Nepal 2001 Teil 1 - Der Annapurna-Treck

Nepal 2001 Teil 1
Der Annapurna-Treck

These boots are made for walking ...

Wir stehen auf der Dachterrasse, auf die uns der alte Nepali geführt hatte, und blicken auf das Panorama der Schneeberge.
Es fängt an zu regnen, Donner ertönt aus der Ferne - wir stehen dort im kalten Wind und hören zu, was der alte Nepali uns erzählt.
Er war einmal Führer im Annapurna-Gebiet, er kannte jeden Weg. Er erzählt von den tückischen Stellen, vom Fluß und vom Wetter.
Ein ganz schönes Stück haben wir uns diesmal vorgenommen, den Annapurna Circuit. Tausende von Trekkern haben es schon geschafft, die einen in geführten und gut organisierten Gruppen, in denen wirklich für alles gesorgt ist, die anderen alleine. Einige mit "HighTech"-Ausrüstungen, doch viele auch mit ganz normalen, begrenzten Mitteln, so wie wir!
Und so stehen wir hier am Anfang des Weges und "der Weg ist das Ziel...".

Für diesen Treck holten wir mal wieder unsere alten, spanischen Bergschuhe aus dem Schrank, die wir für wenig Geld auf einem Wochenmarkt in Arenas de San Pedro erstanden hatten und die schon mehrere hundert Kilometer durch die Sierra de Gredos und den Himalaya auf dem Buckel hatten. Die Schuhe sollten natürlich für den Treck topfit sein und wurden zum Überarbeiten zum Schuhmacher gegeben der, wie jedesmal, in wahre Begeisterung ausbrach. Aber immerhin mussten diese Schuhe 250-300 km halten.

Wir wollten diesmal mit der Gulf Air fliegen und nachdem sich der Flugplan bereits verschoben hatte (im Reisebüro sagte man uns, daß sei bei Gulf normal), lag unser Abflugtermin nun auf Freitag, dem 13. April 2001. Mitten in der Nacht standen wir auf, um mit dem IC nach Frankfurt zu fahren, starteten dann, fast pünktlich, um 11:00 Uhr und erreichten nach ca. 5 Stunden Flugzeit die Insel Bahrain im Persichen Golf. Allerdings war bis dorthin der Flugplan irgendwie unklar gewesen...! Zuerst sagte man uns, es ginge nach Bahrain, dann hieß es erst nach Abu Dhabi und schließlich kam auch noch Musquat/Oman ins Gespräch. Wir dachten uns schließlich, daß wir es sowieso nicht ändern konnten und hofften darauf, daß man für unsere Unterkunft schon sorgen würde, egal wo !

In Bahrain gelandet wurden wir, zu unserer Verblüffung, in die Hauptstadt Al Manama gefahren (wir hatten damit gerechnet, in einem Transithotel nahe dem Flughafen, in der Wüste übernachten zu müssen). Um 18:15 Uhr checkten wir im Windsor Tower Hotel ein, ziemlich nobel für unsere Verhältnisse (aber egal, es wurde ja von der Airline bezahlt). Da wir am Flughafen ein 24 Stunden-Visum erhalten hatten, gingen wir abends noch spazieren und sammelten so viele Eindrücke aus dieser Stadt! Ein reges Treiben auf den Straßen, kleine Restaurants, exotische Düfte, sowie drückende Hitze und die salzige Meerluft, die ab und zu durch eine leichtere Brise herangetragen wurde. Die Menschen waren so verschieden! Frauen im Schleier, oder in indischen Saris, junge Mädchen in hautengen Jeans und kurzem Shirt, die Männer im traditionellen weißen, bodenlangem Gewand mit der typischen Kopfbedeckung, oder auch in westlicher Kleidung, Hose und Karohemd. Und welche Vielfalt an Speisen und Gewürzen - einfach lecker! Aber für uns wurde ja ein Abendessen im Hotel zubereitet. Abends gab es dann noch arabisches TV und indisches MTV auf dem Zimmer. Wir gingen erst zu Bett, als die drückende Schwüle zurückgegangen war.

Am nächsten Morgen ging's weiter. Wir standen zeitig um 5:00 Uhr auf, um noch das Frühstück genießen zu können. Ich freute mich schon auf ein leckeres, gut gewürztes, arabisches Gericht, aber für uns hatte man wohl die europäisch-amerikanische Version ausgewählt: Pommes-Frites und Thunfisch-Sandwich mit Kaffee oder Tee. Wie schade... !

In Abu Dhabi stiegen einige Passagiere aus, Passagiere nach Kathmandu sollten in der Maschine bleiben. Aber es tat sich nichts... Dann sagte man uns, daß wir wegen "technischer Probleme" die Maschine wechseln müssten. Doch um dies zu bewältigen, mussten wir quer durch den ganzen Flughafen, mit sämtlichen Sicherheits-Checks, da man uns nicht einfach durch eine Transitzone geschleust hatte. Um 12:00 Uhr ging es dann endlich weiter. Als wir über Kathmandu kreisten, war es schon dunkel. Wir konnten nicht landen, da ein Sturm über der Stadt tobte. Entsprechend strapaziert waren wir dann, als wir endlich "unten" waren, die Visa-Formalitäten hinter uns hatten (Visum 30 USD pro Pers.) und uns dann vom erstbesten Schlepper, der uns das Taxi bezahlte, ins Hotel Radiance, nach Thamel, bringen ließen. Wir einigten uns auf 6 US$, da wir auch keine Lust hatten noch lange zu suchen.

An diesem Tag war das hinduistische Neujahr (des Jahres 2058) und es herrschte ein buntes Treiben in den engen Gassen von Thamel. Straßen und Häuser waren mit Glühbirnen dekoriert. Wir ließen den anstrengenden Tag mit Cola, Bier und Chicken-Chilli ausklingen und lagen um 23:00 Uhr schon "in der Kiste".

Nächster Morgen: um 7:00 Uhr raus aus den Federn, wir hatten einiges zu eredigen - Papierkram...: Traveller Cheques getauscht (Kurs April 2001: 1 US$ = 73 Rps., 1 DM = 32,4 Rps., no commission!), Trecking Permits schnell und ohne viel Bürokratie im ACAP-Büro besorgt (2000 Rps. pro Person, Paßbild erforderlich!), Rückflüge im Gulf Air Büro bestätigt, Bustickets für die Fahrt nach Besisahar gekauft. Den Rest des Tages verbrachten wir mit bummeln und essen. Es gab Chilli und Momos (kleine, gefüllte Taschen). Wir kauften einiges an Zubehör - Seitentaschen für den Rucksack, Regenhüllen für die Rucksäcke, eine Fleecejacke und eine Kamera-Tasche für Emilios Nikon - in Europa sauteuer, hier schweinebillig!

Nachdem wir am nächsten Morgen um 5:30 Uhr aufgestanden und mit dem Taxi zum nördlichen Busbahnhof gefahren waren, mussten wir dort im Gewirr und Geknubbel erstmal unseren Bus finden. Es war ein ziemlich klappriger Bus. Ein kleiner Junge putzte gerade die Scheiben, indem er mit einem kleinen Gefäß Wasser aus einem großen Eimer schöpfte und dann sehr sorgfältig auf die Scheiben spritzte.

Unsere Rucksäcke wurden auf dem Dach verstaut, zusammen mit dem anderen Gepäck. Zum Glück hatten wir Sitzplätze, denn im Laufe der Fahrt füllte sich der Bus mehr und mehr. Nach mehreren Pausen in "Ich weis nicht wo..." und dem größeren Ort Mugling, erreichten wir nach ca. 5 Stunden den Ort Dumre. Hier zweigt eine enge Serpentinenstraße Richtung Norden, nach Besisahar ab. Die nächsten 40 Kilometer sollten nochmal gut 2 Stunden dauern. Wenn in den halsbrecherischen Serpentinen Gegenverkehr auftauchte, würgte der Fahrer schonmal den Motor ab. Einmal wollte er den Bus rückwärts anrollen lassen, da der Motor per Anlasser nicht mehr startete, aber das wäre beinahe schiefgegangen. Kurz vor einem Graben an der letzten Kurve brachte er den Bus zum stehen und es wurde erstmal unter den Männern beratschlagt. Jeder beurteilte die Situation und man kam zu dem Schluß, daß man den Bus nun mit Körperkraft anschieben müsse. Also legten alle Männer gemeinsam - Nepali, wie Touristen - Hand an, um den Bus - bergauf wohlgemerkt - anzuschieben, bis der Motor wieder tuckernd ansprang.

Schließlich erreichten wir Besisahar, unseren Ausgangspunkt. Denn hier endet die Straße und es geht nur noch zu Fuß weiter. Der Weg lag nun vor uns... !

Wir befanden uns auf 820 m, es war windig und würde gleich anfangen zu regnen. Wir suchten uns ein kleines Hotel (Hotel Sayaputri, 100 Rps.), etwas Einfaches, mit Dusche auf dem Gang. Wir aßen eine Kleinigkeit in einer einfachen Garküche, beobachteten die Menschen und das Federvieh auf der staubigen Straße, an der sich links und rechts Hotels und Lodges, kleine Restaurants und Garküchen und kleine Läden aufreihten. Vor uns lag nun ein großes Erlebnis und es war schon seltsam am Ende der technisierten Luxuswelt zu stehen. Für die nächsten 2-3 Wochen hieß es auf großen Luxus zu verzichten, auf Elektrizität und teilweise sogar auf fließendes Wasser. Ein alter Nepali zeigte uns von seiner Dachterrasse aus den Ausblick auf den schneebedeckten Himalaya. Er sprach über die Tücken des Wetters und ich erinnere mich, was er über den Fluß sagte: "Ist der Fluß braun und schlammig, so wird Dich in den Bergen schlechtes Wetter erwarten".

Es fing an zu regnen und wir gingen zurück, bis ans Ende des Dorfes, um schonmal einen Eindruck des morgigen Weges zu bekommen. Zu dieser Jahreszeit bricht der Regen oft in monsunartigen Wolkenbrüchen los und wir suchten Schutz auf einer kleinen, strohüberdachten Terrasse mit einfachen Tischen und Bänken aus Holz. Einige Nepli saßen schon dort, sie waren sehr nett. Wir bestellten Cola und vertrieben uns die Zeit damit, dem platschenden Regen zuzusehen, wie Tropfen für Tropfen immer näher an die lehmüberdeckte Terrasse heranreichte und das Strohdach mittlerweile vor Nässe triefte.

Doch als der Regen nachließ, was für eine Überraschung: ein wunderschöner Regenbogen, so breit und klar, wie ich nie zuvor einen gesehen hatte! So riesig, das ganze Tal überspannend! Doch nach einiger Zeit bildete sich darüber noch ein zweiter Regenbogen. Noch breiter als der erste und fast ebenso klar! Ein Doppelregenbogen! Sollte das ein gutes Omen sein? Wir hatten erfahren, daß es in den Bergen geschneit hatte und schon jetzt gab es Stimmen, die behaupteten der Pass sei verschneit. Von hier aus konnten wir nach dem Aufklaren zumindest den Langjung Himal (6931 m) und den Annapurna II (7937 m) in voller Pracht sehen.

Die Nacht war klar und kalt. Nach dem Abendessen wollten wir noch ein bißchen raus, um den Sternenhimmel zu bewundern. Der Hotelinhaber warnte jedoch, sich nicht zu weit vom Hotel zu entfernen, da es Kontrollen wegen rebellischer Bewegungen im Lande gäbe. Also gingen wir nur ein Sück die Straße hinunter, wo wir auf zwei junge Nepali trafen, die unter ihrem Land-Rover lagen (ein uns bekanntes Gefühl, da wir vor Jahren auch einmal ein solch unvergessenes Gafährt besaßen). Emilio kam kurz mit ihnen ins Gespräch, fachsimpelte etwas mit ihnen und dann gingen wir zurück.

Treck 1. Tag: Um 6:00 Uhr waren wir schon unterwegs. Wir hatten das Hotel schon am Vorabend bezahlt (698 Rps. incl. Abendessen) und marschierten nun frisch und fröhlich zum Ortsausgang hinaus. Zuvor hatten wir noch etwas Gebäck von einem Starßenhändler gekauft, als Proviant für unterwegs. Wir ließen die Straße hinter uns. Unser Tag würde von nun an durch das Wetter, den Weg, den Unterkunftmöglichkeiten etc. bestimmt werden. Also ganz andere Probleme, als jene, mit denen wir uns sonst täglich so herumschlugen.

