Tag:
Wir waren bereits um 06:15 Uhr unterwegs, denn wir hatten eine sehr lange Strecke vor
uns und wollten einen großen Teil am Morgen schaffen. Wir hatten zwar beide
Muskelkater vom ständigen bergab laufen am Vortag, jedoch hatten wir bis jetzt keine
Blasen an den Füßen, was das Wandern unglaublich erleichterte. Wir lagen recht gut
in der Zeit, aber ahnten nicht, daß wir auf dem heutigen Weg etwa 500 rempelnden
Packeseln begegnen sollten......
Diese Eselkarawanen kommen einem mit Vorliebe an
Hängebrücken, oder ähnlichen Engpässen entgegen. Kaum war die eine Karawane vorrüber,
so rückte auch schon die nächste an. So mussten wir uns immer ziemlich beeilen, um
zwischen den Eseln engere Stellen zu passieren, ohne uns von den Tieren vom Weg
drängen zu lassen. Manchmal half einfach nur w a r t e n (was natürlich unseren
Durchschnitt kaputt machte - wie ärgerlich...).
Der Weg führte durch Wälder, über Felsen, immer wieder kamen wir zum Kali Gandaki,
der hier unten teilweise zum reißenden Fluß wurde und irgendwo verließen wir dann
Mustang.
Immer wieder kamen uns schwer beladene Träger entgegen und, natürlich Packesel.
Der Regen hatte viele Wege aufgeweicht, so zwischen 09:00 und 09:30 Uhr erreichten
wir die Waterfall-Lodge in Rukse Chahara. Dort konnte man etwas essen und hatte
gleichzeitig eine gute Aussicht auf den Wasserfall und das Kali Gandaki Tal. Wir
bestellten also einen großen Topf Tee und zwei Monster-Donuts.
Dann ging's frisch und fröhlich weiter...
Zwei junge Männer begegneten uns mit einem riesigen Wasserbüffel. Sie trieben den
Büffel runter zum Fluß, dort wo sie ihn erstmal gründlich abschrubbten.
Dem mächtigen Tier schien das Bad zu gefallen. Wir hatten unterwegs wieder pausiert
und so überholten uns die Männer nach einer Weile wieder, als sie ihren sauberen und
hochglanzpolierten Büffel wieder zurück ins Dorf trieben.
Schon nach ca. 40 Minuten erreichten wir Upper-Dana. Hier versperrte uns eine Horde Wasserbüffel den Weg, aber diese gemütlichen Tiere lassen sich zum Glück leicht beiseite schieben (..anders, als die Packesel!!!). Irgendwann erreichten wir dann auch Middle-Dana und nach einer guten halben Stunde Lower-Dana. Die Dörfer im unteren Tal des Kali Gandaki ziehen sich endlos am Fluß entlang und es ist schon fast enttäuschend, wenn man feststellt, daß die nächsten drei Hütten immer noch zum selben Dorf gehören und man sozusagen "keinen Meter" weitergekommen ist.
Schließlich wurde unsere Strapaze doch noch belohnt: Die schneebedeckten Gipfel des Annapurna I (8091m) und des Annapurna South (7219m) tauchten plötzlich aus den Wolken und schimmerten hell und strahlend im Sonnenlicht. So gegen Mittag erreichten wir Guite, aber das Dorf war so klein, daß wir glatt durchliefen, da wir es für einen Teil des letzten Dorfes gehalten hatten. Und so kehrten wir nochmal um, weil es bis Tattopani kein weiteres Dorf mehr gab und wir wenigstens in Ruhe noch eine Flasche Wasser trinken wollten . Unser präpariertes Trinkwasser hatten wir schon nahezu aufgebraucht. Und so saßen wir dort im Schatten, Kinder spielten mit den Schlaufen und Haken an unseren Rucksäcken, Frauen trieben ihre Wasserbüffel zum Fluß und grüßten uns freundlich mit "Namaste", Hühner suchten im Schlamm nach Futter und im Hintergrund die grandiose Kulisse der Annapurnas...
Von Guite nach Upper-Tattopani war es gar nicht mehr so weit. Doch auch Tattopani zog
sich ziemlich dahin. Und so mußten wir erst Upper-Upper-, dann Middle-Upper- und
Lower-Upper Tattopani durchqueren, bis wir schließlich nach Middle-Tattopani
(ca. 1200m) kamen.
Dort suchten wir Unterkunft. Der Himmel hatte sich in der letzten halben Stunde
zugezogen und dunkle Wolken, sowie auffrischender Wind kündigten den nächsten Regen
an. Wir stiegen in der Old Kamala Lodge ab, nahmen ein Zimmer im oberen Teil, welche
alle von einem hübchen Garten aus Zutritt haben (50RP. / Gemeischefts-Toiletten und
Duschen sehr sauber und modern).
Es war gerade 13:00 Uhr durch als das Gewitter losbrach. Wir verkrochen uns in einem
kleinen Restaurant und verbrachten bei Bier, Tee und Momos einen Teil des frühen
Nachmittags.
Nach 2 Stunden ließ der Regen nach, sodaß wir uns noch etwas im Ort umsahen. Abends
gab es das Nationalgericht Dal Baht (Reis mit Linsenbrei).
Das Wetter war wieder dunstig und kühl und von der Dachterrasse auf der wir saßen
konnten wir Annapurna I und -South nur noch ganz schwach im Nebel sehen.
Wir warteten also auf unser Abendessen und sahen einem Mann auf dem tiefergelegenem
Nachbargebäude zu, der sein Wellblechdach gerade mit Folien gegen den Regen zu
schützen versuchte. Und da wir nichts zu tun hatten, reichten wir ihm von oben die
Steine an, die er schon vorher auf der Mauer neben unserem Tisch sortiert hatte,
um die Folie zu beschweren. Wir gingen früh schlafen.
6. Tag:
Für heute hatten wir uns die schwierigste Strecke vorgenommen, auf der es 1600
Höhenmeter zu bewältigen gab! Wir wollten vor dem Regen mindestens bis Sikha kommen,
eventuell aber auch bis Gorepani durchgehen, mal sehen. Also standen wir um 05:15 Uhr
auf und kamen endlich so gegen 05:50 Uhr los. Am Ortsausgang von Lower-Tattopani
ließen wir unsere Permits checken (Polizei) und gingen dann Richtung Fluß.
Hier mussten wir gleich zwei Hängebrücken überqueren, eine über den Kali Gandaki,
die andere führte über einen Nebenfluß. Drüben angekommen wollte man schon
wieder unsere Trekking-Permits sehen, diemal war es ein ACAP-Posten.
Durch den Wald und über Felsen ging es weiter bis zur Abzweigung, nach Beni
geradeaus, nach Gorepani links. Was uns bevorstand, war eine Wanderung durch das
"längste Dorf der Welt..." !
Der Weg führte zunächst steil nach oben, dann über natürliche Felsstufen und
nachträglich eingebaute Steinstufen auf einen Berg. Die Luftfeuchtigkeit in den
Wäldern war doch recht hoch und so kamen wir schweißgebadet oben an, mussten jedoch
feststellen, daß es dann erstmal ein ganzes Stück wieder bergab ging (wie schade,
die mühselig erkämpften Höhenmeter wurden so wieder zunichte gemacht). Nach etwa
1,5 Stunden nach der Abzweigung erreichten wir das obere Ende des Dörfchens Ghara.
Dort machten wir erstmal Pause bei Wasser, Müsliriegel und Traubenzucker.
Immer wieder konnten wir Rotmilane über den Feldern kreisen sehen. Wenn wir an
Hütten vorbeikamen, kamen uns oft Kinder entgegengelaufen, fragten nach Süßigkeiten..
Nach einer halben Stunde hatten wir die versprengten Hütten von Ghara hinter uns
gelassen und fast übergangslos befanden wir uns in Sikha auf ca. 1920m.
Doch bis wir endlich Haupt-Sikha erreichten, verging noch eine Stunde.
Die Hitze war fast unerträglich, und so war in Upper-Sikha mal wieder eine Flasche
Wasser fällig. Mit gesammelten Kräften ging es weiter bergauf und bergab...