Das Wetter war jedenfalls gut, aber das bedeutete auch, daß es in einigen Stunden unerträglich heiß werden würde, gerade in diesen Höhenlagen. Und bis dahin wollten wir schon ein ganzes Stück geschafft haben. Also nutzten wir die kühlen Morgenstunden, aßen zum Frühstück das zuvor gekaufte Gebäck, während wir so dahin wanderten und die Landschaft bewunderten. Unsere Wasserflaschen waren gut gefüllt und mit Brausetabletten angereichert (Vitamine und Magnesium), da erwärmtes Wasser ohne Geschmack ziemlich übel schmecken kann.

Nach ca. 1,5 Stunden erreichten wir das kleine Dorf Khudi (790m), das noch im Schatten lag. Der Weg war breit und gut, mit Geländewagen auch noch befahrbar. Wir kamen gut voran und ereichten schon nach weiteren 2,5 Stunden den Ort Bhulbule (830 m), der direkt am Ufer des Marsyangdi liegt. Eine schmale Brücke führt auf die andere Flußseite ins Dorf. Spätestens hier ist auch für die Geländewagen Schluß.

Viele Lodges und Restaurants reihen sich zu beiden Seiten des Weges durch das Dorf. Wir wollten uns eine Pause gönnen und nahmen ein zweites Frühstück: Gemüsesuppe und Tee. Wir genossen den Blick von der Holzterasse auf den Fluß, dem wir die nächsten Tage folgen würden. Ich dachte an die Worte des alten Nepali aus Besisahar: " Ist das Wasser braun, so wird das Wetter schlecht" Aber das Wasser des Flußes war klar bis leicht grünlich. Ganz deutlich sahen wir in der Ferne ein Bergmassiv, weiß und glänzend. Den Ngadi Chuli (oder Peak 29, 7514 m) und den Manaslu (8163 m). Diesen majestätischen Berg würden wir während der nächsten Tage noch öfters bewundern können.

In Bhulbule befindet sich der erste ACAP-Check-Point, wo sich jeder Trekker ersteinmal melden und eintragen muß. Weiter ging es nach Ngadi, das sich unendlich in die Länge zieht. Die Sonne stand inzwischen auch schon hoch am Himmel, obwohl der Mittag noch nicht erreicht war. Mühsam und schwitzend setzten wir einen Fuß vor den anderen, es ging über schmale , steinige Wege, über bewaldete Hügel, oberhalb des Marsyangdi Flusses. Bergwälder und Terrassenfelder, soweit das Auge reicht...!

Die Sonne wurde, zumindest für mich, immer unerträglicher und unser Wasser war fast aufgebraucht. Mein Kopf fing an zu pochen und ich kam in der Hitze kaum noch voran, so kam es mir vor. Vor dem extrem steilen Aufstieg nach Bahundanda befindet sich die kleine Manaslu-Lodge. Hier bestand ich erstmal auf eine längere Pause, trank einen Liter kühles, frisches Wasser, Emilio trank ebenfall einen Liter. Einen dritten Liter füllten wir in eine der leeren Vorratsflaschen. Wir machten eine längere Rast und lernten dabei die halbe Familie des Inhabers kennen, alles sehr nette Leute, die sich wohl über unseren Durst sehr amüsiert haben müssen.

Das letzte Stück nach Bahundanda ist nochmal richtig steil. Bahundanda ist ein kleiner Ort auf einem Pass gelegen (1310 m). Hier wurde erstmal gegessen und gezuckerter Tee getrunken. Die meisten Trekker bleiben in Bahundanda und auch wir hatten dies ursprünlich als Etappenziel geplant. Aber es war erst 14:00 Uhr und nach dem Essen fühlten wir uns beide fit genug, um noch ein Stück zu gehen. Wir wollten versuchen Syange zu erreichen. Wir lagen gut in der Zeit und das Wetter schien sich zu halten. Und so schafften wir noch ein ganzes Stück, durch Wälder und über Hügel. Der Himmel zog sich langsam zu, Rotmilane jagten im Flußtal nach Beute und kleine Ziegen grasten zwischen den Sträuchern. Eine von ihnen war auf einen keinen Baum geklettert, um an die frischen Blätter zu kommen.

Wir machten Halt in Ghermu Phant. Das Chrystal Guesthouse sah sehr einladend aus. (Es liegt noch ein Stück vor dem eigentlichen Dorf). Ein Junge bot uns ein Zimmer für nur 80 Rps. an und es gab auch eine Dusche, die wir auch dringend nötig hatten! Das Guesthouse liegt inmitten von Kornfeldern, die zu dieser Jahreszeit noch grasgrün waren. Aus unserem Zimmer hatten wir einen fantastischen Ausblick über die Felder, das Tal und die Berge, welche den Blick links und rechts begrenzen.

Nach dem Duschen gingen wir noch ein Stück bis hinter Ghermu Phant, zum Abgewöhnen, bis wir einen Blick auf Syange werfen konnten. Wir tranken etwas und gingen zurück in unsere Lodge, um zu Abend zu essen. Es wurde dunkel. Wir saßen draußen bei Kerzenschein und dem Licht der guten alten Petromax-Petroleumlampe, zusammen mit drei Slowenen, die auch hier Unterkunft gefunden hatten. Wir gingen an diesem Abend früh zu Bett.

Treck 2. Tag:

Der zweite Tag begann nicht so gut. Schon nachts zog heftiger Wind auf und gegen Morgen hörten wir die ersten Donner. Um 6:00 Uhr war ein heftiges Gewitter im Anmarsch und so blieben wir erstmal liegen. Wir standen erst gegen 7:00 Uhr auf und waren um ca. 7:40 Uhr abmarschbereit. Oder nein, irgendwie doch nicht! Wir hatten dummerweise nicht genug Kleingeld, um zu zahlen und nach mehreren vergeblichen Versuchen den Rupieschein zu wechseln, kamen wir überein, daß wir für das Wechselgeld noch eine Kanne Tee trinken sollten. Der Inhaber wollte uns partout nichts schuldig bleiben. Um 8:00 Uhr kamen wir dann los.

Bald erreichten wir Syange auf 1190 m. Danach kamen wir allerdings nicht mehr so gut voran. Der Weg führte bergauf, bergab, über schmale Pfade, an den Felsen entlang - hoch über dem Flußtal. Teilweise sahen wir den, hier recht wilden, Marsyangdi 30 m unter uns vorbeirauschen. Die Wolken hingen tief zwischen den Bergen und es fing immer wieder an zu regnen. Wir überholten ein französisches Paar, kamen mit jungen nepalischen Trägern ins Gespräch, als wir an einer Steigung etwas ausruhen wollten. Sie erzählten über die schlechten Arbeitsbedingungen bei einer israelischen Truppe, deren schlechte Manieren und ihre herablassende Art die Einheimischen zu behandeln.

Wir zwangen uns weiter den steilen Berg hoch, bevor es anfing in Strömen zu gießen. In einem kleinen Dorf auf dem Rücken des Berges machten wir kurz Rast und kauften Wasser. Dann ging es wieder steil bergab. Mittlerweile in voller Regenmontur, erreichten wir gegen 10:00 Uhr das Dorf Jagat auf 1250 m und frühstückten erstmal - Omelette mit Zweibeln und Tee. Wir lernten ein Schweizer Paar kennen und die beiden Franzosen suchten ebenfalls Schutz in der Lodge. So warteten wir gemeinsam den stärksten Regen ab. Unsere Schuhe waren gut gefettet und hielten zum Glück dicht. Der Regen wurde immer stärker und der Weg immer glitschiger. Das Vorankommen gestaltete sich entsprechend schwierig: Schlamm, Pfützen und kleine Rinnsale, welche uns bergab entgegenkamen. Um kurz nach 12:00 Uhr erreichten wir, unter dem Regenzeug schweißgebadet, das Dorf Chamje auf 1430 m, zusammen mit den Franzosen.

Wir beschlossen nochmals zu warten, ob der Regen nachließ und stellten die klitschnassen Sachen ab. Zum Zeitvertreib bestellten wir eine Portion Momos und Tee. Doch um 13:30 Uhr sahen wir ein, daß Warten uns nicht weiterbringen würde und zogen die Regensachen wieder an. Wir verließen Chamje gemeinsam, verloren aber die Franzosen, die noch ein paar Fotos schießen wollten, bald aus den Augen. Hinter Chamje führte eine lange Hängebrücke über den Fluß, dann ging es immer bergauf.

Nachmittags wurde das Wetter tatsächlich besser. Es ging noch weiter bergauf. Wir trafen auf einen jungen Träger, der Zelte für eine geführte Gruppe trug. Bestimmt 50 kg hatte er auf dem Rücken, ging sehr langsam und musste an jedem Felsen ausruhen und die Last abstützen. Bei der ganzen Last trug er nur gewöhnliche Gummischlappen. Er tat uns leid und wir gingen ein Stück zusammen, da er eine Unterhaltung mit uns begonnen hatte und wir es unhöflich fanden einfach weiter zu gehen. Doch beim nächsten steilen Anstieg blieb er dann zurück.


Als wir die Kuppe dieser Anhöhe erreicht hatten, durchschritten wir ein großes Tor und verließen somit den Distrikt Lanjung. Wir befanden uns nun im Distrikt Manang. Wenig später sahen wir plötzlich unser nächstes Etappenziel in einer Mulde, zwischen den Bergen gelegen: das Dorf Tal auf 1685 m. Tal liegt an einer Flußbiegung des Marsyangdi, umgeben von flachem, weißem Flußstrand und grünen Wiesen, welche sich zwischen steil emporragenden Felswänden ausbreiten. Ein malerischer Anblick. Das grünlich-blaue Wasser des, hier ruhig dahinfließenden, Marsyangdi durchzieht die Landschaft wie ein Band und bildet einen harmonischen Kontrast zu den dunklen Felsen.

Auf den Weg hinunter in das Tal, über das breite Sandufer des Flusses, bemerkte ich erst den Schmerz in meinem rechten Knie, hatte dem aber wenig Bedeutung zugemessen, da ich eigentlich ständig Probleme mit den Knien habe (erst recht unter Dauerbelastung und zusätzlicher Last). Schließlich gelangten wir ins Dorf, welches auf den ersten Blick recht verlassen aussah. Nur aus der Annapurna Lodge kam eine Frau gelaufen und winkte uns freundlich zu: "Please look, sister - good rooms, very cheap!" Da sie die einzige war, die sich um uns bemühte blieben wir für 50 Rps. Das Zimmer war einfach und hatte undichte Holzwände (hier oben mehr oder weniger Standard). Wir gingen zum ACAP Check-Posten, um uns registrieren zu lassen. Später, in der Lodge, lernten wir Hermann und Michael kennen, zwei Deutsche, die - ohne ihre Frauen - mit einem Führer Namens Bale unterwegs waren.

Im Dorf war nicht viel los, ein Schwarm Israelis machte uns das Leben schwer (sie benahmen sich ein wenig ungehobelt). Das Abendessen nahmen wir zusammen mit Hermann, Michael und Bale, in einem zugig kalten Raum, bei Kerzenschein ein - da die Petromax ausgefallen war. Bale erzählte von seinem Beruf als "Guide" und daß er notfalls in der Lage sei den Weg über den verschneiten Thorong La zu öffnen (was auch nicht jeder Führer beherrscht). Tags zuvor hatten wir uns schon Sorgen gemacht, da viele Trekker uns auf dem Weg entgegenkamen, die am Pass ausgeharrt hatten, ihn aber wegen starken Schneefalls nicht überqueren konnten und so den Rückweg antreten mussten. Wir würden den Pass jedoch frühestens in 6 Tagen erreichen und bis dahin konnte die Lage schon wieder ganz anders aussehen. Die Eineimischen von weiter oben konnten uns bestimmt genauere Einzelheiten berichten. Wir waren dennoch sehr froh, daß ein einheimischer Guide unsere Meinung teilte. Wie auch immer, die Nacht war eiskalt, es zog an allen Ecken und Enden und ich bemerkte, daß ich Halsschmerzen bekam. Um 21:00 Uhr gingen wir zu Bett.