Meine Kraft hielt ja nun leider nicht sehr lange vor und die ständig zunehmende
Hitze machte mir sehr zu schaffen, so daß ich um jede kleine Pause froh war, in der
ich mal den Rucksack absetzten konnte. Ich hielt mich mit Traubenzucker und
Vitaminwasser auf den Beinen. Ab und zu wurden wir von Trägern überholt, die viel
schwerere Lasten zu tragen hatten als wir (wie peinlich!). Das Ziel rückte einfach
nicht näher, da sich Sikha so unheimlich lang dahinzog. Hier ein paar Hütten, dann
wieder Felder, ein Hof, ein Stück Wald, die nächsten Hütten gehörten immer noch zu
Sikha, und es nahm kein Ende!
Und so wanderten wir über steinige Pfade durch die sengende Mittagssonne.....
Nach einem steilen, aber wenigstens schattigen Wegstück erreichten wir plötzlich das
Dörfchen Phalante. Damit hatten wir gar nicht gerechnet. Auf einem Hügel stand eine
kleine Hütte, Tische und Bänke waren unter einer schattigen Überdachung aufgebaut.
Es gab Kleinigkeiten zu essen und natürlich gezuckerten Tee! Das brauchten wir jetzt!
Total erschöpft und mit letzter Kraft schleppte ich mich zu den Tischen, ließ meinen
unerträglich schwer gewordenen Rucksack auf den Boden sinken. Wir hatten von hier
eine wunderbare Aussicht über ein Tal... Aha, dort sind wir also hergekommen....
In weiter Ferne konnte man die einzelnen Stationen erahnen, in denen wir
heute Halt gemacht hatten. Unbekannte Vögel und große, bunte Schmetterlinge
schwirrten durch die Luft und plötzlich fühlte ich mich wieder so gut, als wäre
nichts gewesen. Alle Strapazen waren vergessen und ich genoß die wunderbare Aussicht!
Wir unterhielten uns etwas mit dem Besitzer der kleinen Bude, der sich zu uns
gesetzt hatte.
Wir sahen die ersten Wolken hinter den Bergen auftauchen, das Wetter veränderte sich
jedoch nur langsam und wir beschlossen auf jeden Fall bis Gorepani zu laufen.
So gegen 12:00 Uhr ging's weiter, Endspurt....
Mitten im Wald fanden wir ein weiteres Büdchen. Eine Frau verkaufte Süßigkeiten,
Kleinigkeiten und Yak-Käse. Den wollten wir natürlich unbedingt mal probieren!
(eigentlich heißt das ja Nak-Käse, da die weiblichen Yaks "Naks" heißen, das habe ich
zumindest mal gelesen in einem Buch von Kurt Diemberger, einem bekannten österrreichischen
Bergsteiger und Kameramann).
Nach einer halben Stunde kamen wir dann nach Citre. Ein Junge hatte gerade einige
Probleme mit zwei störrischen, jungen Ziegenböcken, die sich dagegen sträubten in
einem Gatter angebunden zu werden. "Namaste" rief er uns entgegen. Er bot uns ein
günstiges Zimmer an, aber wir wollten es noch bis Gorepani schaffen. Und so zogen
wir nach einer kurzen Unterhaltung weiter.
Der Weg führte weiter bergauf, die letzten Höhenmeter bis zum Ziel. Doch es sollte
noch etwas dauern bis wir das Ziel erreichten.
Wir passierten einen Rhododendren-Wald. Die bei uns als Ziersträucher bekannten Pflanzen wurden hier beachtlich hoch! Wir erreichten eine Lichtung mit seltsamen Bäumen, die hauptsächlich aus hochgewachsenen Stämmen mit wenigen, kurzen Ästen bestanden. Die Stämme waren teilweise mit Ranken und Epiphyten bewachsen. Wie drohende Finger ragten diese Gewächse aus dem Boden. Der Himmel hatte sich zugezogen und zwei riesige, schwarze Raben saßen auf den abgebrochenen Stämmen und krächsten mit tiefer Stimme ihr Lied. Wir gaben dem seltsamen Wald den Namen "Zauberwald".
Meine Kräfte hatten mittlerweile auch wieder nachgelassen. Emilio lockte mit der
Vorstellung auf Fanta und Pizza doch weiterzugehen, um Gorepani bald zu erreichen.
Aber selbst diese Vorstellung hatte überhaupt keine Wirkung mehr auf mich.
Am liebsten hätte ich mich an den Wegrand gelegt und darauf gewartet, daß mich
jemand fortträgt...
Es ging natürlich ständig bergauf, wir hatten den Zauberwald schon hinter uns
gelassen und durchquerten nun wieder einen Rhododendren-Wald. Steinstufen, feuchter
Waldboden...., die ersten Häuser, weitere Stufen, bunte Souvenirstände.
Endlich, wir hatten es geschafft...!!!
Ganze Horden von Franzosen und Japanern handelten mit den Souvenir Verkäufern.
Mein Gott, das grenzte ja schon fast an Massentourismus! So etwas hatten wir schon
lange nicht mehr erlebt.
Bisher hatten wir individuell reisende Amerikaner, Japaner, Franzosen und
gelegentlich auch Deutsche getroffen. Aber hier traten die einzelnen Nationen gleich
wieder in Großgruppen auf.
Entsprechend groß war auch das Angebot an Unterkünften. Wir brauchten erstmal was
richtiges zu Essen und kehrten so in die Himalayan View Lodge ein. Unser bis dahin
längster Marsch über 8 Stunden hatte alle Kräfte und Reserven aufgezehrt.
Allerdings waren unsere Füße noch immer blasenfrei. Unsere Wanderschuhe, die wir
günstig auf einem Markt in Spanien erworben hatten, waren doch mehr als das Geld
wert, das wir dafür bezahlt hatten!
Nachdem wir unsere Spezial-Pizza verspeist hatten, bot die Inhaberin der Lodge uns
ein Zimmer für 50 Rp. an (die Preise während der Saison betragen wohl 100 Rp.).
Wir stiegen eine schmale, steile Treppe hoch. Die Zimmer waren einfache
Bretterverschläge, durch die Ritzen konnte man in die Nachbarzimmer schauen, unter
der Türe war ein handbreiter Spalt, aber das war uns sooo egal...
Die Toiletten befanden sich ebenfalls im ersten Stock, in einem abgelegenerem Teil
des Gebäudes. Die aus Brettern gezimmerten Toiletten hatten auch so breite Ritzen,
daß man mühelos nach draußen schauen konnte. Umgekehrt konnte ein draußen stehender
Beobachter auch sofort erkennen, ob die Toilette besetzt war. Da die Atmosphäre in
der Lodge ziemlich familiär war, störte es uns nicht weiter.
Waschen konnte man sich an einem Mini-Waschbecken zwischen Küche und Eingang, es gab sogar eine Dusche, aber deren Benutzung musste man vorher anmelden.
Die Inhaberin war eine ziemlich lustige Frau, ständig machte sie irgendwelche Spässe
und lachte herzlich. Sie sprach sehr gut englisch, sogar ein paar Worte deutsch.
Ein junges Mädchen, das dort angestellt war, sorgte ständig für saubere Tische,
frisches Besteck, räumte eifrig benutztes Geschirr beiseite und selbst halbvolle
Bierflaschen.
Wir hatten uns umgezogen und warteten den starken Regen ab, bevor wir uns im Ort
umsahen. Es war sehr kalt und nieselte. Die Souvenirhändler hatten mittlerweile
ihre Stände abgebaut, die Touristenmassen waren in irgendwelchen Lodges verschwunden.
Es war still und ungemütlich, denn der Wind fegte den feinen Regen unter unsere
Schirme. Und so gingen wir heim, um noch mehr Tee zu trinken und heiße Suppen zu
bestellen.Das Abendessen bestand aus Lasagne, man denke sich eine Pizza und ersetze
das Brot durch Bandnudeln ... et voilá! Es war trotzdem sehr gut, ich glaube wir
hatten ein paar Extra-Kalorien nötig.
Abends konnten wir noch bei einer Tanzaufführung nepalesischer Tänze zusehen, die
unter freiem Himmel stattfand. Die Tänzer und Musiker waren für eine japanische
Touristengruppe engagiert worden, doch die Aufführung fand direkt vor unserem
Fenster statt. Später versammelten sich auch einige Franzosen unter den Zuschauern.
Leider fing es ziemlich stark an zu regnen.