Treck 3. Tag:

Die Israelis über uns polterten durch's ganze Haus, schienen laut diskutierend Möbel zu verrücken und machten Lärm. Um 5:45 Uhr hatten wir einen glasklaren Blick auf die Berge und um 6:30 Uhr liefen wir los - wahrscheinlich mal wieder als erste. In den anderen Lodges war es noch still, die Leute saßen wahrscheinlich noch beim Frühstück. Doch wir nutzten eigentlich die frühen, kühlen Morgenstunden gerne aus, um gut vorwärts zu kommen und frühstückten erst dann, wenn die Sonne über die Gipfel gestiegen war.

Um Tal zu verlassen, mussten wir uns erstmal an ein paar Duzend Eseln vorbeikämpfen, die mitten auf dem Weg standen und auf ihre Lasten warteten. Vor uns zeigte sich der majestätische Manaslu im Dunst. Schon in ein paar Tagen würden wir an ihm vorbeimarschiert sein und ihn von der anderen Seite bewundern können. Da mein Knie, nach wie vor, schmerzte hatte ich schon morgens ein Gel aufgetragen und eine Sportbandage umgelegt, um besseren Halt zu haben und größere Probleme vermeiden zu können.

Nach ca. 45 Minuten überquerten wir den Marsyangdi über eine lange Hängebrücke und nach 1,5 Stunden erreichten wir Karte. Der Weg nach Dharapani auf 1890 m führte uns durch das bewaldete Tal und ab und zu lugten schneebedeckte Gipfel in der Ferne über die grün-braunen, zerklüfteten Bergwände. Der Himmel war klar und wolkenlos. Ein perfekter Tag zum Wandern! Wir hatten die beiden Schweizer unterwegs wieder getroffen und sie erzählten uns, daß sie mit ihren Motorrädern über Iran, Pakistan und Indien nach Nepal gekommen waren. Was für eine Strecke! Das hätten wir auch gerne mal gemacht, aber leider hatten wir nicht soviel Zeit. Und so hatten wir viel geredet, waren nur langsam vorangekommen und ereichten Dharapani erst nach weiteren 2,5 Stunden. Dort meldeten wir uns wieder im Büro des Check-Postens und machten dann eine gemütliche Teepause in einer Lodge. Die Schweizer gingen weiter und auch die Franzosen und andere, mittlerweile bekannte Gesichter, überholten uns.

Der Weg hatte sich sehr gezogen. Es war steil und wir machten schonmal Pause, um ein paar Schluck von unserem Vitamin-Brausewasser zu nehmen. Um so überraschter waren wir als wir nach ca. 50 Minuten schon Bagarchap auf 2160 m erreicht hatten. Ursprünglich hatten wir hier unser 3. Etappenziel gelegt, aber es war erst 10:00 Uhr, also viel zu früh. Hier oben trafen wir auf Hermann und Michael. Bale erzählte von einer Expedition, deren Mitglieder kürzlich alle am Pisang Peak ums Leben gekommen waren. Wir tauschten Infos aus, die wir über das Wetter am Pass gehört hatten. Die drei wollten hier erstmal rasten und so gingen wir alleine weiter, sahen uns einige Wegtempel (Tschorten) an, machten einige Fotos und genossen es durch die wunderschöne Landschaft zu wandern. Die Luft war frisch und roch nach Blüten. Gegen Mittag machten wir irgendwo Rast und bestellten Kartoffelsuppe mit Zwiebeln und Tee. Die Frau holte ein paar dicke Holzscheite, um Feuer zu machen, hinter dem Haus hervor. O-Ooh, was sagte uns das? Es würde sicherlich länger dauern. Also lehnten wir uns zurück und genossen inzwischen die Aussicht über das grüne Flußtal. An den steilen Hängen standen kleine Apfelbäume in voller Blüte und wiegten ihre Äste im warmen Wind.

Wir kamen durch Danakyu, einem hübschen Dorf mit einigen netten Lodges. Aber wir wollten noch ein Stück schaffen. Ich dachte mir inzwischen, besser weiter kommen, solange mein lediertes Knie noch hält. Vielleicht würde es morgen ja schlechter sein. Hinter Danakyu gibt es eine Brücke und dort teilt sich der Weg. Wir wollten zunächst dem Schild nach Chame und Manang folgen, doch der führte auf einen steilen Hügel hinauf. Ein Einheimischer jedoch riet uns den rechten Weg am Fluß entlang zu nehmen, welcher uns durch den Wald führte. Er meinte es sei der leichtere Weg. Dieser Weg führte mitten durch dichten Bergwald mit verschiedensten Baumarten, über nasse Felsen, an Wasserfällen und Felswänden entlang. Es war ein hübscher Weg, ein bisschen verlassen vielleicht. Wir folgten dem schmalen Pfad und lauschten den unzähligen Vogelstimmen, die aus dem Dickicht hervordrangen. Schließlich trafen wir auf eine Gruppe von Frauen, die sich fröhlich unterhielten. Sie grüßten uns freundlich mit "namaste". Und so hatten wir das Gefühl, daß dieser verlassene Weg zumindest irgendwohin führte. An einem Wasserfall hatte sich einst eine Betonbrücke befunden, doch diese war nun an der einen Seite eingestürzt und hing nun in Schräglage über der kleinen Schlucht. Die Frauen kletterten bis zum unteren, eingebrochenen Ende der Brücke herunter und dann die Schräge hinauf zur anderen Seite. Wir machten es ihnen nach, obwohl es mit Gepäck schon schwieriger war über den abgebrochenen Teil der Brücke zu springen.

Endlich sahen wir Hütten, dort wo der Rhododendronwald lichter wurde. Das Dorf war nicht auf unserer Karte verzeichnet, doch die Franzosen und die Schweizer waren schon dort. Wir gesellten uns kurz auf eine Flasche Wasser dazu, füllten unsere Wasservorräte auf und gingen dann aber weiter.

Wir kamen auf einen Streckenabschnitt, auf dem gewaltige Erdrutsche "Landslides" ganze Teile des Weges, ja oft sogar halbe Hänge weggerissen hatten. Man sah den hellen, sandigen Abrutsch unten im Marsyangdi-Tal, ca. 50 m unter uns, liegen. Dort wurde der Boden langsam vom Fluß weggespült. Provisorische, schmale Notpfade führten hoch über dem Flußtal entlang. Es war oft schwierig diesen Pfaden zu folgen und so waren wir froh als wir ziemlich erschöpft das Dörfchen Latamarang auf 2360 m erreichten.

Wir blieben gleich in der ersten Lodge, der Tatopani-Lodge. Dort sprach uns eine Frau an. Sie schien sehr nett und humorvoll zu sein. Wir nahmen eines ihrer 4 Zimmer für 40 Rps., welches wir über eine steile, fast leiterartige Treppe erreichten, die über den Hühnerverschlag nach oben auf eine Art Veranda führte. Das sah sehr gemütlich aus, wenn auch sehr einfach. Aber es gab eine "hot shower", die wir uns beide verdient hatten. Also sprach ich die Inhaberin darauf an. Sie sagte "OK, I will prepare one Hot Shower for two." Ich dachte mir nichts dabei und willigte ein. Um so überraschter waren wir, als wir dann zu einem Holzverschlag hinter dem Haus geführt wurden, dessen Wände so breite Ritzen aufwiesen, daß man sich eigentlich auch auf die Wiese hätte stellen können. Ach ja, einen Eimer mit heißem Wasser bekamen wir noch mit auf den Weg und fertig war die Dusche! Also machten wir das Beste daraus, gossen uns abwechselnd das heiße Wasser über den Kopf - sparsam natürlich, um nachher noch das Shampoo aus den Haaren spülen zu können.

Seit etwa 16:00 Uhr zog der Himmel sich zu und um 18:30 fing es an zu regnen. Wir hatten schon eine Kanne heißen Tee mit viel Zucker getrunken, Emilio hatte sich Aara (oder Rakshi), eine Art Reiswein, bestellt. Ziemlich starkes Gebräu! Wir saßen in einem zugigen Essraum bei Kerzenlicht, auf Holzbänken und beobachteten die Nebel, die über der schneebedeckten Felswand aufzogen und dann in heftigen Regen übergingen. Die zuvor gewaschenen Sachen, die auf der Veranda zum trocknen hingen, hatte ich rechtzeitig abgenommen. Die Tür des Raumes öffnete sich und unser Abendessen wurde gebracht: gebratene Nudeln mit viel Knoblauch und Öl. Wir konnten ein paar Kalorien gut gebrauchen. Nach dem Essen planten wir unsere Route für den nächsten Tag. Die Inhaberin hatte sich zu uns gesetzt und gab uns noch ein paar Tips. Dann gingen wir zu Bett, hüllten uns in unsere Decken und schliefen wie Steine. Die Nacht war sehr kalt.

Treck 4. Tag:

Früh morgens wachte ich durch das Geplätscher des Brunnens hinter dem Haus auf, unter den die Hausfrau, zwecks Arbeitsersparnis, schon gestern eine Schüssel mit Spülgut gestellt hatte. Das Wasser plätscherte unentwegt auf das Geschirr. Ein Blick aus dem Fenster zeigte klare Sicht, aber es war kalt. Dafür wurde es aber auch tagsüber nicht mehr so heiß und mit zunehmender Höhe konnten wir es uns leisten, später loszugehen. So tranken wir an diesem Tag erst in Ruhe Tee und machten uns gegen 7:00 Uhr auf den Weg. Und dieser führte uns zunächst durch dichte, schattige Kiefernwälder, provisorische Pfade erstzten die oft verschütteten Wege. Wenn wir uns an einer Abzweigung mal nicht sicher waren und gerade niemanden nach dem Weg fragen konnten, so folgten wir einfach den nicht zu übersehenden Spuren der Packesel. Es ging wieder mal bergauf und bergab. An einer Felswand sahen wir riesige Geier, die wahrscheinlich dort irgendwo nisteten und mitten im Wald machten sich schwarze Krähen über einen Tierkadaver her. An einer Abzweigung kam uns ein Reiter entgegen... "Namaste" ... - wir fragten ihn nach dem besseren Weg. Es war natürlich der steilere von beiden. Der andere sei gesperrt, so sagte er uns.

Nach 1,5 Stunden erreichten wir das Dörfchen Chetipu, wo Emilio zwei kleine Äpfel für 10 Rps. erstand. Zu dieser Jahreszeit gab es nicht viel Obst. Hinter dem Dorf setzten wir die Rucksäcke ab und setzten uns auf einen Felsen in die Morgensonne, um unsere teuer erstandenen Äpfel genießen zu können. Und wie wir so da saßen, kamen uns zwei bekannte Gestalten über den Weg und grüßten uns mit schweizer Akzent.

Weiter ging's durch lichtere Kiefernwälder, die Wegränder gesäumt von bunten Blumen und Schmetterlingen. Nach weiteren 2 Stunden erreichten wir den Check-Posten in Koto und dann noch ca. 15 Minuten bis zum Dorf Chame auf 2630 m. Am Ortseingang befindet sich eine lange Reihe von Gebetsmühlen und bunte Gebetsfahnen flattern im Wind. Chame ist ein netter Ort, in dem man sicherlich auch gut übernachten kann. Nach Norden schaut man auf eine spitz zulaufende Wand und im Osten auf den Giganten Manaslu (8163 m), dessen weiß glänzender Gipfel aus den Wolken herausragte. Wir wollten in Chame erstmal rasten, um ein verspätetes Frühstück einzunehmen: Tee und Kartoffelsuppe - das gibt wieder Kraft. Während wir aßen, sahen wir viele bekannte Gesichter, alle wollten hier nochmal Rast machen, bevor es weiterging.

Ein herrlicher Weg führte weiter durch lichte Pinienwälder. An einer Gabelung riet uns eine Gruppe Einheimischer zum oberen Weg. Jedoch hatte es auch hier einige Erdrutsche gegeben und so mussten wir an einer Stelle über einen nur fußbreiten Pfad an den Felsen entlang - Bauch zum Felsen, Rucksack nach hinten, für Esel und Pferde wäre das nicht zu bewältigen gewesen.

Im Schatten der Bäume setzten wir uns nochmal, um etwas zu trinken, doch plötzlich bemerkten wir, daß der Himmel sich langsam zuzog. Das Wetter schlug um. Wir packten ein und gaben Fersengeld und bald schon hörten wir die ersten Donner. In den Gipfeln über uns hatten sich dichte, schwarze Gewitterwolken zusammengezogen. Da wir bereits unsere Erfahrungen mit Gewitterstürmen in der Sierra de Gredos hatten, legten wir nochmal einen Schritt zu, aber das Gewitter schien sich in den Gipfeln dort oben festgesetzt zu haben und tobte sich dort aus.