Wir gingen irgendwann schlafen, nachdem wir etwas von unserem Yak-Käse gegessen hatten.
7. Tag:
In den Nachbarzimmern waren französische und amerikanische Gäste untergekommen.
Mitten in der Nacht, so gegen 04:30 Uhr stiegen sie wohl alle gemeinsam aus dem
Bett und sammelten sich, um zum Poon Hill hochzugehen (zwecks Ansicht des
Sonnenaufgangs) Allerdings hörte sich das Poltern duzender schwerer Bergstiefel
auf den Holzdielen für uns wie eine Volkswanderung an.
Wir waren froh als sie alle die Lodge verließen und wieder Ruhe einkehrte.
Zwar kann man vom 3194m hohen Poon Hill einen wunderbaren Sonnenaufgang, sowie alle
nennenswerten Gipfel im Morgenlicht beobachten, aber das wollten wir uns nicht antun.
Zumindest nicht mitten in der Nacht, wir wollten endlich mal ausschlafen und
frühstücken.
Und so ließen wir uns an diesem Morgen Zeit und bestellten Chapati mit Honig und Tee
zum Frühstück. Danach besorgte ich mir erst mal einen Eimer Wasser und eine
Waschschüssel, unsere Hemden hatten es dringend nötig! Und schließlich machten wir
uns doch noch auf den Weg zum Poon Hill (als die anderen alle weg waren).
Dort wo die hohen Rhododendren die Sicht freigaben, konnten wir Nilgiri South (6765m),
Annapurna I (8091m) und Annapurna South (7219m) sehen.
Nur Emilio ging wirklich bis zum Gipfel (in ca. 40 Minuten). Ich blieb auf etwa
halber Strecke zurück da die Sonne um 09:30 Uhr doch schon wieder ziemlich heiß
brannte und ich auf größere Anstrengungen überhaupt keine Lust hatte. So setzte ich
mich auf einen Stein und beobachtete den Wald unterhalb des Felsens, auf dem ich saß.
Der Wald lebte. Mindestens 10 verschiedene Vogelarten waren zu hören, ein buntes
Gewirr von verschiedensten Tönen... Dort drüben erhob sich ein Paar riesiger,
schwarzer Raben in die Luft und segelte im weiten Halbkreis über den Wald.
Weiter unten, auf einem Felsvorsprung waren kleine Tempel, oder Schreine errichtet,
hunderte von bunten Gebetsfahnen flatterten im scharfen Wind. Einige von ihnen waren
schon zerfetzt, andere hatten kaum noch Farbe. Eine seltsam, friedliche Atmosphäre!
Nachmittags wurde es dann wieder kalt. Wir kehrten in verschiedene Lodges ein, um etwas zu trinken. Eine dieser Lodges hatte eine Veranda und man konnte den Weg in den Wald einsehen. Wir beobachteten eine ganze Weile.... Dichte, hohe Rhododendren im Nieselregen, zwei große, schwarze Krähen, die Futter für ihre Jungen heranschleppten, eine Frau, die in eine Decke gehüllt irgendwelchen Tätigkeiten vor einem Schuppen nachging, ein Mädchen, das trotz der Kälte ohne Schuhe lief...
Schließlich kamen ein paar amerikanische Touristen aus dem Wald. Sie waren alle total
fertig und kaputt, stöhnten und kamen kaum noch vorwärts. Uns selbst war es gestern
nicht besser ergangen.
Eine Frau kam in größerem Abstand hinterher. Als sie uns sah rief sie, es wäre eine
Mordssrecke gewesen (ja, das wußten wir schon...) und daß sie gleich zusammenbrechen
würde. Wir machten ihr Mut, sagten das es nur noch ein paar Stufen wären und das wir
gestern auch nicht besser ausgesehen hätten...!
Abends fiel dann mal wieder der Strom aus. Wir lernten einen freundlichen Nepalesen kennen. Er setzte sich zu uns an den Tisch und fing an zu erzählen. Er kam aus einem Dorf in der Nähe und suchte Arbeit. Wir aßen zusammen und Emilio lud ihn hinterher zu einem Bier ein. Der Abend war interessant und ging leider zu schnell vorüber.
8. Tag:
Wir hatten es heute nicht so eilig, denn wir lagen, trotz des Ruhetages, ganz gut in
der Zeit. Und so gönnten wir uns den Luxus eines Frühstücks. Von unserem Fenster
hatten wir Sicht auf Annapurna I und A. South. Unser japanischer Zimmernachbar, den
wir schon gestern kennengelernt hatten, hatte eine ziemlich schwere Erkältung
bekommen. Die halbe Nacht durch hatte er unaufhörlich gehustet. Morgens bekam er
dann von mir erstmal eine Ladung Paracetamol verpasst, sowie einige Halstabletten.
Das war leider alles, was wir für Notfälle dabei hatten. Aber ich glaube, er war
darüber sehr froh.
Als wir losgingen war es schon fast 07:30 Uhr. Es ging immer bergab, durch einen
feuchten Bergwald. Die dichte Vegetation erinnerte schon an einen tropischen
Regenwald, die hohen Bäume waren bewachsen mit Ranken und anderen Schmarotzerpflanzen.
Ein kleiner, schwarzer Hund begleitete uns ein ganzes Stück.
Obwohl der Weg recht gut war, brauchten wir etwa 2,25 Stunden bis Ulleri, die Hitze
war ziemlich drückend. In Ulleri wollten wir zuerst in der Tourist Lodge etwas essen,
doch man bediente uns nicht. Und so gingen wir kurzerhand zur Kamala Lodge, um uns
mit etwas Tomatensuppe zu stärken.
Von hier aus hatten wir sogar eine wunderbare Aussicht auf den Annapurna South
(7291m) und den angrenzenden Hiunchuli (6441 m) Die Besitzer der Lodge sprachen zwar
kaum englisch, waren aber überaus freundlich. Unsere Suppen wurden sofort frisch
zubereitet. Das zweite Frühstück schmeckte sehr gut.
Von nun an ging's steil bergab, ein richtiger Abstiegshammer! Über eine Stunde
mussten wir unregelmäßige, steile Stein- und Felsstufen hinuntergehen. Das war ganz
schön anstrengend für die Gelenke. Für meine armen Knie war diese Strecke Mord und
so kam ich am Ende nur noch langsam voran. Ich wollte die ohnehin überstrapazierten
und schmerzenden Gelenke möglichst wenig belasten und mir keine Fehltritte leisten.
Doch wie das so ist, ging es auch irgendwann wieder bergauf... Ich war sehr froh,
als wir in Tirkhedunga ankamen. Es war erst Mittag, aber so unerträglich heiß, daß
wir beide keine Lust mehr hatten weiterzugehen. Wir würden morgen den Rest bis
Biretanti in ein paar Stunden laufen, jetzt aber rasten.
Wir fanden Unterkunft im Indra Guesthouse (Zimmer 100 Rp. / Hot Shower Free). Der
Inhaber schien ein ehemaliger Angehöriger des Gurkha Regiments gewesen zu sein.
Hier unten wurden zwar die Zimmer teurer, aber die Verpflegung billiger.
Nachmittags lernten wir den Brasilianer Antonio aus Sao Paolo kennen. Er war mit einem Guide und Trägern unterwegs. Da er nur wenig Zeit hatte begnügte er sich mit einem kurzen Treck bis Tattopani. Obwohl er nur etwas englisch sprach, unterhielten wir uns ganz gut. Er auf portugiesisch und wir auf spanisch. Ich habe mich gewundert, wie gut man doch das brasilianische Portugiesisch verstehen kann. Im Laufe des Nachmittags tauschten wir dann die spanisch/portugiesischen Vokabeln langsam aus, sodaß wir am Ende ein buntes Gemisch aus beiden Sprachen redeten. Aber wir haben uns fantastisch amüsiert, bis in die Nacht.
9. Tag:
Unser letztes Stück Abstieg bagann. Der Himmel war etwas bewölkt. Etliche kleine
Dörfer lagen auf unserem Weg, nach etwa einer Stunde kamen wir wieder in feuchten
Wald. Hier sahen wir an einer Stelle duzende von kleinen, schwarzen Mini-Fröschen,
jeder nur etwa 1,5 cm groß. Nach ziemlich genau 2 Stunden erreichten wir Birethanti.