Und so erreichten wir Bratang auf 2360 m trocken und wohlbehalten. Bratang war, laut Reiseführer, einst eine verlassene, aufgegebene Stadt. Nun gab es immerhin wieder ein paar Lodges. Aber der Ort gefiel uns nicht um hier zu bleiben. Wir setzten uns auf eine der Dachterrassen, um etwas zu Mittag zu essen und uns zu beraten, was wir tun sollten, denn laut unserer Karte kam für eine lange Strecke kein Dorf und keine Siedlung. Die Speisekarte war nicht so berauschend und so gab es nur eine einfache Portion gekochte Kartoffeln und ein paar Momos. Von der Dachterrasse aus beobachteten wir die Leute, die am Wegrand arbeiteten. Sie zerkleinerten Steine zu Schotter für die Wege. Eine Eselskarawane kam ins Dorf. Schon von weitem hörte man das Klappern und Klingeln der Schellen und Glocken, die an den Tieren befestigt waren. Wir kamen mit einem Israeli ins Gespräch, der seine Gruppe abgehängt hatte. Er hatte auch Infos darüber, daß am Pass das Wetter schlecht sei. Er wollte heute noch bis Pisang. Auch wir entschlossen uns weiterzulaufen, auch wenn wir es nicht gerade bis Pisang schaffen würden, aber am Ortsausgang hatten wir ein Hinweisschild auf ein Guesthouse gesehen und wollten es bis dorthin versuchen.

Um 14:00 Uhr starteten wir wieder durch. Es ging durch Fichtenwälder, zwischen Steilwänden lang und unter uns sahen wir den weißschäumenden Marsyangdi in der Tiefe fließen. Teilweise war eine Art Hohlweg in die Felsen gesprengt, als letzte Lösung, nachdem die Wege durch erneute Erdrutsche weggerissen wurden. Immer wieder sahen wir Geier und Bergkrähen. Das Wetter wechselte erneut, es zog sich wieder zu. Wir gingen schnell, doch wir wunderten uns, daß wir kein weiteres Hinweisschild zu besagtem Guesthouse gesehen hatten. Hatten wir eine Abzweigung übersehen, waren wir daran vorbeigelaufen? Oder war die gesuchte Gabelung von einem Erdrutsch verschüttet worden? Wir spielten langsam mit dem Gedanken es bis Pisang schaffen zu müssen, dem nächsten Ort auf unserer Karte. Und das war noch verdammt weit, wir würden es nicht vor Einbruch der Dunkelheit schaffen. Doch, wie es der Zufall will, trafen wir mitten im Wald einen Nepali, der uns schnellen Schrittes entgegen kam. Er war ein Führer, hatte seine Klienten bei Manang zurückgelassen. Sie litten an der Höhenkrankheit und mussten zurückfliegen. Wir waren froh von Ihm zu hören, daß es wohl doch noch eine kleine Siedlung vor Pisang geben sollte.

Wir überquerten den Fluß und hatten zunächst den Weg verloren, folgten aber dann einem steil ansteigenden Waldweg. Mitten im Wald saßen zwei Mädchen. Sie verkauften Getränke und Süßigkeiten, die sie vor sich ausgebreitet hatten. Sie sagten, sie kämen jeden Tag von Pisang her, ca. 1,5 Stunden Fußmarsch. Sie erzählten uns aber auch von jener besagten Siedlung. Wir waren sehr froh das zu hören. Also hatten wir doch noch eine Chance! Wir kauften ein paar Süßigkeiten zur Stärkung und machten uns auf den Weg.

Wir kamen in lichteren Wald. Zu unserer Linken erhob sich eine gigantische, schroffe Felswand. Der Himmel war mittlerweile wolkenverhangen und ein kalter Wind fegte uns um die Ohren. Nach ca. 45 Minuten erreichten wir tatsächlich eine Siedlung. Bestehend aus zwei Lodges, eine davon erst kürzlich erbaut, und einigen anderen Gebäuden. Dhukur Pokkari, so heißt sie, liegt auf ca. 3100 m. In der ersten Lodge war leider kein Platz für uns, daher fragten wir in der anderen, neueren an - dem Nama Buddha Guesthouse. Ein freundlicher, junger Mann zeigte uns die einfachen Zimmer für 50 Rps. Es gab nur drei Zimmer in einem separaten Gebäude, welches aus groben Holzbrettern zusammengezimmert war. Das Zimmer war eng, aber gemütlich, mit einem kleinen Fenster am Kopfende der beiden Holzpritschen. Wir stellten unsere Rucksäcke am Fußende ab und somit war das Zimmer voll. Duschen gab es nicht (es war sowieso viel zu kalt dafür), allerdings gab es einen Brunnen mit eiskaltem Wasser. Die Toilette war eine seltsame Konstruktion, etwas abseits. Hinter unserem Zimmer lag eine Viehkoppel, dahinter begann direkt der Nadelwald.

Es dämmerte schon, doch wir gingen noch ein Stück spazieren, um diese seltsame, karge Landschaft noch etwas zu erkunden. Wir befanden uns auf einem kahlen Plateau, der Wind war eisig. Der leicht morastige Boden war von Moosen und Flechten überzogen. Hier und da standen kleinere Kiefern oder Fichten. In einer Senke lag ein verlassener, fast kreisrunder See in der Abenddämmerung. Als wir näher kamen bemerkten wir, daß er halb ausgetrocknet war und seltsame, weiße Ablagerungen sich am Ufer abgesetzt hatten. Ich hätte diesen See gerne etwas näher inspiziert, doch es wurde dunkel und wir mussten zurück.

Wir waren die einzigen Gäste und nach dem Abendessen - ich glaube es waren gebratene Kartoffeln mit Gemüse und Ei und gebratene Apfelscheiben zum Nachtisch - lud man uns ein, bei der Familie an der Feuerstelle in der Küche Platz zu nehmen. Die Küche war Kochstelle, Wohn- und Schlafraum für drei Personen. Die Lodge wurde von zwei Brüdern geführt, die noch ein Waisenkind aufgenommen hatten, einen etwa zehnjährigen Jungen. Der eine Bruder sprach sehr gut Englisch und erklärte Emilio den Unterschied zwischen Rakshi und Chaang. Der andere Bruder schälte Äpfel. Er wollte einen Apfelkuchen vorbereiten, der die Nacht über in der Glut des Ofens garen sollte. Das Feuer des Ofens war angenehm warm, man merkte kaum, daß der kalte Wind durch die, notdürftig mit Pappe und Zeitungen, abgedichteten Wände pfiff. Auf dem Feuer stand ständig ein Topf oder ein Kessel für Teewasser. Um den Ofen verteilt waren die Nachtlager, die nun als Bank benutzt wurden. Auf der anderen Seite des Raumes standen Regale mit Töpfen, Vorräten und sonstiger Habe. Die spärliche Beleuchtung erhielt der Raum durch das Feuer und eine Petromax, die am anderen Ende des Raumes stand. Die Männer erzählten einiges über sich, ihr Leben, wie sie die Lodge gebaut hatten und über ihre Frauen, die in Pisang geblieben waren.

Wie immer - gingen wir relativ früh zu Bett. Das mag an der früh einbrechenden Dunkelheit und der fehlenden Elektrizität liegen. Der Wind fegte von den Bergen und rappelte an der Holzhütte. Ich drehte mich fest in meine Decke und dachte daran, an was für einem fantastischen Ort wir hier übernachten, umgeben von steilen Felswänden, dichten Fichtenwäldern und den höchten Gipfeln der Erde!

Mehrmals in der Nacht wachte ich auf, weil ich Tiere (?) in der Nähe der Hütte hörte, oder war's Einbildung? Dann hatte ich wilde Träume von irgendwelchen Yetis oder Bären, die versuchten die Tür unserer Hütte aufzubrechen (wahrscheinlich war's der Wind). Doch trotz alledem, ein fantastischer Ort!

Treck 5. Tag:

Am nächsten Morgen wurden wir beide durch die Schreie eine Krähe geweckt, welche in der Nähe unseres Fensters saß. Wir rollten uns aus unseren Decken und wollten nach draußen, um uns an dem kleinen Brunnen mit fast gefrorenem Wasser die Zähne zu putzen. Ein Blick nach draußen ließ uns den Atem stocken! Alles war voller Reif, die Luft eiskalt und klar. Annapurna II zeigte sich leicht rosa im Morgenlicht und die über 1000 m hohe Felswand, die Paungda Danda Wand (1500m),erstrahlte in frisch geschneitem Weiss ganz in unserer Nähe. Wir waren echt beeindruckt.

Wir wollten uns die Zeit zum Tee trinken nehmen. Der Apfelkuchen, der über Nacht im Ofen gebacken hatte, war fertig. Wir sollten ihn unbedingt probieren und so bestellten wir zwei Stücke. Er war noch heiß, roch nach Zucker und Zimt und frischen Äpfeln - hmm einfach lecker!

Wir verabschiedeten uns, nachdem wir unsere Rucksäcke gepackt hatten, von den netten Leuten und waren auch schon wieder unterwegs. Wir durchquerten die, mit spärlichem, braunen Gras bewachsene Ebene, vorbei an grasenden Ponies, Schneebergen und dem Marsyangdi. Langsam kam die Sonne über die Gipfel und diesmal war ich echt dankbar für ein paar warme Sonnenstrahlen. Wir waren heute sehr langsam, fanden an jeder Ecke etwas zum Fotografieren. Super gutes Wetter, der Annapurna II im Hintergrund und eine herrliche Strecke - was will man mehr ? Nach ca. 1 Stunde erreichten wir Pisang (3190 m). Bunte Gebetsfahnen flatterten im Wind, der hier oben schon etwas heftiger weht. Emilio drehte alle Gebetsmühlen am Ortseingang. Wir passierten Tschorten (kleine Wegetempel) und Manimauern (aufgeschichtete heilige Inschriftensteine) bis wir ins Dorf kamen. Den Pisang Peak kann man von Lower Pisang aus kaum sehen, aber als wir zurückblickten, sahen wir die mächtige Paungda Danda Wand, die uns aus dieser Entfernung immer noch gigantisch erschien.

Es folgte ein steiles, anstrengendes Stück. Diese Hürde geschafft, bot sich uns ein atemberaubender Anblick: das Tal von Hongde. Annapurna III, Gangapurna, Tilicho und ein kleiner, spitzer Berg, dessen Namen anscheinend niemand wusste. Erst später erfuhren wir, daß man diesen auffälligen Berg "Yidam" nennt. In der Nähe verkaufte eine Frau Getränke und so genossen wir die Aussicht bei einem Glas Tee.

Nach Hongde ging's hauptsächlich bergab. Hongde ist ein reiches Dorf mit Elektrizität und einem Flughafen. Ich wollte meinem Bein mal etwas Ruhe gönnen und so bestellten wir uns in Hongde ein zweites Frühstück: Kartoffeln, Omelette und Tee. Außerdem mussten wir hier wieder zum Check-Posten, die Formalitäten erledigen.

Hinter Hongde kam heftiger Wind auf, der das Laufen nicht gerade erleichterte. Der Rucksack drückte und wurde unbequem. Der Wind wirbelte den Staub manchmal so heftig auf, daß man kaum noch etwas sah. Am liebsten hätte ich schon wieder Pause gemacht. Schließlich machten wir einen kurzen Stop, abseits des Weges, an einer windgeschützten Stelle. Ein paar Schlücke Wasser und einen Müsliriegel - und weiter ging es. Der Weg führte uns durch eine spärlich bewaldete Landschaft. Zu unserer Rechten, im Westen, erhob sich Annapurna III aus den Wolken - zum greifen nah. Mit platten Füßen und schmerzenden Schultern kämpfte ich mich weiter vorwärts, immer gegen den Wind an - Emilio immer ein bißchen schneller als ich.

Eine Holzbrücke führt rüber nach Mungji. Hier wurde es plötzlich eiskalt, sodaß wir erstmal warme Fleeceshirts und Jacken aus den Rucksäcken holen mussten. 2 Stunden waren wir seit Hongde unterwegs, als wir Braga erreichten. Ein schöner Ort auf 3475 m. Ich wäre gerne geblieben, um das Kloster von Braga anzusehen, das wie ein Vogelnest an den Felswänden, hoch über dem Dorf, haftet. Doch wir wollten es ja heute noch bis Manang schaffen. Wir lagen zur Zeit sehr gut im Schnitt: in 5 Tagen bis Manang (geplant waren 6 Tage). Langsam jedoch begannen wir die Höhe zu spüren. Wir wurden schneller müde, mussten häufiger Pause machen und die Rucksäcke wurden immer schwerer, vor allem meiner! (obwohl wir ja einen Großteil der Kleidung bereits am Körper trugen).

Wir erreichten Manang auf ca. 3500 m und trafen viele Bekannte wieder: die Franzosen, die Schweizer und am nächsten Tag würden auch Hermann, Michael und Bale eintreffen. Manang ist sehr touristisch, da hier fast jeder eine Aklimatisationspause macht. Die Hotels sind zwar nicht so gut, aber es gibt elektrischen Strom aus Generatoren (nur nicht in unserem Hotel!). An Lodges und Restaurants und Traveller-Shops mangelt es zwar nicht, doch Manang ist recht teuer. Wir nahmen ein Hotel für 110 Rps., stellten aber später fest, daß wir diesmal keinen Glücksgriff gemacht hatten. Unser Trost: wir hatten ein großes, kaltes Eckzimmer mit Blick auf Annapurna III, Gangapurna und Tilicho Peak. Gegen Abend fing es dann auch noch an zu schneien und zum Abendessen gab es "Veg. Pizza" (eine Art mit Gemüsen belegtes Brot) in dem eiskalten Hotel-Restaurant. Nach einem heißen Tee gingen wir ins Bett.

Treck 6. Tag: Heute war Aklimatisations-Pause angesagt. Wir hatten beide gut geschlafen und der Morgen war eiskalt. Emilio war schon um 6:00 Uhr mit der Kamera unterwegs, um von den umliegenden Bergen Fotos im Morgenlicht zu machen. Ich hingegen kuschelte mich noch etwas in meine Decke, da ich meine Halsschmerzen wieder spürte. Die Berge im Morgenlicht würde ich mir dann später auf den Fotos ansehen.

So gegen 8:00 Uhr machten wir uns zu einer kleinen Aklimatisations-Tour auf. Wir wollten auf 3800 m aufsteigen, zum Glacier-View-Point. Wir folgten den Schildern Richtung Gletschersee, bogen dann aber links ab und mussten einen steilen Hang hinunter, ein Weg voller Geröll und Steine. Nicht unweit von hier mündet der Khangar Khola in den Kone Khola und beide bilden dann den Marsyangdi. Bis zu seinem Ursprung waren wir diesem großen Fluß sozusagen schon gefolgt. Ein schmaler Pfad führt über einen hohen Grat am Rande des tiefblauen Gletschersees entlang, der in einer tiefen, runden Mulde liegt. Dahinter erstreckt sich der Gletscher des Tarke Kiang (7200 m). Bis zum View-Point geht es nochmal eine ganze Weile steil hinauf, aber von dort hat man einen grandiosen Ausblick: den Chulu West (6548 m) und den Chulu East (6059 m). Den Yak Gawa Kang (6481 m) und den Katung Kang (6484 m), zwischen diesen Beiden liegt der Thorong La (5416 m) - unser großes Ziel. Für uns bedeutete das noch 2 Tagesetappen.

Am View-Point gibt es ein kleines Teehaus und dort bestellten wir uns erstmal eine große Kanne Tee. Der Betreiber dieses Teehauses war es auch, der uns den Namen jenes auffällig, spitzen Berges nennen konnte: "Yidam". Wir saßen eine ganze Weile dort und genossen die Aussicht und die frische, kühle Luft. Dann spazierten wir langsam weiter bis auf knapp 4000m. Annapurna III ragte über uns in den Himmel. Kleine, zottige Kühe grasten hier oben im heftigen Wind. Wir spazierten an einfachen Steinhütten mit Strohdächern vorbei. Dann trafen wir auf einen alten Nepali, vielleicht ein Schäfer. Er sagte etwas zu uns auf Nepali, das wir nicht verstanden. Er hingegen verstand kein Englisch und so beschränkten wir uns auf Handzeichen und einzelne Worte. Er meinte wohl zu mir, daß es hier oben sehr kalt sei, weil ich keine Jacke trug. Ich deutete auf meine mehrfach übereinandergeschichteten Hemden und meinte, es würde schon gehen. Wir mussten alle lachen. Insgesamt verbrachten wir einige Stunden hier oben und machten uns dann auf den Rückweg.

Der Abstieg ging leichter als ich gedacht hatte. Den Nachmittag vertrödelten wir im Ort. Emilio verhandelte mit einer Frau um einen kuschelig, warmen Wollschal für mich. "Für den Thorong La", sagte die Frau zu ihm - "denn dort ist es sehr kalt." Ein kleiner schwarzer Stier trieb in den Gassen sein Unwesen. Einmal jagte er mit gesenkten Hörnern hinter jungen Männern her, die ihn wohl geärgert hatten - "Encierro" auf nepalesische Art. Wir gingen noch bis zum Ortsausgang und betrachteten uns die Steigung, die uns morgen erwarten würde. Abends aßen wir im Gyatzen-Restaurant "Cheapest Food and Lodging in Town". Es war wirklich außerodentlich preiswert und wirklich sehr gut! Zu Mittag hatten wir hier schon Gemüseomelette und Suppe bestellt und die Stimmung war auch super. Und es war wärmer und gemütlicher als im Restaurant unseres Hotels.

Treck 7. Tag:

Das Wetter war klar und um 6:45 Uhr gingen wir los. Ich hatte, zu allem Überfluss, eine Erkältung bekommen und mich schon aus der Reiseapotheke bedient. Aber ab heute sollte es ja nur noch in kurzen Etappen vorangehen, um den Körper in dieser Höhe nicht zu überfordern - das war der Plan! Der erste lange Anstieg beginnt gleich hinter Manang, bis Tengi auf 3660 m. Dann geht es weiter nach Gunsang auf 3690 m. Die Landschaft hier oben ist schon recht karg und steinig. Tschorten und Gebetsfahnen sieht man jetzt in allen Dörfern. Man hat hier längst das hinduistische Nepal verlassen und steht im Vorhof des buddhistischen Tibet. Ein Blick zurück auf Manang zeigte uns noch einmal die ganze Reihe schneebedeckter Sieben- und Achttausender, an denen wir in den letzten Tagen vorrübergewandert waren. Und wir sahen noch einmal den Marsyangdi, der hier aus zwei Flüssen entsteht und dem wir nun so lange gefolgt waren. Doch jetzt hatten wir ein neues Ziel: den Thorong La!

Nach 1,5 Stunden, mit teilweise hartem Anstieg, hatten wir Gusang erreicht. Doch wir verkniffen uns eine Rast und gingen weiter. An diesem Morgen waren viele Leute von Manang aus losgegangen und wir ahnten schon, daß es vor dem Pass immer enger werden würde, wegen des schlechten Wetters der letzten Tage. Unter den Trekkern befanden sich auch einige organisierte Gruppen von 20-25 Personen pro Truppe, die natürlich den Vorteil besaßen, daß ein Träger vorausgeschickt wurde, um für alle Zimmer zu reservieren. Als Alleingänger hat man diesen Vorteil nicht.

Hier möchte ich kurz eine Geschichte einschieben, die uns der Führer Bale einige Tage zuvor erzählte: Er war unterwegs mit zwei Klienten von Muktinath über den Thorong La nach Phedi. Es hatte geschneit, der Pass war für Unerfahrene unpassierbar. Bale hatte den Weg geöffnet, aber der Weg durch den tiefen Schnee war für alle sehr strapaziös gewesen und entsprechend kaputt kamen sie ins High Camp auf ca. 4800m. Doch alle Zimmer waren belegt, weil sich die Trekker von der anderen Seite her vor dem verschneiten Pass angestaut hatten und nun auf besseres Wetter warteten. Ihnen blieb nichts anderes übrig als weiter abzusteigen bis Phedi. Doch die Situation war diegleiche. Schließlich war es schon dunkel und sie mussten bis Churi Letdar laufen, um Unterkunft zu finden - ein wahrer Gewaltmarsch.

Einige Eselskarawanen waren ebenfalls unterwegs. Im Moment folgten wir einer Spur roter Bohnen, die aus einem beschädigten Transportgut gefallen waren. Wir unterhielten uns leise. Da! - Plötzlich erhob sich zu unserer Rechten die vereiste Wand des Chulu East (6059 m). Es war ein wirklich imposanter Anblick. Das Eis glitzerte und funkelte in der Morgensonne, die gerade über die Gipfel stieg. Das musste das Reich des Yeti und der Schneeleoparden sein!

Wir erreichten Kanjang Khola, eine einfache Raststätte für Karawanen und Träger. Hier gibt es auch 2 Lodges (eine vor der Brücke und eine dahinter). Zurück blickt man auf die Gipfel des Annapurna III und des Gangapurna, die beide zum Greifen nahe erscheinen.

Nach weiteren 3,5 Stunden erreichten wir Yak Kharka auf ca. 4000m Höhe, ein kleines Nest mit einigen Lodges. Wir nahmen ein Zimmer am Ortsausgang, im Ngeshyang Hotel (120 Rps.). Es erschien uns zwar etwas teuer, aber sauber. Die Zimmer waren einfach und hatten einen guten Ausblick. Die anderen Lodges waren uns schon zu voll. Da wir nun ein Zimmer ergattert hatten, konnten wir uns in Ruhe dem Essen widmen: Kartoffeln, Momos und Tee. Einige Bekannte wollten weiter bis Churi Letdar, so auch die Franzosen. Wir äußerten noch unsere Bedenken über die Möglichkeit freie Zimmer in Churi Letdar zu bekommen, da uns schon sehr viele geführte Gruppen auf dem Weg hierher überholt hatten. Das war das letzte mal, daß wir die Franzosen sahen.

Wir packten unseren Krempel im Zimmer aus und machten am Nachmittag noch einen Spaziergang ohne Gepäck. Wir bummelten über die Ebene Richtung Letdar, beobachteten eine Herde Blauschafe an die sich Emilio vorsichtig heranpirschte, um Fotos zu machen. Oben auf den höhergelegenen Hängen grasten Yaks. Zwei von ihnen kamen sogar für ein Foto herunter. Wir wanderten noch ein Stück weiter nach Letdar. Wir befanden uns nun inmitten von Sechs- und Siebentausendern und bewunderten den grandiosen Anblick des Chulu West (6548 m) , des Gangapurna (7454 m), des Tarke Kanga (Glacier Dome, 7202 m ?) und des Khangsar Kang (Roc Noir, 7485 m). Der Wind war zwar kalt, aber die Sonne brannte trotzdem. Wir waren ganz vermummt und trugen Sonenbrillen. Unsere Sonnencreme nützte nichts mehr. Durch die Kälte war sie ganz steif geworden und ließ sich nur bröckchenweise auf der Haut verteilen. Der einzige Schutz bestand darin, das Zeug millimeterdick auf die Haut aufzutragen.

Die ersten Wanderer kamen uns schon aus Letdar entgegen. Sie sagten, daß es keine Zimmer mehr gäbe, wie wir schon vermutet hatten. Aber nun befürchteten wir einen regelrechten Run auf die Zimmer in Thorong Phedi, da Letdar und Yak Kharka restlos ausgebucht waren. Wir hatten aber Hoffnung, daß die in Phedi wartenden Trekker mittlerweile über den Pass gehen konnten, da das Wetter heute eigetlich sehr gut gewesen war. Auf einen Massenansturm hatten wir zwar gar keine Lust, aber wir beschlossen es so weit, wie möglich zu versuchen.