Wir gingen zum ACAP-Office um auszuchecken.
Ein letztes mal kramte ich die Trekking-Permits aus der Bauchtasche, in der sich alle
Wertgegenstände befanden. Dann verließen wir den Nationalpark.
Unser Treck war nun leider zu Ende. Gerne wären wir länger in den Bergen geblieben,
weit weg von Lärm, Abgasen, Hektik und Menschenmassen....
Auf der anderen Flußseite nahmen wir erst mal ein Frühstück zu uns, Nudelsuppe mit Curry - sehr lecker!
Es waren noch 20 Minuten Fußweg bis Naya Pul. Viele Touristen kamen uns entgegen, die
ihren Treck hier unten starteten. Hier unten gab es schon wieder Straßen und PKWs,
aber auch die Krasse Armut und das Elend, das Städte so mit sich bringen.
Sicher haben die Menschen in Mustang nicht so viel zum Leben, doch jeder versucht
irgendwie etwas anzubauen, ein paar Ziegen oder Hühner zu halten und sei es noch so
mühselig. Insgesamt erschienen uns die Menschen dort oben eigentlich sehr zufrieden
(vielleicht, weil sie nichts anderes kennen).
Auf jeden Fall saßen wir 10 Minuten später in einem Bus nach Pokhara und eine lange,
schaukelige Fahrt begann. Wir hatten uns mit unserem Gepäck in die letzte Reihe
gesetzt, dort wo die alten, abgefahrenen Ersatzreifen lagen und andere Leute eine
riesige Rolle mit Rohr und Körbe voller Gemüse verstaut hatten.
Die Fahrt dauerte 1,5 Stunden.
Nach 9 Tagen waren wir wieder in unserem Hotel und nahmen die dort zurückgelassenen
Sachen wieder in Empfang. Nach einer ausgiebigen Dusche gingen wir zu unserem
kleinen Lieblingsrestaurant (eine einfache Wellblechhütte), um zu essen. Emilio
sah die Leute am Nachbartisch etwas essen, das aber zufällig nicht auf der Karte
stand und so fragte er den Kellner aus. Dieser brachte uns schließlich eine Portion
davon... "Sukuti", getrocknetes, scharf angebratenes Büffelfleisch, dazu scharfe
Soße, Zweibeln und Koriander (das gibt es in Turisten-Lokalen nicht). Es war zwar
sehr hart aber sehr gut. Den Abend verbrachten wir wieder bei unseren
indisch-chinesischen Freunden im Waldrof. Leider konnten wir diesmal nicht auf
unserem Logenplatz auf der Dachterrasse sitzen, da ein starker Sturm über Pokhara
fegte und Schilder und Planken von den Häusern riß.
Der Strom fiel natürlich auch wieder aus. So saßen wir eine ganze Weile dort fest.
Als wir am nächsten Morgen um 07:00 Uhr aufstanden konnten wir zum erstenmal die
schneebedeckten Gipfel von hier unten sehen....
Machapuchare (6993 m),
Annapurna South, Annapurna IV (7525 m), Annapurna II (7937 m).
Wir wollten das Hotel wechseln. Zwar fanden wir es im Horizon sehr schön und die
Leute waren auch super nett, aber der Preis von 8 US$ täglich für's Zimmer überstieg
auf Dauer gesehen doch etwas das eingeplante Reisebudget. Wir gingen zum Hotel
Monastery, welches uns von den Waldrof-Besitzern empfohlen wurde. Ein großes
Doppelzimmer mit Bad und Aussicht auf die Berge kostete hier 200 Rp (ca. 5DM).
Den Tag verbrachten wir mit einkaufen und essen. Zu Mittag gab es ein hervorragendes
Chicken Chilli, bzw. Buff Chilli..
BAIRAHWA/LUMBINI:
Unser Wecker klingelte um 05:30 Uhr, der Bus sollte um 06:45 Uhr fahren. Es fing an
zu regnen, doch das Gepäck auf dem Dach des Busses wurde mit Planen abgedeckt.
Es ging auf dem z.T. unbefestigten Siddharta Highway Richtung Süden.
Dieser sogenannte "Highway" ist ein kurvenreiches, teilweise sehr enges Sträßchen,
aber hier die einzige Verbindung in den Süden.
Der Bus brauchte für 180 km 7,5 Stunden (inkl. zweier kurzer Pausen).
Bairahwa liegt nur etwa 4 km von der indischen Grenze entfernt. Entsprechend ist die
Atmosphäre - ganz anders als oben in den Bergen. Das Terai ist eine Tiefebene, die
sich entlang der indischen Grenze zieht, mit feucht-tropischem Klima zur Regenzeit,
ansonsten heiß und trocken.
Die Grenze zu Indien ist für Nepali und Inder offen, sodaß sie ohne Grenzformalitäten
ins jeweils andere Land überwechseln können. Viele Inder betreiben Geschäfte in
Bairahwa.
Man sieht bunt bemalte und geschmückte, alte LKWs auf den staubigen Straßen, große,
weiße Zebus liegen ungestört auf den Kreuzungen, Schweine suchen am Straßenrand nach
Futter.. Es herrschte ein reges Treiben auf den Straßen, Rikschas, Ochsenkarren,
Traktoren....Es war so interessant zuzusehen, daß wir uns abends an die Kreuzung
setzten und einfach nur die fremde Atmosphäre auf uns wirken ließen. Allerdings
machten sich hier auch die Mosquitos abends bemerkbar.
Obwohl das Terai nicht unbedingt zu den gefährlichsten Malariagebieten zählt, ist
es ratsam genug Mückenmittel (Autan, Coils etc.) mitzunehmen, da die Stiche doch
sehr unangenehm sind (zumindest, wenn man von den Mosquitos "soo geliebt" wird, wie
ich!).
Unterkunft hatten wir im Hotel Shambala gefunden ( 350 Rp. für ein Zimmer mit großem Bad, WC und Fan).
Oft saßen wir in einem kleinen, einfachen, indischen Straßenlokal bei Cola und pikant
gewürzten Samosas (gefüllte, fritierte Teigtaschen). Einmal jedoch traten wir in ein
kleines, finsteres "Restaurant", wollten dort zu Mittag essen. Man führte uns durch
einen dunklen Gang zu einem Tisch, auf dem noch deutlich die Überreste des letzten
Mahles zu sehen waren....
Eine Frau (wahrscheinlich die Chefin) rief nach dem Küchenjungen, sie hatte ihm
offensichtlich aufgetragen, den Tisch abzuwischen. Er kam mit einem feuchten Tuch,
ein angedeuteter kurzer Wisch und schon wollte er wieder verschwinden. Doch er hatte
sich gerade umgedreht, da rief die Frau ihn zurück, er solle den Tisch erneut
wischen, tat dies auch diesmal etwas gründlicher.
Aber immer noch nicht gut genug! Wieder hielt sie ihn fest, den ganzen Tisch sollte
er abwischen, genau verwies sie auf die noch schmutzigen Stellen (wir wunderten uns
ein wenig, die Leute hier waren doch sonst nicht so übertrieben). Nun ja, wir
bestellten auf jeden Fall zwei Portionen Chicken Chilli, die Frau vergewisserte sich
indem sie die Nummer aus der Karte notierte und verschwand in dem dunklen Gang zur
Küche. Wenig später erschien der Koch persönlich und vergewisserte sich, ob wir denn
wirklich das Chicken Chilli haben wollten.
Wie komisch, wir wunderten uns schon wieder. Dann hörte man im Hinterhof das
aufgeregte Gackern von aufgescheuchten Hühnern. "Oje, sie schlachten gerade ein Huhn
für uns", so dachten wir, doch schon nach einer Viertel Stunde kam unser Essen.
Und ob das Huhn nun schlachtfrisch war oder nicht, das Essen schmeckte auf jeden
Fall sehr gut!
Am nächsten Morgen wachten wir um 07:00 Uhr auf. Einer unserer Zimmernachbarn höhrte
indische Schlagermusik, woanders lief einer dieser "Herz-Schmerz-Filme" aus indischer
Produktion. Gestern Abend hatte ein heftiges Gewitter begonnen und der Strom war mal
wieder ausgefallen.
Bis heute morgen um 05:00 Uhr hatte es in Strömen geregnet, die Vorläufer des Monsun
machten sich bemerkbar.