Treck 8. Tag:

Es dämmerte. Ich hätte gerne meine Erkältung noch etwas auskuriert, aber es half alles nichts. Je eher wir auf die Beine kamen, umso besser. Um 6:20 Uhr ging es los. Draußen herrschte klirrende Kälte, kleine Rinnsaale und Pfützen waren zu Eis gefroren. Die Luft war ziemlich trocken, aber eiskalt. Wir marschierten schnellen Schrittes über die Hochebene, die wir gestern schon erkundet hatten. Wir waren nicht die einzigen, aber wir waren wenige - noch! Nach ca. 40 Minuten erreichten wir Churi Letdar. Die meisten Leute saßen noch beim Frühstück. Wir schlichen uns unauffällig und leichten Fußes durch den Ort. Der Führer des Südafrikaners, den wir auf der Strecke hierher auch immer wieder trafen, sprach uns an. Er empfahl uns das High Camp, falls es in Phedi zu voll sein sollte. Wir hatten Aufmersamkeit erregt! Einer aus der israelischen Truppe schaute auf, packte in windeseile seine drei Sachen und stürmte ohne Gepäck aus der Lodge. Sein Gepäck würde von seinen Kameraden gebracht werden, während er die Zimmer im nächsten Ort reservierte. Auch andere schienen nun zu begreifen, daß es sich hier irgendwie um ein Wettrennen handelte. Wir verliessen schleunigst den zum Leben erwachenden Ort.

Wir befanden uns auf dem steilen und anstrengenden Anstieg hinter Letdar und sahen Bewegung in den unter uns liegenden Ort kommen. Eine Gruppe nach der anderen war aufbruchbereit. Eine gewaltige Menschenschlange wälzte sich hinter uns den Berg hinauf. Der Wettlauf hatte begonnen!

Einige "Schnellläufer" mit leichtem Gepäck rannten was das Zeug hielt. Man versuchte sich gegenseitig auf den engen Pfaden zu überholen, was für alle Beteiligten äußerst hinderlich war. Die Luft war hier schon verdammt dünn, mein Rucksack war schwer und durch meine Erkältung bekam ich sowieseo schlecht Luft. Also kurz gesagt: "Alles Scheiße, Deine Elli". Schließlich kamen wir an eine kleine Teebude. 4573 m stand dort auf einem Schild. Wir tranken einen heißen Tee, aßen unsere Notration an Müsliriegeln und schon ging es weiter, immer bergauf. Wir wollten nicht zu viel Zeit verlieren. Auf dem Weg trafen wir einen alten Nepali, der im Vergleich zu den anderen Trägern, sehr langsam ging. Er erzählte uns, daß er schon seit über 20 Jahren in diesem Gebiet als Träger arbeite. Aber auch er hatte inzwischen Probleme mit den Knien bekommen. Wir unterhielten uns noch etwas und gingen dann weiter.

Die Strecke war jetzt ziemlich flach. Ein letzter Hügel, dann ging es am Rande von Firnfeldern im Zickzack, steil bergab zum Fluß. Wir sahen auf der anderen Seite den schmalen, hellen Weg, der sich den steilen Berg zum Base Camp Thorong Phedi hochzieht. Thorong Phedi liegt an einem sandbraunen Hang, dahinter erhebt sich eine schroffe Felswand und dahinter ein verschneiter Gipfel.

Das letzte Stück zum Base Camp war so lang und steil, ich hätte umfallen können. Aber als ich die ersten bunten Fahnen des Camps sah, raffte ich mich noch einmal auf. Nach 2 3/4 Stunden hatten wir es geschafft, obwohl es mir viel länger vorkam. Wir befanden uns nun auf 4441 m und es gab noch reichlich Zimmer. Viele Gruppen waren wohl zum High Camp durchgegangen. Im Base Camp gibt es nur 2 Lodges, aber die sind riesig, wenn auch nicht sehr komfortabel. Wir bekamen eine dunkle Kammer zwischen dunklen Steinwänden zugewiesen.

Nachmittags rafften wir uns nochmal auf. Vor ein paar Stunden wäre Emilio am liebsten noch bis zum High Camp durchgegagen, aber ich war ehrlich gesagt froh, es bis um Base Camp geschafft zu haben.

Wir stiegen, ohne Gepäck, den steilen Pfad hoch, der einen Geröllhang emporführt. Wir sahen eine kleine Gruppe von Bergziegen den Hang entlanglaufen. So schnell, wie die müsste man sein! In wenigen Sprüngen befanden sie sich auf der anderen Seite des Hanges. Wir machten oft Pause, versuchten einen Rhytmus zu finden. Irgendwann ging es Emilio ziemlich schlecht. Seltsamerweise wurden seine Kopfschmerzen beim Abstieg schlimmer. Er musste sich hinlegen und eine Tablette nehmen und wir hatten schon Verdacht auf Höhenkrankheit. Doch nach einer Stunde Ruhe bekam er plötzlich einen Riesenappetit und auch die Kopfschmerzen ließen nach. Wir kamen zu dem Schluß, daß er einfach zu viel Sonne und UV-Strahlung abbekommen hatte, da er die Sonnenbrille nicht aufgesetzt hatte. Und wenn wir uns morgen beide gut fühlen würden und das Wetter nicht zu schlecht wäre, dann würden wir den Weg über den Paß wagen. Also bereiteten wir uns schonmal darauf vor und fetteten unsere Schuhe nochmal gut ein. Zum Abend gab es Makkaroni mit Tomatensoße und Yak-Käse - sehr lecker!

Treck 9. Tag - der Pass:

4.00 Uhr morgens: das Wetter war schlecht! Dicke Nebel hingen zwischen den Bergen und hoben sich hell von der schwarzen Nacht ab. Wir zögerten, vielleicht würden wir den Weg im Nebel nicht finden. Es fing an diesem Tag sehr spät an zu dämmern und wir saßen eigentlch startbereit in unserem Zimmer und warteten ab. Um 5:30 Uhr entschieden wir uns dann doch los zu gehen. Vor uns waren schon einige Gruppen mit Führern gestartet. Das wollten wir jetzt mal zu unserem Vorteil nutzen. Langsam schlängelten sich die Leute den Steilhang hoch, manche so langsam, daß wir sie von unten aus einholten, trotz Gepäck und ohne auch nur schnell zu gehen. Das Schwierigste war es an den Leuten vorbeizukommen, da sie einen nicht freiwillig vorbeiließen (wie wir es eigentlich immer machen, sobald wir bemerken, daß hinter uns jemand schneller ist). So mussten wir oft den Pfad verlassen und durch das Geröll überholen, was sehr viel Kraft kostete. Irgendwann hatten wir aber einen guten Vorsprung aufgebaut und konnten endlich in unserem eigenen Rhytmus laufen. Kleine Schritte, regelmäßige Schritte und auf die Atmung konzentrieren.

Schon nach einer Stunde hatten wir das High Camp auf ca. 4800 m erreicht. Wir machten eine kurze Pause, tranken einen Tee, der mit viel Zucker versehen wurde, damit er überhaupt nach etwas schmeckte. Dann setzten wir unsere "Geheimwaffe" ein, die "Muscle Bars" - Energieriegel mit Mandeln, die wir von meiner Schwester bekommen hatten (pro Riegel 370 kcal.). Gepowerte Kraft aus Kohlehydraten, Proteinen und Mineralien, eigentlich Bodybuilder-Nahrung. Schon nach 10 Minuten ging es weiter. Der Weg würde sich noch ziemlich ziehen. Bisher ging es nur supersteil bergauf. Das Wetter hatte jedoch aufgeklart und es schien tatsächlich noch ganz gut zu werden. Aber seit dem High Camp waren auch die Schneefelder erstmals richtig zusammenhängend, d.h., nicht nur kurze Firnfelder, sondern geschlossene Schneedecke. Zuerst waren nur ganze Hänge mit weißem Schnee bedeckt, aber bald schon war die ganze Landschaft unter einer dicken Schneedecke verschwunden. Je höher es hinauf ging, umso heftiger wurde der Wind. der uns entgegenfegte. Wir zogen das volle Programm an, Handschuhe, Schals und Halstücher, mehrere Hemden und Fleeceshirts, winddichte Jacken. Wir stiegen höher und höher. Der Wind blies uns fast um, wurde langsam zum Eissturm. Oft hielt ich mich in Emilios Windschatten, um überhaupt vorwärts zu kommen. Die Luft war dünn, die Kälte laugte aus. Wir blieben in Bewegung, auch wenn es schwerfiel. Ringsum nur Eis und Schnee, das grelle Licht reflektierte auf der weißen Oberfläche und alles sah etwas unwirklch aus. Die hohen Gipfel waren nun so weit entfernt, daß sie uns nicht mehr überragten, der Horizont schien irgendwie frei zu sein. Unglaublich! Der Eiswind, der vom Pass herunterfegte, ließ uns kaum vorankommen. Wir hielten uns in der Spur von den Trägern eine dieser Gruppen. Völlige Erschöpfung, doch noch immer kein Pass in Sicht! Irgendwann muß er doch zu sehen sein! Noch ein Hügel und noch eine Kuppe und noch immer kein Pass. Die Träger vor uns machten oft Pause, sie hatten schwere Lasten zu tragen. Ich fühlte, wie meine Finger in den Handschuhen gefroren und zog die Hände in die Ärmel der Jacke. Ich konnte kaum sprechen, obwohl ich zwei Schals um Gesicht und Ohren gewickelt hatte. Da sahen wir zwei Gipfel vor uns, hinter der nächten Kuppe! Yak Gawa Kang und Katung Kang! Dazwischen liegt der Thorong La, von dieser Seite sieht er aus wie ein weiterer Hügel, wären da nicht die vielen Gebetsfahnen!

Nach 3 3/4 Stunden hatten wir den Pass endlich erreicht. Eigentlich eine gute Zeit. Das kleine Teehaus (eine sehr kleine Hütte) war voller Israelis. Wir wärmten uns im Windschatten der Hütte, bei den Trägern etwas auf. Ich konnte gar nicht mehr spüren, ob ich noch fror. Ich merkte nur, daß meine Beine steif wurden, sobald ich rastete und ich mich kaum noch bewegen konnte. Ich mußte schnellsten runter von diesem Pass, in den Windschatten. Sturm und Kälte hatten uns ziemlich erschöpft. Die obligatorichen Fotos wurden im Schnelldurchgang gemacht. Wir hatten kaum eine Viertelstunde auf dem Thorong La verbracht.

Ich weis nicht, ob wir den richtigen Weg vom Pass gewählt hatten, jedenfalls war er kurz und schnell. Es ging einen supersteilen Gröllhang hinunter. Man musste schon acht geben, um nicht ins schlittern zu kommen. Im Nu waren wir aus der Schußlinie des eisigen Windes, der uns so ausgekühlt hatte. Es war kurz nach 9:30 Uhr, als wir einen etwas windgeschützten Platz fanden und uns zu den dort bereits sitzenden Trägern gesellten, um etwas zu essen und zu trinken.

Der Abstieg war noch länger und strapaziöser als der Aufstieg. Schnee und Firnfelder waren Tag's zuvor in der Mittagssonne angetaut und dann wieder überfroren. Alles hatte sich in rutschige Eisfelder verwandelt. Es war Vorsicht geboten. Der Weg führte immer steiler bergab. Ich hatte vorsichtshalber am Morgen meine zweite Kniebandage angelegt, aber es half nicht viel. Ich kam sehr langsam voran, immer darauf bedacht, mir jetzt bloß keine Verletzung am Knie einzuhandeln. Ich gebe zu, daß ich eine richtige Bremse war und bald schon hatte uns der ganze Tross eingeholt. Aber das hatten wir einkalkuliert. Der Abstieg war im Reiseführer genauso beschrieben worden. Und so ging ich zwar langsam, aber kontinuierlich weiter.

Auf ca. 4500 m machten wir Pause. Kleine Langhaarziegen grasten in der Nähe. Nach einer weiteren Stunde erreichten wir Muktinath Phedi, ein Rasthaus. Dort saßen aber schon alle, die uns zuvor überholt hatten. Auf eine Massenveranstaltung hatten wir gerade keine Lust und gingen weiter. Durch unsere kürzeren Pausen lagen wir eigentlich doch noch ganz gut in der Zeit. Das letzte Stück war relativ eben, aber zog sich dahin. Doch nach insgesamt 4 Stunden (vom Pass aus) hatten wir schließlich Muktinath (Ranipauwa) auf 3798 m erreicht. Wir kehrten in eine von Tibetern geführte Lodge ein und tranken erstmal ein Bier und eine Fanta. Mann, schmeckte das gut!!!

Emilio wollte nicht in Muktinath bleiben - es schien hier sehr voll zu werden. Immer neue Gruppen trafen ein. Außerdem war heute ein Israelischer Nationalfeiertag und alle Israelis checkten in Ranipauwa ein. Es würde heute abend bestimmt großes Halli-Galli geben. Also beschlossen wir noch bis Jharkot zu laufen, als wir wieder zu Kräften gekommen waren (wir kannten den Weg schon von vor zwei Jahren). Damals (1999) war ja Muktinath unser höchstes Ziel gewesen.