Wir nahmen eine Rikscha zum westlichen Busbahnhof. Von hier aus wollten wir nach Lumbini, einem Ort etwa 20 km westlich von Bairahwa und unser eigentliches Ziel: die historische Stätte von Lumbini Garden, dem Geburtsort von Siddharta Gautama, dem bisher letzten der großen Buddhas, demjenigen der die Lehre begründete, nachdem er erleuchtet wurde.
An der Hotelrezeption hatten wir erfahren, daß es Busse nach Lumbini geben sollte,
aber die Auskunft war sehr vage... Wir fragten den Rikschafahrer nach dem richtigen
Bus, der zeigte auf geparkte Busse am Rande des kleinen Bahnhofs. Es war jedoch weit
und breit kein Busfahrer zu sehen. Die nächsten Leute, die wir fragten, zeigten in
eine ganz andere Richtung.
Leider verstand man hier unten nur sehr wenig englisch, wenn überhaupt. Aber irgend
etwas ist ja immer und so fragten wir uns weiter durch. Dort war ein vollbesetzter
Minibus, der hätte uns auf der Strecke abgesetzt, aber er war schon so überfüllt,
daß die Leute schon zur Hintertür herausquollen. Wir stiegen in einen Bus der
abfahrbereit am Straßenrand stand. Auf unsere Frage nach Lumbini wurde mit
deutlichem Kopfnicken geantwortet. Wir waren etwas verunsichert, fragten daher im
Bus nochmal. Ein alter Mann, er sprach kein englisch, schien aber unser Anliegen
verstanden zu haben, verneinte unsere Frage. Ein anderer Mann bejahte sie....
Emilio holte ein Karte hervor und zeigte den Ort zu dem wir wollten, aber die
Meinung der Leute ging immer noch auseinander, zudem konnten sie keine Landkarten
lesen. Als der Fahrscheinverkäufer uns ein ganz anderes Dorf als Zielort nannte,
wurden wir unsicher und wollten aussteigen. Der Busfahrer jedoch meinte, er könne
uns an der Abzweigung zu Lumbini absetzten, es wäre von dort nur noch
wenige Kilometer. Wir hatten eine heiße Diskussion im Bus angefacht! Aber es war uns
alles zu unsicher, wir wollten nicht irgendwo ausgesetzt werden von wo wir nicht
mehr zurück kamen. Also stiegen wir aus und gingen etwa 2,5 km zu Fuß zurück nach
Bairahwa.
Schade, wir hatten sooo viele Mühen auf uns genommen und letztendlich sollte unser
Vorhaben scheitern??!?
Das konnten wir nicht einsehen. Sicher, Lumbini ist keine Touristenattraktion und so
gibt es wohl keine regelmäßigen Verbindungen, zumindest hatten wir keine gefunden.
Die Strecke war zuweit für eine Rikscha, aber es sollte wohl irgendwie möglich sein
dorthin zu gelangen, evtl. mit organisierten Touren! Wir fanden einen "Jeep-Service"
Für 550 Rp. mieteten wir ein altes russisches Armeefahrzeug, der Fahrer sollte uns
nach Lumbini Garden bringen und wieder zurückbringen.
Zur Geschichte: Nach Überlieferungen herrschte der König Suddhodana über das kleine
Königreich von Kapilavastu (die Ruinen der alten Hauptstadt Kapilavastu befinden
sich heute in Tilaurakot, 27 km westlich von Lumbini). Es muß etwa 543 v.Chr. gewesen
sein, als die hochschwangere Königin Maya Devi beschloß ihr Elternhaus in Devadaha
aufzusuchen, um dort ihr Kind zur Welt zu bringen.
Sie befand sich gerade im Wald von Lumbini Garden, als die Wehen einsetzten. Maya
Devi hielt sich an dem Zweig eines Sal-Baumes fest und gebar einen Sohn.
Sogleich stieg der Gott Brahma, gefolgt von anderen Göttern vom Himmel herab, um dem
zukünftigen Buddha, auch als Sakyamuni bezeichnet, zu huldigen. Die Legende besagt,
daß das Kind in alle vier Himmelsrichtungen blickte, sodann sieben Schritte nach
Norden stapfte. In jedem seiner Fußabdrücke erblühte eine Lotusblume. So, oder so
ähnlich wurde die Geschichte zur Geburt Siddharta Gautamas überliefert (da es viele
mündliche Überlieferungen gibt, gibt es auch tausende mehr oder weniger wahre
Geschichten, die sich um das Leben des Buddha ranken...)
Lumbini Garden: Die historische Stätte von Lumbini besteht eigentlich nur noch aus
einem Ruinenfeld. Vor einigen Jahren begann man mit der Restaurierung. So ist der
Wassertank (Pushkarni), in dem sich Maya Devi gereinigt haben soll, gut erhalten.
Auch die Ashoka-Säule, die von dem gleichnamigen, indischen König um 249 v.Chr. an
der Stelle errichtet wurde, an der der Buddha geboren wurde, wurde restauriert
(die Säule war lange Zeit verschollen, nachdem ein Blitz sie in zwei Stücke geteilt
hatte). Sie sieht sehr schlicht aus und man kann die Inschrift, die Ashoka anbrachte,
erkennen. Direkt neben der Säule stand einst der heilige Sal-Baum, an dem sich
Maya Devi zur Geburt Ihres Sohnes stützte. Er soll bis Anfang des 7. Jhd. überdauert
haben. Der teilweise erhaltene Maya Devi Tempel wird auf bis zu 2000 Jahre geschätzt,
jedoch ist das genaue Alter nicht bekannt. Im Tempel steht ein Relief, das die Geburt
des Buddha darstellt. Desweiteren gibt es noch eine Reihe wenig erhaltener Ruinen,
Sockel von Stupas schattenspendende Bäume und ein neueres Tempelgebäude, in dem sich
eine Buddhastatue befindet.
In der näheren Umgebung wurden einige Tempel erbaut und es gibt eine Unterkunft für Pilger. In der weiteren Umgebung liegen verstreute Stupas, die sich teilweise in der Restaurierung befinden.
Für uns hatte sich die lange Fahrt auf jeden Fall gelohnt (drei Tage hatten wir dafür eingeplant). Am nächsten Tag fuhr der Bus um 08:00 Uhr zurück nach Pokhara. Wieder 7,5 Stunden zurück über den Schlagloch übersäten Siddharta Highway, der sich in schmalen Serpentinen durch die Berge windet.
Wir checkten wieder im Monastery Hotel ein. Emilio dachte er wäre unterwegs so braun
geworden.
Welch eine Enttäuschung für ihn als er aus der Dusche kam!!! Es war nur Straßenstaub
von der langen Busfahrt. Wir aßen zu Abend im Waldrof, lernten auch einen guten
Freund der Besitzer kennen. Er war halb Inder, ein Teil seiner Vorfahren waren
jedoch Waliser und Portugiesen und so kam er als indischer Staatsbürger zu dem
Familiennamen Luís. Er erzählte uns mit welchen Jobs er sich schon durchs Leben
geschlagen hatte und über die Schwierigkeiten und Benachteiligung der Bürger mit
europäischen Vorfahren, bzw. europäischen Namen. Das Gespräch wurde hinterher etwas
politisch, wir sprachen über die Wahlen, die Parteien und schließlich über die
Probleme Nepals... Eingeschlossen von zwei Großmächten, wie Indien und China, die
beide versuchen ihren Einfluß auf Nepal auszudehnen. Vor langer Zeit mußte Nepal
die Provinz Darjeeling an Indien abtreten, das war wohl der Preis für die Freiheit
des restlichen Landes.
Wir blieben noch einen weiteren Tag in Pokhara, um einzukaufen. Morgens gönnten wir uns ein Japanese Breakfast ...war sehr gut!). Im Monastery Hotel hatten wir die Bustickets für Kathmandu gebucht (440 Rp. für 2 Pers.) und man empfahl uns sogar ein Guesthouse und reservierte die erste Nacht für 250 Rp.
Später gingen wir ins Stadtzentrum zum Tibetan Handicraft Centre, um dort einige
Sachen zu kaufen.
Am Eingang, neben den Unterkünften, kämpften zwei Ziegenböcke. Kaum hatten wir
angemerkt, daß wir einige Handarbeiten kaufen wollten, kamen mehrere Männer und
Frauen auf uns zu und breiteten ihre Waren auf der Erde aus und begannen uns zu
beschwatzen. Jeder streckte uns gleich verschiedene Schmuckstücke entgegen, wir
konnten gar nicht alles auf einmal betrachten und eigentlich hätte ich auch lieber
in Ruhe etwas ausgesucht. Es schien als wollten uns diese Leute gleich alles
verkaufen und kaum interessierte man sich für ein Stück, so drängten die anderen um
so mehr. Mir war ein alter Mann aufgefallen, der etwas abseits in aller Ruhe seine
Waren auf einem Tuch ausgebreitet hatte. Er hielt sich im Gedrängel etwas zurück, so als wüßte
er, daß er es gar nicht nötig hatte. Die ganze Zeit drehte er eine kleine Gebetsmühle.
Genau, so etwas suchten wir. Der Schlingel erklärte uns, daß es sich um eine altes
Stück handele (sehr geschickt), aber als wir ihn im Preis heruntergehandelt hatten
und beide Parteien zufrieden waren, kauften wir ihm die Gebetsmühle ab (sehr zum
Ärger der anderen Verkäufer...).
Ich denke, daß der alte Mann mit dem Verkauf noch ein sehr gutes Geschäft gemacht
hat. Mir kam es so vor, als hätte ich den alten Mann schon mal irgendwo gesehen und
zwar in einem Film....(der alte Mann spielte da das "Schlitzohr"...).
Nachmittags entdeckten wir das Lädchen von Chhewang Lama, er war Meister in
tibetischer Thanka-Malerei. Diese meist religiösen Malereien werden in unendlicher
Kleinarbeit mit feinsten Pinselstrichen gemalt. Ein solches Gemälde braucht Tage,
manchmal Wochen bis zur Fertigstellung. Ein junger Nepali erklärte uns die Technik,
zeigte uns Beispiele. Wir waren von jedem einzelnen Gemälde so beeindruckt, das wir
uns gar nicht entscheiden konnten.
Schließlich bekamen wir drei Stück zum Sonderpreis. Abends kehrten wir nochmal zurück.
Wir waren so fasziniert von den buddhistischen und hinduistischen Darstellungen.
Wir erfuhren, daß der junge Mann Thanka-Lehrling war, der das Handwerk gerade von
seinem Meister erlernte. Sein Name war Min Bahadur Lama und er selbst war Buddhist.
Die Zeit verging wie im Flug, denn wir hatten so viele Fragen und er erklärte uns
ausführlich die Bedeutung der einzelnen Darstellungen.
Schließlich handelten wir noch einen guten Preis für ein viertes Thanka aus.
Min Bahadur überließ uns noch ein Buch, in dem die wichtigsten buddhistischen und
hinduistischen Figuren abgebildet und erklärt waren. Darüber haben wir uns sehr
gefreut.
Am nächsten Morgen ging unser Bus nach Kathmandu um 06:45 Uhr. Es fing an zu regnen.
Zum Glück war der Bus nicht voll besetzt. Der Bus hielt eine gute Zeit ein und als
wir in Kathmandu angekommen waren, wurden wir von einem Taxi des vorgebuchten
Guesthouses abgeholt (wie bequem!).
Das Pumori Guest House liegt in einem verschachtelten Viertel direkt neben Thamel.
Wir hatten ein großes Zimmer mit Bad, allerdings gefiel uns nicht, daß die Tür in
verschlossenem Zustand noch einen Spalt breit aufstand und daß das Wasser eine
rotbraune, rostige Farbe hatte. Wir beschlossen in den nächsten Tagen ein anderes
Zimmer zu suchen.
KATHMANDU:
Die mittelalterlich anmutende Hauptstadt wurde im 10. Jhd. von König Gunakamadeva I.
gegründet.
Kathmandu liegt auf ca. 1300 m an den Ufern der Flüße Vishnumati (od. Bisnumati) und
Bagmati.
Die Altstadt besteht aus einem Gewirr enger Gassen, durch die sich Mensch und Tier
zwängen.
Immer wieder findet man kleine Tempel oder Schreine am Straßenrand, oder kleine
buddhistische Stupas in verborgenen Hinterhöfen. Händler haben ihre Waren auf dem
Boden ausgebreitet, Rikschas und Mopeds zwängen sich durch die Menge.....
Kathmandu war seit jeher ein Knotenpunkt für den Handel.
Die meisten Straßen im alten Viertel sind unasphaltiert und bestehen aus festgetretenem Lehm und Steinen. Das ergibt nach heftigen Regenfällen eine Schlammschlacht.
Wir nutzten den Nachmittag für einen Spaziergang zum Durbar Square. Dort tummelten sich Händler, Bettler, Guides und Touristen. Für uns war es ein ganz besonderer Eindruck, ein Platz voller Tempel, mitten in Kathmandu. Wir bestaunten die mehrstufigen Tempel, die Holzschnitzereien, Masken, Statuen. Vom Maju Deval, einem dreistöckigen Tempel, der auf einem Stufensockel steht, hat man eine wunderbare Aussicht über den Platz und die umliegenden Tempelgebäude.
Vor dem Palastgebäude steht die hochverehrte Hanuman-Statue, die von Gläubigen fast komplett mit einer roten Paste beklebt wurde. Hanuman, der Führer der Affen, half Rama bei der Befreiung seiner Geliebten Sita, die von dem Dämon Ravana entführt und gefangen gehalten wurde.
Ganz in der Nähe steht ein Relief des Kala Bhairav, des schwarzen Bhairav. Die Darstellung des Gottes sieht ein bißchen furchterregend aus, mit sechs Armen einem Schwert und einem Schild. Es heißt, das früher die Hofangestellten des Palastes hier ihren Treue-Eid ablegten und auch Zeugenaussagen vor dem Bildnis abgelegt wurden. Wer vor dem schwarzen Bhairav log, der wurde getötet.
In einem Tempel neben dem Bhairav waren Ziegen angebunden, gegenüber erzählte ein "heiliger" Sadhu offenbar spannende Geschichten und ließ sich (gegen Bezahlung) von den Touristen fotografieren.
Wir gingen zum Kumari Chowk, dem Wohnsitz der Kumari Devi, einer lebenden Göttin. Man darf in den Innenhof des Gebäudes eintreten, jedoch in den vielen holzverzierten Fenstern sieht man nur Tauben. Die Göttin selbst läßt sich kaum blicken. Es ist zwar strikt verboten sie zu fotografieren, jedoch kann man überall Postkarten von ihr kaufen.
Die Kumari Devi wird schon im Alter von 2-4 Jahren erwählt. Sie darf noch nie einen
Tropfen Blut verloren haben. Es findet eine große Zeremonie statt und von da an
wird sie als Göttin verehrt.
Sie bekommt rote Farbe auf die Stirn gemalt, ihre Augen werden mit schwarzen
Lidstrichen geschminkt, die sich bis zur Schläfe ziehen, sie wird in kostbare
Gewänder gekleidet. Verliert sie allerdings einen Blutstropfen, so ist die
Göttinen-Zeit vorbei. Außer in Kathmandu leben noch weitere Kumari im Kathmandu
Valley, so in Bhaktapur und Patan.
Eine interessante Geschichte hat noch der Zahnschmerzschrein, der sich zwischen dem Tahiti Tol und dem Durbar Square befindet. Der Schrein soll angeblich von Zahnschmerzen befreien, wenn man dort eine Münze festnagelt. Der eigentliche Schrein ist kaum noch zu erkennen, es ist nur noch ein unförmiger Knubbel aus Münzen und roter Farbe. Zahlreiche Dental-Kliniken in der Umgebung bestätigen jedoch nicht gerade den Erfolg dieser Methode.
PATAN / LALITPUR:
Patan ist die Zwillingsstadt von Kathmandu und von dieser nur durch den schmutzig-
stinkenden Bagmati River getrennt. Patan liegt erwas höher als Kathmandu und ist
bedeutend ruhiger und sauberer. Auch hier gibt es einen Durbar Square mit den
wichtigsten Tempeln. Wir kauften hier einige Gebrauchsgegenstände auf dem Markt und
aßen an einer kleinen, einfachen Bude Samosas mit Kichererbsen.