Hinter dem Ortsausgang kreiste ein riesiger Bartgeier dicht über dem Boden, wahrscheinlich von einem toten Tier angezogen. Von Ranipauwa nach Jharkot geht es nochmal richtig steil runter und, siehe da, genau an der Stelle, wo sich die Wege teilen (dort wo wir uns vor zwei Jahren schonmal verlaufen hatten) da verliefen wir uns auch jetzt wieder! Der Weg endete plöztlich und wir mussten erst einen kleinen Bach überqueren (wie vor zwei Jahren in anderer Richtung) und um einen Hügel heumklettern, um ins Dorf zu kommen, was ich natürlich nach all den Strapazen des Tages schon ein bisschen blöd fand. Wir erreichten das Dorf auf ca. 3600 m und blieben im Hotel Sonam für 80 Rps. für das Doppelzimmer. Wir bekamen eine Kammer auf der Dachterrasse mit Ausblick über die Felder.

Wir hatten an einem Tag insgesamt fast 3000m Höhenmeter überwunden: 1000m rauf und dann fast 2000m wieder runter! Keine schlechte Leistung! Wir waren auch entsprechend kaputt. Wir lagen erstmal eine ganze Zeit auf dem Bett, ich wollte mich vor Erschöpfung kaum rühren. Die Nachmittagssonne schien in unser Zimmer. Draußen, auf dem Feld, hatte ein Bauer seinen Ochsen angespannt und pflügte den Acker. Laut singend trieb er den Ochsen an. Eine Ziegenherde wurde unter unserem Fenster vorbeigetrieben, dann kamen einige Mönche vorbei, einer von ihnen wurde auf einem Pferd geführt. Ich beschloss, daß es eine gute Zeit für eine Dusche wäre - es war mal wieder nötig. Nachdem wir einen Spinach Burger gegessen hatten wollten wir uns auch noch etwas im Ort umsehen.

Ein kleiner Abendspaziergang in der Abendsonne zum Ausklingen, tat uns gut. Jharkot ist ein recht verschachteltes Dorf und so führten irgendwelche Gassen und Gänge uns nur in irgendwelche Viehställe. Wir sahen uns das buddhistische Kloster (von außen) an und lauschten den leisen Gesängen, die daraus ertönten. Da Jharkot an einer exponierten Stelle liegt, hat man von der Nordseite eine wunderbare Aussicht über das fruchtbare Tal. Hier fließen einige kleine Bäche, es gibt grüne Felder und Gemüsebeete. Dahinter erheben sich die dunkelbraunen, schroffen Berge des Himalaya, gekrönt von weißen Gipfeln in der Ferne. Total erschöpt fielen wir an diesem Abend in unsere Betten.

Treck 10. Tag:

Dafür waren wir auch schon um 6:30 Uhr wieder unterwegs. Ab hier war uns der Weg ja bekannt. Auf dieser Seite des Passes ist das Klima etwas milder. Wir passierten einige kleine Dörfer, in einem kauften wir ein paar Kekse für unterwegs. Es machte Spass so früh am Morgen ganz alleine unterwegs zu sein und die Stille zu genießen. Die Nilgiri-Gruppe schimmerte ganz blass im Morgendunst. Nach kanpp 2,5 Stunden hatten wir den Grenzort Kagbeni oberhalb passiert und gelangten nach Eklobatti, im Kali Gandaki Tal. Dort tranken wir erstmal in Ruhe Tee und aßen unsere Cookies.

Wir folgten nun dem breiten, steinigen Flußbett des Kali Gandaki. Nach weiteren 1,5 Stunden erreichten wir dann Jomsom auf 2713 m. Der heftige Gegenwind hatte so gegen 10:00 Uhr eingesetzt und wir wussten, daß er einem das Laufen ganz schon lästig machen kann. Man hatte in den letzten zwei Jahren einen richtigen asphaltierten Flughafen gebaut (wir kannten noch die alte Start- und Landepiste). Nahe dem Flughafen machten wir erstmal richtig Pause und bestellten uns eine Portion Gemüse-Pakra (eine Art nepalische Samosas). Nun waren wir zwar gut gestärkt, mußten aber dafür gegen den immer stärker werdenden Wind anlaufen. Ich brachte meine 44 Kilo mal wieder kaum vorwärts und hielt mich oft in Emilios Windschatten, doch der Abstand wurde irgendwann immer größer.

Kurz vor Marpha mussten wir einen Flußarm überqueren. Da es keine Brücken gibt hatte man einen langen Baumstamm über eine seichtere Stelle gelegt. Ich sollte vorangehen, da Emilio unbedingt ein Foto machen wollte. Ich balancierte also auf dem dünnen Stamm, unter mir wirbelte das weißschäumende Wasser über die dicken runden Flußsteine. Da plötzlich schlug mir eine dieser heftigen Böen in den Rucksack und hätte mich fast vom Baumstamm gehauen. Ich verlor das Gleichgewicht und um nicht ins Wasser zu fallen, sprang ich ab, vollzog eine kunstvolle Drehung in der Luft und erreichte so gerade noch das steinige Ufer hinter mir. (Schade, daß kein Filmteam anwesend war). Bei der unkontrollierten Landung hatte ich mir allerdings den Fuß verstaucht . 1 1/4 Stunden hatten wir von Jomsom aus gebraucht.

Das Tal ist bei Marpha (auf 2665 m) fruchtbar und grün. Es gibt alles: Weizen, Mais, Aprikosen und Äpfel. Als wir nach Marpha kamen, standen hunderte von Apfelbäumen in Blüte. Es regnete leicht, obwohl weit und breit keine Wolke zu sehen war. Der starke Wind musste den Regen von woanders hergetrieben haben. Wir checkten diesmal in der Daulaghiri Lodge ein. Es gab eine heiße (!) Dusche. Wir hatten schon seit Tagen nicht mehr richtig heiß duschen können und es war toll in dem sauberen, gekachelten Bad eine ausgiebige Dusche nehmen zu können. Den Rest des Tages verbrachten wir mit einem schweizer Paar, welches das Zimmer neben uns gemietet hatte.

Wir liefen noch etwas gemainsam durch Marpha, besorgten uns erstmal eine Tüte getrockneter Äpfel für 25 Rps. und ein Stück Yak-Käse. Zum Abendessen gab's "Pizza" und reichlich Apple-Cydre.

Treck 11. Tag:

Mein verstauchter Fuß legte es nahe in Marpha eine Pause einzulegen. Wir lagen ohnehin sehr gut in der Zeit. Emilio war schon wieder um 7:00 Uhr auf den Beinen, obwohl wir gestern eigentlich recht lange Cyder getrunken hatten (der Aufenthaltsraum war gut beleuchtet und wir hatten uns noch lange mit den Schweizern nach dem Essen unterhalten). Ich wollte heute einen Waschtag einlegen, man konnte die Sachen gut auf der Veranda vor dem Zimmer trocknen. Die Daulaghiri Lodge ist eine recht schnuckelige Unterkunft - ein hübsches Holzhaus mit Innenhof, vielen Blumen und Veranda. Die Mutter des Inhabers hatte wohl das Sagen, das schien man ganz deutlich heraus zu hören. Wir nannten sie "die Mutter des Brian", ihre Stimme war unverwechselbar. Sie gab die Order und war an allen Plätzen emsig beschäftigt: hier polierte Sie Gläser und Becher, dort kümmerte sie sich um die Tische und da rückte sie die Stühle zurecht. Sie sorgte für Ordnung, wirbelte in der Küche herum und achtete darauf, daß jeder seiner Aufgabe nachkam.

Draußen trabte ein halbes Bataillon im Laufschritt durch die engen Gassen. " Die Ablösung für die Soldaten in Jomsom", sagte uns der Inhaber. "Die Soldaten dienen gerne in Jomson, weil es dort angenehm kühl ist, im Vergleich zum Tal." Wir machten uns auf zu einem Bummel. Wir kauften uns eine Tüte getrocknete Aprikosen, tranken Tee und besichtigten das Kloster von Marpha. Mittags gab es einen Spinnach-Mushroom -Burger in der Lodge, der als besonders gut zu erwähnen ist. Nachmittags zog Emilio alleine los, besuchte ein kleines Lokal, wo man kein Englisch sprach. Der Aara war wohl ausgezeichnet und kostete nur 10 Rps. (im Vergleich zu 30 Rps in den Lodges). Ich kümmerte mich währenddessen um die Wäsche (muß auch sein). Nachmittags gab's noch Kuchen und Tee und Abends trafen wir wieder auf Michael, Hermann und Bale, die auch in der Daulaghiri Lodge abgestiegen waren. Wir aßen gemeinsam zu Abend, und plauderten noch etwas bei Pizza und Apple-Cyder. Von ihnen erfuhren wir, daß es wohl am Tag, an dem wir den Pass überquert hatten, zu späterer Zeit, wegen des Sturms, einen Verletzten gegeben hatte, ein Träger hatte sich einige Knochen gebrochen.

Treck 12. Tag:

Um 6:00 Uhr hatten wir die Rucksäcke wieder auf dem Rücken. Nach einem Ruhe- und Schlemmertag waren wir wieder frisch. Stolze 2285 Rps. hatten wir für unseren "Luxustag" bezahlt. Schon nach einer Stunde erreichten wir Tukche auf 2590 m. Ab hier ging es weiter durch das steinige, trockene Flußbett des Kali Gandaki, welches in diesem Abschnitt mehrere hundert Meter breit ist. Ab und zu wird es von Flußarmen durchquert, die in der Trockenzeit jedoch nicht sehr breit sind und mit Hilfe von Baumstämmen überquert werden können. 3,5 Stunden wanderten wir das mit runden, glatten Steinen übersäte Flußbett entlang. Beladene Eselskarawanen kamen uns entgegen. Die Sonne brannte mittlerweile recht heiß und die Steine im Flußbett erhizten sich. Bald wurde das Bett zu einem Glutofen, es gab keinen Schatten. Plötzlich hörten wir in der Ferne ein Donnern und Tösen - dachten zuerst an ein Gewitter - doch als das Geräusch anhielt blickten wir nach oben. Dort in den Bergen, auf der anderen Seite des Flußtals ging eine mächtige Lawine ab. Zuerst war kaum etwas zu sehen, doch auf ihrem Weg ins Tal wurde immer mehr Schnee mitgerissen und das ganze endete schließlich in einer riesigen weißen Wolke.

Endlich führte der Weg durch einen Wald und wir genoßen den Schatten der Bäume. Der Weg zog sich unendlich. Wir durchquerten Kokhe Tanti und Dhampu. Nach weiteren 4,5 Stunden erreichten wir schließlich Kalopani. Wir aßen in der Alpine Lodge etwas Reis, es war eine Miniportion von der selbst ich nicht so richtig satt wurde. Etwas weiter trafen wir wieder auf Bale, der Michael und Hermann in der See-You-Lunch-Box gelassen hatte. Wir tranken noch zusammen Tee und machten uns dann auf die Socken. Zwischen Kalopani und Lete ist der Weg breit und steingepflastert. In Lete mußten wir wieder einchecken. Dann führt der Weg durch einen Wald und es geht steil bergab. Eine Hängebrücke führt über den Lete Khola, dann geht's durch Fichtenwälder. Hier konnte man schon wieder Farne sehen und eine kleine Bambusart. Der Kali Gandaki bildet hier ein tiefes Tal.

Nach etwa 1,5 Stunden kamen wir durch Kaiku, wo es einige kleine Lodges gibt. Nach weiteren 15 Minuten erreichten wir Upper-Ghasa. Auch hier gibt es einige interessante Lodges, die zum Verweilen einladen, aber wir wollten noch bis Lower-Ghasa kommen. Dort checkten wir in derselben Lodge wie zwei Jahre zuvor ein (der Kali Gandaki Lodge), duschten in einem Holzverschlag, hinten im Garten. Es hatte angefangen zu regnen und bald brach ein Gewitter los. Also saßen wir mal wieder auf der überdachten Terrasse bei Tee (Claudia) und Bier (Emilio :-) ) und schauten dem Regen zu. Nachmittags gingen wir noch ein bisschen herum, kehrten in eine andere Lodge ein und dort saßen Hermann und Michael hinten in der Küche auf dem Boden, aßen Mais und tranken Bier. Bale verhandelte gerade etwas mit der Hausfrau auf Nepali. Sie luden uns ein und wir tranken Bier und aßen Popcorn. Dann begann die Wirtin kleine Speisen aufzutischen: ein Gemüse aus wildem Lauch und andere Kleinigkeiten. Ein Platzregen hatte mittlerweile eingesetzt, der dann in Hagel überging und so mußten wir einige Zeit bleiben, bevor wir zurück in unsere Lodge kamen. Unser Abendessen bestand aus Pizza und Chowmien (gebratene Nudeln mit Gemüse).