Ausflüge ins KATHMANDU VALLEY: In der Nähe Kathmandus liegen auch zwei wichtige buddhistische Heiligtümer, die wir auf jeden Fall einmal besuchen wollten.
SWAYAMBHUNATH:
Dieser heilige Ort liegt auf einem Hügel etwa 2 km westlich von Kathmandu auf 1407 m
Höhe.
Nachdem wir den Binumati River überquert hatten, führte eine Treppe hoch zu einem
Tempel. Diesen kann man umgehen und dann führt die Straße direkt nach Swayambhunath.
Hinter einem bunten Tor führt eine steile Treppe nach oben. ... 365 Stufen bis zur
Spitze des Hügels, dort wo eine riesige Stupa errichtet wurde. Bunt bemalte
Buddhafiguren sitzen an den Aufgängen, Affen springen durch den Wald und warten
darauf etwas Essbares in die Finger zu bekommen.
Dort wo die Treppe endet liegt auf einem Sockel ein riesiger doppelter Vajra
(Donnerkeil).
Dahinter erhebt sich die Kuppel der Stupa, auf der sich der Harmica befindet.
Dieser rechteckige Turm ist, wie bei allen nepalesischen Stupas, mit den allsehenden
Augen des Buddha bemalt, die in alle vier Himmelsrichtungen blicken. Zwischen den
Augen ist ein drittes Auge angedeutet und die Nase ist durch die nepalesische Ziffer
1 dargestellt. Der Turm endet in 13 goldenen Stufen die zu einer Spitze
zusammenlaufen, welche ein goldener Schirm krönt. Rings um die Stupa befinden
sich Nischen in denen sich Figuren der fünf Dhyani-Buddhas, deren Reittiere und
ihrer weiblichen Aspekte befinden. Außerdem befinden sich dazwischen Reihen von
Gebetsmühlen.
Mönche schlenderten gemütlich in Zweiergruppen über den Platz, sie lachten und
schienen recht fröhlich. Andere Mönche fingen so zum Spaß einen kleinen "Kampf" an.
Einheimische Gläubige standen in einer langen Reihe vor einem kleinen Holztempel,
Zutritt für Ausländer war hier nicht gestattet. Ein armer, kleiner Hund lag in der
Sonne. Er litt, wie viele Hunde in tropischem Klima, an einer Art Pilzinfektion,
hatte kaum noch Fell am Körper... Ein Souvenirhändler wollte uns unbedingt eine
Buddhafigur verkaufen, doch viel zu teuer.
Auf dem Rückweg sahen wir einen Obsthändler und kauften ein Bündel Bananen. Unser Weg
führte wieder durch das ärmliche Wohnviertel. Ein kleiner Junge fragte nach
Süßigkeiten, er bekam ein paar Bananen, da wir gerade selber nichts anderes hatten.
Viele traurige Eindrücke..... z.B. ein kleines Mädchen in schmutzigen Kleidern,
das auf einer Müllkippe spielte, nur wenige Meter neben einem toten Hund.....
BODHNATH:
Diese Stupa zählt zu den wichtigsten buddhistischen Heiligtümern Nepals. Ihre Kuppel
hat einen Durchmesser von 40 Metern und so gehört sie zu den größten buddhistischen
Bauwerken der Welt, neben z.B. Borobudur auf Java. Bodhnath liegt etwa 6 km östlich
von Kathmandu.
Wir hatten uns vorgenommen, die Strecke zu Fuß zurückzulegen (wie immer), um die
Stadt ein bißchen besser kennenzulernen. Das konnten wir dann auch.....:
Auf unserem Stadtplan konnten wir unseren Weg genau verfolgen, doch leider entsprach
der Plan nicht der Realität (...aber irgendwas ist ja immer!).
Wir kamen in einem unbekannten Stadtviertel, nahe dem Fluß Dhobi Khola.
Dort war weit und breit keine Brücke zu sehen (so ein Mist...!). Wir gingen runter
zum Fluß, die Behausungen der Leute hier sahen recht ärmlich aus, die Leute schauten
uns an, bestimmt verirrten sich nicht viele Touristen hierher. Emilio fragte mit
Zeichen nach dem Weg nach Bodhnath. Die Leute verstanden zuerst nicht, zeigten
dann aber deutlich auf die andere Flußseite und tatsächlich ...., da war ein
"Übergang" - in Form von alten, schmalen Betonträgern und Steinen, die man in den
verfärbten und übel reichenden Fluß gekippt hatte. Nun ja, wenn diese Leute den
Übergang benutzten, so sollte es für uns auch möglich sein und so balancierten
wir vorsichtig auf die andere Seite und kletterten die Uferböschung hoch. Und schon
waren wir mitten in den Slums, kleine Wellblechhütten am Rande einer Müllkippe.
Wie wenig manche Menschen doch zum Leben haben. Schließlich kamen wir in ein
weiteres Stadtviertel, richteten uns nur noch nach dem Sonnenstand, um die Richtung
nicht zu verlieren. Noch ein paar mal fragten wir nach Bodhnath, bekamen aber nicht
immer verwertbare Antworten, irgendwann fanden wir es dann.
Der Ort dort war ziemlich beeindruckend: Eine Mauer umgibt die Stupa, in die wieder Buddhafiguren und Tierfiguren eingelassen sind. Es müssen hunderte von Gebetsmühlen sein, welche die Mauer einrahmen. Hat man erstmal den Innenhof betreten, so führen mehrere Treppen auf die verschiedenen Plattformen, auf deren oberste die gigantische Kuppel steht. Bunte Gebetsfahnen sind von der Spitze der Stupa zur Außenmauer gespannt. Vom Restaurant "Stupa View" bekommt man sogar einen guten Gesamteindruck des Bauwerks.
Nachdem wir eine tibetische Nudelsuppe zu uns genommen hatten, gingen wir wieder
Richtung Fluß. Ein Fußweg führte an einfachen Behausungen und Feldern vorbei.
In der Ferne konnte man den Flughafen sehen. Eine schmale Brücke führte über den
Fluß zum Guhyeshvari-Tempel. Duzende von wilden Affen hangelten durch die Bäume
und als ein Mann Obstreste am Straßenrand auskippte, kam die ganze Horde mit wildem
Geschrei angelaufen. Es gab ein wildes Gerangel, Gezeter und Gezanke um die besten
Stücke. Ich hielt mal vorsichtshalber etwas Abstand, da ich bisher immer etwas
schlechtere Erfahrungen mit Affen gemacht hatte (siehe die Reiseberichte zu Thailand
und Indonesien). Da der Hindutempel für Touristen nicht zugänglich war, gingen wir
auf einem Waldweg zur nächsten Tempelanlage.
Auf der Hügelkuppe angekommen durchquerten wir die Anlage des Gorakhnath Tempels.
Diese Anlage wiederum konnte auch von Nicht-Hindus betreten werden. Nach etwa zehn
Minuten erreichten wir die Tempelanlage von Pashupatinath. Viele Souvenirhändler
kamen uns entgegen. Unter einem schattigen Baum verkaufte ein Mann Wassermelonen.
Normalerweise waren wir vorsichtig mit aufgeschnittenem Obst, wegen der Fliegen
und evt. Krankheitserreger, die durch Fliegen herumgetragen werden. Doch die Melone
war soeben frisch angeschnitten worden und da es mal wieder so heiß war, wollten
wir ein Stück probieren. Wir bezahlten und wollten gerade die Stücke in Empfang
nehmen, da deckte der Mann einen alten Eimer ab. In dem Eimer befand sich trübes,
abgestandenes Wasser und ...NEIN!!! , aber ehe wir uns versahen, hatte er die
Melonenstücke in die Brühe getaucht.
Schade, aber das wollten wir gerade vermeiden..., wir sahen uns ratlos an! Der Mann
streckte uns die "gesäuberten" Melonen freundlich strahlend entgegen. Wir wollten
nicht unhöflich sein, lächelten und aßen. Der Urlaub ging sowieso dem Ende entgegen,
wenn wir jetzt noch krank würden, dann wäre es auch nicht mehr so schlimm.
In Pashupatinath kann es durchaus passieren, das sich Einheimische zu einem gesellen
und alles mögliche über den Tempel erzählen. Diese entpuppen sich aber meistens
hinterher als selbsternannte "Führer", die dann Geld für ihre Erklärungen verlangen.
Da wir aber keinen Führer wollten, hielten wir uns fern. Ständig hat man ein paar
Souvenirhändler hinter sich. Wir setzten uns auf eine Stufe und beobachteten...
Viele Leute waren unterwegs, Einheimische und Touristen, Händler, Bettler und Kinder.
Unten an dem schmutzig, grün-schwarzem Fluß waren zwei Leichen aufgebahrt.
Die Körper waren in orangene Tücher gehüllt und sollten später verbrannt werden.
In der Nähe des Tempels ist ein bunter Markt, es gibt hauptsächlich Handarbeiten
zu kaufen. Vom Tempel gingen wir dann zu Fuß zurück ins Zentrum von Kathmandu.
Bhaktapur:
Wir nahmen einen Public Bus vom Central Bus Park (20 Rp. für 2 Pers.) und ca. eine
Stunde später waren wir in Bhaktapur, ca. 15 km östlich von Katmandu.
Bhaktapur liegt an der alten Handelsstraße nach Tibet. Die Stadt wurde 889 n.Chr.
gegründet und beherrschte zwischen dem 14. und 15. Jhd. das Kathmandu-Tal. Die ganze
Stadt scheint aus altertümlichen Tempeln zu bestehen und hat daher eine ganz
besondere Atmosphäre. Enge Gassen, Stroh auf den Straßen, verwinkelte Steinbauten,
das alles wirkt ein bißchen geheimnisvoll. Die Innenstadt ist für den Verkehr
gesperrt. Viele Tempel wurden schon restauriert, oder befinden sich noch in der
Restaurierung.
Eigentlich muß man vor dem Stadttor eine Eintrittsgebür für den antiken Stadtkern bezahlen (300 Rp), aber da wir durch das Osttor kamen und dort keiner abkassierte, traten wir auch so ein. Wir suchten Unterkunft, aber in Bhaktapur ist alles verhältnismäßig teuer. Wir nahmen ein sehr kleines und einfaches Zimmer für 250 Rp.
Der höchste Tempel in Bhaktapur (und in ganz Kathmandu Valley) ist der Nyatapola
Tempel. Er besitzt fünf Dächer übereinander, aber es steht nicht fest welcher
Gottheit er gewidmet ist.
Vier Paare mannshoher Figuren säumen den Aufgang. Kleine Tempelgocken an den
Rändern der Dächer läuten im Wind. Auch hier fühlt man sich irgendwie in eine
andere Zeit versetzt. Am anderen Ende des Platzes steht der Bhairavnath Tempel.
Er ist dem Bhairav gewidmet, der in einem kleinen Schrein zwischen zwei Löwenstatuen
mit einem großen Schwert dargestellt ist.
Auf dem Potter Square kann man vormittags den Töpfern bei der Arbeit zusehen und
alles mögliche an Tonwaren erwerben. Hier trafen wir auch eine Schar von Kindern,
die so begeistert waren von unserer Kamera, daß sie erstmal interessiert auf alle
Knöpfe drückten. Dann wollten sie (entgegen der üblichen Gewohnheit der Menschen
hier) unbedingt fotografiert werden.
Das Foto zeigt, daß sie sichtlich ihren Spaß hatten.
Wir besuchten unter anderem noch den Tachupal Tol: Hier findet man das Woodcarving
Museum und das berühmte Pfauenfenster, welches komplett aus Holz geschnitzt ist und
die Figur eines Pfaus darstellt.
Abends hatten wir die Leute beobachtet wie sie zu hunderten durch die Straßen
strömten, um zu wählen. Es waren die Parlamentswahlen, die nun stattfanden.
Schon Wochen zuvor wurde auf Plakaten und mit Wahlsprüchen dafür geworben:
"Vote for Tree!" "Vote for Sun!" "Vote for Star!" etc.
Solche Zeichen standen für die einzelnen Parteien, waren auf Fahnen gedruckt
und auf Wände gemalt. Sehr wahrscheinlich, weil viele Leute nicht lesen können.
Tja, der "Tree" hat dann auf jeden Fall die Wahl gewonnen, das erfuhren wir später
von den Leuten und aus dem Fernsehen. "Tree" stand für Congress Party.
Nach einem Frühstück mit Tee, Honig-Toast und Fruit Porridge nahmen wir den nächsten
Minibus zurück nach Kathmandu. Diesmal zahlten wir nur 6 Rp. pro Person,
anstatt 10 Rp auf der Hinfahrt.
Na ja, als Tourist zahlt man wahrscheinlich immer etwas drauf! Aber egal!
In Kathmandu wollten wir eigentlich ins Hotel Puska, aber ein Mann machte ein
ziemlich gutes Angebot von 225 Rp für's Zimmer, mit Bad. So zogen wir ins
Thamel Guest-House, hatten ein schönes Zimmer, ganz oben, direkt neben der
Dachterrasse. Die Besitzer des Guest Houses waren wirklich sehr nett.
Es waren zwei junge Companions (von denen der eine sehr jung erschien).
Der Bruder des anderen arbeitete als Fahrer für das Guest House, z.B. wenn Gäste
zum Flughafen mußten, oder er fing die ankommenden Touristen am Bahnhof und am
Flughafen ab, um sie ins Guest House zu lotsen.
Wir genossen unsere letzten Urlaubstage. In dem Movie-Restaurant im Hinterhof, dort
wo sich auch der Eingang des Guest-Houses befand, gab es jeden Abend mehrere Filme.
So sahen wir uns einmal einen Film über das Leben des 14. Dalai Lama an (Kundun).
Emilio saß oft mit den Angestellten des Movie Restaurants im Hinterhof, während
ich dann so interessanten Aufgaben wie z.B. "Wäsche waschen" nachgehen mußte.
Einmal jedoch saßen wir zusammen dort, auf kleinen Basthockern, weil im Restaurant
nicht mehr genug Platz war. Aber wir hatten auch so eine geniale Unterhaltung.
Unsere Getränke auf den Knien, oder auf den Boden gestellt, unterhielten wir uns
mit dem Restaurant-Angestellten, der gerade nichts zu tun hatte. Das war eigentlich
viel interessanter als der Film.
Abends aßen wir öfters in unserem japanischen Lieblingsrestaurant, dem Tanifuji. Am letzten Abend bekamen wir von der Besitzerin noch zwei Paar Chop Sticks geschenkt.
Unseren letzten Abend verbrachten wir in einer kleinen Bar, die sich ebenfalls in dem
schmalen Gang zum Hinterhof befand. Wir wollten gerade auf unser Zimmer gehen, da
trumpfte der Wirt mit spaniacher Musik auf. So eine Überraschung! Flamenco!
Der Wirt erzählte uns, daß er in der Bar nur eine kleine Auswahl an spanischer
Musik hätte, weil so viel gestohlen würde und das er ein Flamenco-Fan sei.
Er kannte alle Berühmtheiten... Camaron de la Isla, Paco de Lucia, Tomatito...,
und das mitten in Kathmandu. Wer hätte das gedacht!!!
Wir hatten die letzten Tage mit rumbummeln, einkaufen und essen verbracht, hatten
auch noch die Station von Radio Nepal besucht. Aber schließlich war der Tag der
Abreise gekommen, schade eigentlich. Wir wären gerne noch geblieben. Am Abend
zuvor hatte ich schon das Gepäck auf die Rucksäcke verteilt. Wir hatten sehr viel
eingekauft und bei der Royal Nepal hatten wir nur 10 kg Gepäck pro Person frei.
Mit 18,6 kg gaben wir unser Gepäck auf, der Rest befand sich im Handgepäck.
Am Flughafen war das übliche Chaos, mit einer Stunde Verspätung flogen wir ab. Dafür
hatten wir zum Abschied nochmal Aussicht auf alle schneebedeckten Sieben- und
Achttausender.
Über den Wolken schimmerten die weißen Gipfel in der Ferne, es war fast wie eine
Einladung mal wiederzukommen.
Und so schwebt jetzt in unseren Köpfen die Idee, einmal das Annapurna Massiv zu umrunden, wenn wir denn mal genug Zeit für eine solche Aktion finden.
Wir kommen zurück! Namaste Nepal!
© 1999/2012 Claudia Sancho Fotos: Emilio Sancho
weitere Reiseberichte & -Links bei ReiseTräume WeltWeit