Treck 13. Tag:

Abmarsch war um 6:30 Uhr. Es hatte nachts noch heftig geregnet und weitere Erdrutsche hatten die Wege überschüttet. Wir rätselten mal wieder, wo denn der Ersatzweg langführen sollte. Bis jetzt waren nur Einheimische unterwegs. Unten am Fluß sahen wir einige Frauen und folgten ihnen. Der Fluß war enorm angestiegen und viel breiter als sonst. Die Brücken waren von beiden Seiten umspült, sodaß wir erst über die, von wildem Wasser umspülten, Felsen springen mussten, um den Brückenanfang zu erreichen. Auf der anderen Seite ging es, nach einer Weile, steil nach oben. Wir hatten gerade ein Stück des schmalen Pfades hinter uns gebracht, als uns die erste Karawane erreichte, die aus ca. 10-15 Tieren bestand. Wir zwängten uns an den Eseln vorbei und warteten in einer etwas breiteren Kehre das Ende der Karawane ab. Doch wir kamen nicht weit, denn gleich dahinter war schon die nächste Karawane im Anzug. Das gleiche Spiel begann von vorne. Als wir den provisorischen Zick-Zack Pfad endlich geschafft hatten kamen uns immer noch Esel entgegen. Wir passierten Kopchepani und erreichten die Brücke nach Katre. So ca. 30 Karawanen und hunderte von Tieren mussten wir auf diese Weise passieren, das hielt natürlich unendlich auf!

Und so erreichten wir auch erst um 9:00 Uhr, nach 3,5 Stunden, die Waterfall-Lodge in Rupse Chhakara, wo wir erstmal Riesen-Donuts (25 Rps.) frühstückten. Wir genehmigten uns einen "Big Pot Tea" mit zwei Teebeuteln (nicht wie vor zwei Jahren, als der Big Pot, genau wie der Small Pot nur einen Teebeutel beinhaltete). Die Esel hatten uns aus dem Zeitplan geworfen, aber das muß man halt mit einplanen., auch wenn uns nun der heiße Vormittag bevorstand. In Dana trafen wir wieder auf Michael, der Sprinter Hermann war ihm "abgehauen" und so gingen wir ein Stück zusammen. Dana (ca. 1400 m) ist eines jener Dörfer dessen Hütten sich weit verstreut über mehrere Kilometer den Weg entlangziehen. Aber schließlich erreichten wir, 3 Stunden hinter der Waterfall-Lodge, die ersten Häuser von Tattopani auf 1200 m (d.h. erst Upper-Tattopani, dann Middle-Tattopani und schließlich Lower-Tattopani).

Wir suchten uns eine hübsche Lodge im mittleren Teil, die Daulaghiri Lodge für 100 Rps. pro Zimmer, das mitten in einem Garten lag. Nachmittags bummelten wir noch etwas durch's Dorf, tranken etwas in einem winzigen Lokal, in das sich wohl nur wenige Touristen zu verirren schienen. Die Cola wurde uns aus einem Eimer mit kaltem Wasser serviert, wir durften auf der Schlafbank platznehmen, und tranken unsere lauwarme Cola, während die Hausfrau etwas in einem großen Kessel zubereitete. Später, gegen Abend aßen wir Sukuti (getrocknetes, scharf angebratenes Büffelfleisch mit viel Chilli und Koriander) für 40 Rps. in einem anderen kleinen Lokal, in dem sich auch haupsächlich Einheimische befanden. Sukuti bekommt man in Touristenrestaurants sowieso nicht.

Das Abendessen nahmen wir in unserer Lodge ein, zusammen mit Michael und Hermann, die noch einen Tag hierbleiben wollten. Bale war seit dem Nachmittag nicht mehr aufgetaucht. Er hatte wohl etwas zu Rauchen aufgetan und man sah ihn leicht benebelt in Richtung der heißen Quellen davonschweben.

Abends fing es dann wieder an zu regnen, leider auch in unserem Zimmer. Und so mussten wir mitten in der Nacht nochmal unsere Betten verrücken, um nicht allzu naß zu werden.

Treck 14. Tag:

Die ersten Vorboten des Monsun kamen diesmal sehr früh. Draußen war alles klatschnaß. Nachdem Emilio den Zimmerpreis heruntergehandelt hatte, füllten wir erneut unsere Wasserflaschen. Um 6:30 Uhr ging es weiter. Wir mußten am Check-Point in Tattopani einchecken und gleich dahinter nochmal im ACAP-Büro in Ghar Khola. Trotzdem hatten wir nach 1,5 Stunden den steilen Aufstieg bewältigt, der über viele Felsstufen auf einen kleinen Pass vor dem Ort Ghara hochführt. Auch Ghara ist ein recht verstreuter Ort. Im Schatten eines Baumes tranken wir etwas. Nach weiteren 2 Stunden machten wir die erste Pause in einem kleinen Teehaus am Wegrand. Wir bestellten Tee. Die Wirtin sprach selbst kein Englisch, aber ihre Kinder konnten es schon recht gut. Sie übersetzten für uns. Um 9:00 Uhr war es schon recht heiß und die Luftfeuchtigkeit entsprechend hoch. Eigentlich bauchte man sich gar nicht großartig zu bewegen um zu schwitzen. Wir wanderten noch zwei weitere Stunden durch Ghara (1705 m) und Sikkha (1980 m). Der Weg führte durch Terrassenfelder und Wiesen. Aus den Wäldern klangen bekannte Vogelstimmen - Kuckuck und das Klopfen der Spechte. Zu Gesicht bekamen wir allerdings nur Steinkrähen, Dohlen und Raben. In Top-of-Sikkha gab es ein leichtes Mittagessen: Momos, Fanta und viel Wasser für 290 Rps. Es dauerte lange bis die Momos serviert wurden, daher gingen wir auch erst um 12:15 Uhr weiter.

Die sengende Hitze schien den Wasserbüffeln nichts auszumachen, die man hier immer wieder antraf. Nach Phalante war der Weg sehr schwierig, teilweise nur ein Trampelpfad durch den Wald. In Citre rasteten wir dann in der Daulaghiri Lodge. Es war nicht mehr so heiß. Eigentlich wollten wir hier übernachten und dann über Ghandruk und Dhampus gehen. Aber wir entschieden uns doch noch um 14:15 Uhr nach Gorepani aufzubrechen. Es ging durch die dichten Rhododendron-Wälder immer steil bergauf und danach "zur Abwechslung" mal steil bergauf. Wir kannten die Strapaze ja schon. Schließlich in Gorepani auf 2775 m angekommen, mieteten wir uns wieder in der Himalayan-View Lodge ein. Insgesamt hatten wir knapp 5 1/2 Stunden gebraucht.

Die alte Inhaberin der Himalayan-View Lodge gab uns einen Nachlaß aufs Zimmer (von 140 Rps auf 100 Rps). Die Lodge war seit damals komplett umgebaut worden, viel gemütlicher. Eine Hot-Shower gab es jetzt auch, die nahmen wir auch gleich in Anspruch. Abends aßen und tranken wir noch etwas, alberten im Kreise einiger anderer Gäste noch mit der Wirtin rum. Sie ist eine sehr humorvolle Frau und spricht sogar etwas Deutsch. Emilio trank eine ganze Kanne Rakshi für 60 Rps, die sie dann nicht bezahlt haben wollte.

Treck 15. Tag:

Zwischen 4:00 und 5:00 Uhr war wieder allgemeine Volkswanderung zum Poon Hill angesagt. Lautes Gepolter und baldiger Aufbruch. Wir drehten uns nochmal rum. Als wir aufstanden konnten wir aus unserem Fenster Annapurna South und den Hiunchuli sehen, wie sie von der Morgensonne angestrahlt wurden. Wir frühstückten noch ein Tibetan Bread (ein süßes Zuckerbrot) und Tee und brachen um ca. 7:00 Uhr auf. Die ersten Morgenmaschinen aus Phokkara flogen dicht über das Dorf. Der Weg führt durch dichte Rhododendron-Wälder, es geht immer bergab. Wir brauchten ca. 3 Stunden bis Ulleri. Dort bestellten wir erstmal Nudelsuppe und Cola (190 Rps.). Und um 10:30 Uhr ging es weiter abwärts. Bis hierher war es für mein Bein schon recht anstrengend gewesen (da es in der Regel bergauf besser geht). Doch dann folgte der knallharte Abstieg über Stein- und Felsstufen bis Tirkhedunga auf 1525 m. Nach insgesamt 4,5 Stunden machten wir dort Rast im Indra-Guesthouse. Wir tranken ein erfrischendes Bier.

Emilio wollte unbedingt noch bis Birethanti kommen und so brachen wir auch bald wieder auf. Das letzte Stück ist ziemlich hart, besonders wenn man es in einem Tag bewältigt. Der Weg zieht sich unglaublich, durch Hille und andere kleine Dörfer. Bei brüllender Hitze schleppte ich mich voran, brauchte ständig Wasser. Doch schließlich erreichten wir doch noch das Ziel - Birethanti. Wir checkten bei der Polizei und im ACAP-Büro aus und gingen dann nach Naya Phul, wo wir den Bus nach Phokkara nahmen (2x50 Rps.).

Nach nur 15 Tagen hatten wir das Ziel erreicht - die Zivilisation hatte uns wieder. Wir würden uns nun ein Zimmer an der Lake Side nehmen, erstmal ausgiebig duschen und dann ein paar Momos und ein Buff-Chili (Büffelfleisch mit Chillies) in dem kleinen Restaurant am See bestellen - ein paar Tage ausspannen, um dann nach Süden aufzubrechen - ins Terai!


© 2004/2012 Claudia Sancho Fotos: Emilio Sancho

Fotos:

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Bus-Bahnhof

Unsere Route

Besisahar

Haengebruecke

Manaslu

Marsiangdi

Bahudanda

Bahudanda

Cristal Guesthouse

kurz vor Syange

Syange 1190m

Ein harter Weg

Tal 1685m

Claudia auf einer Haengebruecke

Auf den Weg nach Dharapani

Auf den Weg nach Dharapani

Bagarchap

Bagarchap

Kleiner Wasserfall

Emilio on the way

Eingebrochene Betonbruecke

Latamarang 2360m

Latamarang

Bruecke aus Bohlen

Chetipu

Senkrechte Felswand

Manistein

Manistein

Bratang

Manisteine

Auf dem Weg nach Pisang

Annapurna II

Die Paungda Danda-Wand

Ist das der Pisang Peak?

Holzbruecke

Annapurna II 7937m

Pisang 3190m

Pisang



Die Paungda Danda-Wand

Annapurna III, Gangapurna und Tilicho Peak

Hongde

Annapurna III 7555m

Baumgrenze vor dem Annapurna III



Braga mit Tempel

Braga 3475m

Ausserhalb Bragas

Manang 3500m

Die Annapurnas ueber Manang

Marsiangdi

Manang von Sueden

Der Glacier Dome Gletscher

Der Gletschersee vom Glacier Dome

Da liegt unser Ziel!

Der Glacier Dome

Gebetsmuehlen in Manang

Kunstvoll geschnitztes Fenster

Der Weg nach Tangi

Blick zurueck nach Manang

Kurz vor Gunsang

Chulu Ost 6059m

Inschriftenstein in Kangyang Khola

Yak Kharka 4000m

Wilde Blauschafe in der Umgebung

Yak oder besser gesagt Nak

Chulu West 6548m

Gangapurna, Tarke Kanga und Khangsar Kang

Richtung Thorong La

Noch ein Yak

Thorong Pedi

Der Aufstieg beginnt

Unglaubliche Landschaft

Weiter gehts

Durch die weisse Wueste

Immer hoeher

Claudia wird es langsam kalt

Hier ist die Luft schon recht duenn

Claudia auf dem Thorong La 5416m hoch!